China bleibt im Tischtennis übermächtig. Weltranglisten-Erster setzt sich gegen Landsmann durch.
Zhang Jike hat sich am Donnerstag zum Tischtennis-Olympiasieger gekürt. Der 24-jährige Weltmeister und Weltranglisten-Erste aus China setzte sich im Finale in London gegen seinen Landsmann Wang Hao mit 4:1 (16,5,6,-10,11) durch. Für den vier Jahre älteren Wang bedeutete dies bereits die dritte Olympia-Final-Niederlage in Folge. Bronze ging an den Deutschen Dimitrij Ovtcharov durch einen 4:2-Erfolg über Chuang Chih-Yuan aus Taiwan.
Nur Chinesen in Finalspielen
Chinas Tischtennisspieler haben die olympischen Einzelwettbewerbe nach Belieben dominiert. Neben Zhang hat bei den Damen Ding Ning triumphiert und in den Endspielen standen ihnen jeweils Landsleute gegenüber. Vor vier Jahren in Peking hatten die Chinesen sogar sämtliche sechs Einzel-Medaillen gewonnen. In London hätte es mit großer Wahrscheinlichkeit genauso geendet, wäre die Zahl der Teilnehmer pro Land und Geschlecht nicht von drei auf zwei reduziert worden.
Zweite Niederlage in Folge
Zhang gewann das etwas einseitige Finale in fünf (von sieben möglichen) Sätzen gegen Wang, der sich in Peking Ma Lin hatte beugen müssen. Der Olympiasieger von 2008 steht gar nicht im Aufgebot, obwohl er Weltranglisten-Sechster ist. Chinas dritter Mann, der in den nächsten Tagen im Dreierteam ohne Zweifel die nächste Goldmedaille einfahren wird, ist Ma Long, die Nummer zwei der Welt.
Europa hat das Nachsehen
Vor allem in den 1990er Jahren, aber auch am Anfang des neuen Jahrhunderts hatten die besten Europäer noch recht wacker mit den Chinesen mithalten können. Sie stellten einen Olympiasieger - der legendäre Schwede Jan-Ove Waldner siegte 1992 in Barcelona - und viermal den Weltmeister, zuletzt 2003, als Österreichs Werner Schlager in Paris für eine der größten Sensationen in diesem Sport sorgte. Schlagers Erfolg ist neun Jahre her, seither lauten die Nachnamen der Weltmeister Wang, Wang, Wang und Zhang. Die Dominanz der Chinesen dürfte sich sogar noch verstärken, denn ihr Reservoir an guten Nachwuchsleuten ist größer als das aller europäischer Nationen zusammen.
Die Europäer holten in London bei den Männern immerhin noch die freie Bronze-Medaille. Der gebürtige Ukrainer Ovtcharov gewann sie für Deutschland. Ovtcharov, der fast jeden Punktgewinn entgegen den Gepflogenheiten mit einem Schrei quittiert, war im Herbst 2010 positiv auf Clenbuterol getestet worden. Er wurde freigesprochen und kam um eine zweijährige Sperre herum, die ihm einen Start in London verunmöglicht hätte. Ovtcharov und sein Anwalt hatten die Verantwortlichen des deutschen Tischtennisverbandes überreden können zu glauben, er habe das leistungs- und kraftsteigernde Mittel mit dem Verzehr von verseuchtem Kalbfleisch in China zu sich genommen.
Bei den Frauen sind echte Europäerinnen in der Weltspitze nahezu "ausgestorben". Keine brachte es in die Viertelfinali: die Rumänin Elizabeta Samara und die Weißrussin Wiktoria Pawlowitsch schieden im Achtelfinale aus. Alle übrigen unter den besten 16 waren Asiatinnen. Und zwar solche, die für ihr eigenes Land spielen, oder solche, die sich in einem europäischen Land haben einbürgern lassen. Ihre Nachnamen in der Reihenfolge des Tableaus: Ding, Jiang, Li, Fukuhara, Feng, Wu, Shen, Kim, Ishikawa, Li, Wang, Li, Park, Li.