Feyisa Lilesa potestiert gegen das Regime: "Vielleicht werden sie mich töten"
Mit einer symbolträchtigen Geste und einer leidenschaftlichen Ansprache vor Journalisten hat der Äthiopier Feyisa Lilesa beim olympischen Marathon gegen die politischen Verhältnisse in seiner Heimat protestiert. Der Silbermedaillengewinner war am Sonntag in Rio de Janeiro mit erhobenen und überkreuzten Armen ins Ziel gerannt. Damit wollte er auf die politischen Gefangenen aufmerksam machen.
Bei der Pressekonferenz erklärte Lilesa ausführlich und voller Inbrunst, was hinter seiner Aktion steckte. Sein Englisch reichte trotz seiner sichtlichen Bemühungen aber nicht aus, um sich richtig verständlich zu machen. "Streikt für Frieden! Sprecht über Demokratie - überall auf der Welt", forderte er nachdrücklich.
"Weiß nicht, was jetzt passiert"
Sein politisches Engagement auf der olympischen Bühne könnte dem 26-Jährigen noch einigen Ärger einbringen. Die Regel 50.3 der olympischen Charta verbietet den Sportlern "jede Demonstration oder politische, religiöse oder rassische Propaganda an den olympischen Städten, Austragungsorten (...)". Mögliche Strafmaßnahmen sind eine Rüge, Entziehung der Akkreditierung oder im schlimmsten Fall eine Disqualifikation.Der Kummer von Feyisa Lilesa gilt den Oromos, einer ethnischen Minderheit in seinem Heimatland Äthiopien. In den vergangenen neun Monaten wurden laut Lilesa rund tausend Oromos von Regierung und Militär umgebracht.
Der Olympia-Zweite weiß, dass seine Darstellung im offiziellen Äthiopien nicht gut ankommen wird. "Ich weiß nicht, was passiert, wenn ich jetzt zurückkehre", sagte Lilesa. "Vielleicht werden sie mich töten, vielleicht werden sie mich einsperren." Lilesa sagte auch, unter den Gefangenen und Getöteten seien einige seiner Freunde, Bekannten und Verwandten gewesen.