Unter den Toten sind ein Brite, eine Deutsche und sechs Amerikaner. Die Taliban haben die Verantwortung für die Hinrichtung übernommen. Die Ausländer waren als Augenärzute in Afghanistan tätig.
Bei einem Taliban-Angriff in der nordafghanischen Provinz Badakhshan sind zehn Mitarbeiter einer christlichen Hilfsorganisation getötet worden. Der Direktor der "International Assistance Mission" (IAM), Dirk Frans, teilte am Samstag in Kabul mit, die Opfer seien sechs US-Amerikaner, ein Brite, ein Deutscher, sowie zwei afghanische Dolmetscher. Taliban-Sprecher Sabjullah Mujaheed sagte der Nachrichtenagentur AP in Pakistan, die Helfer seien umgebracht worden, weil sie für die USA spioniert und "für das Christentum missioniert" hätten.
Keine Ausweise
Über die Staatsangehörigkeit der Opfer hatte es
zunächst Verwirrung gegeben, in einem Bericht war von sechs getöteten
Deutschen die Rede gewesen. Der Polizeichef der Provinz Badakhshan, General
Agha Noor Kemtuz, gab bekannt, dass die Opfer am Freitag in einem Wald des
Bezirks Kuran Wa Munjan bei ihren von Kugeln durchsiebten Allradautos
gefunden worden waren. "Wir konnten keine Ausweise oder etwas in der Art
finden", sagte er. "Es wurde nichts zurückgelassen." Bei den getöteten
Ausländern handle es sich um drei Frauen und fünf Männer. Dorfbewohner
hätten die Gruppe in der Region vor 15 Tagen gesehen. Vor zwei Tagen hätten
Dorfbewohner der Polizei gemeldet, sie hätten die verlassenen Geländewagen
der Ausländer gesehen. Daraufhin seien Suchmannschaften in das Gebiet
geschickt worden.
Mobile Augenklinik
"Diese Tragödie wirkt sich negativ auf
unsere Fähigkeit aus, weiter dem afghanischen Volk zu dienen, wie wir es
seit 1966 getan haben", sagte IAM-Chef Frans. "Wir hoffen, dass wir unsere
Arbeit nicht einstellen müssen, die jedes Jahr einer Viertelmillion Afghanen
zugutekommt." Die Gruppe sei von einer mobilen Augenklinik in Nuristan auf
dem Rückweg nach Kabul gewesen. IAM ist eine seit 1966 in Afghanistan tätige
christliche Hilfsorganisation, die sich auf Hilfe in der Augenheilkunde
konzentriert.
Tom Little unter den Opfern
Einer der getöteten Amerikaner sei
der Optiker Tom Little, der seit 30 Jahren in Afghanistan gearbeitet habe.
Im August 2001 sei Little zusammen mit sechs Deutschen und einem weiteren
amerikanischen IAM-Mitarbeiter von der damaligen Taliban-Regierung verhaftet
worden, weil sie versucht haben sollen, Afghanen zum Christentum zu
bekehren. Sie wurden schließlich des Landes verwiesen. Little sei nach der
US-Invasion im November 2001 nach Afghanistan zurückgekehrt.
Ein dritter Afghane überlebte nach Angaben des Polizeichefs den Überfall. "Er sagte mir, er habe geschrien und den heiligen Koran rezitiert und gesagt: 'Ich bin Muslim. Tötet mich nicht!'"