Chaos in Polen

"Biber an Hochwasser Schuld"

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Bisher kamen 15 Menschen in den Fluten um. Polens Innenminister Miller hat nun einen Schuldigen im Tierreich gefunden.

Die Gefahr durch das Hochwasser in Polen hat sich am Dienstag nicht weiter verstärkt. Ein Feuerwehrsprecher sprach am Montag von den schlimmsten Überschwemmungen seit mehr als 100 Jahren, 15 Menschen kamen demnach bisher ums Leben. In Brandenburg in Deutschland wurde für weite Abschnitte der Oder die erste von vier Alarmstufen ausgerufen.

Dämme könnten brechen
Die Zahl der Todesopfer durch das alarmierende Hochwasser in den Flüssen Oder und Weichsel sei auf 15 gestiegen, sagte Feuerwehrsprecher Pawel Fratczak. Das Hochwasser habe ein Ausmaß, wie es "seit 1884 nicht mehr beobachtet" worden sei. Vor allem die Dauer der Überschwemmungen bereitet den Behörden Sorge.

Am Montag wurden erste Deiche kontrolliert gesprengt. Die Druck des Wassers war zu groß. Durch die Aktion sollte die Wassermassen von den Wohngebieten fern gehalten werden und stattdessen auf Wälder und Wiesen umgeleitet werden. Die Aktion verlief erfolgreich. Ein Teil des Weichselwassers kehrte ins Flussbett zurück. In Warschau ging der Pegel der Weichsel langsam aber ständig zurück, die schwammig gewordenen Deiche drohen aber weiterhin zu brechen. Gefährlich wurde es am rechten Nebenfluss der Oder, der Warthe.

Kampf gegen Hochwasser geht weiter
Der Scheitel der Oder floss am Vormittag durch Glogow in Niederschlesien durch. Die Lage in der Stadt sei stabil, vereinzelte Unterspülungen der Deiche würden schnell beseitigt, hieß es. "Es gibt keine Dammdurchbrüche", sagte ein Sprecher des Krisenzentrums. Für zehn niederschlesischen Landkreise galt der Hochwasseralarm.

Bei Plock nordwestlich von Warschau ging unterdessen der Kampf gegen Wassermassen, die nach einem Deichbruch am Sonntag 23 Ortschaften überflutet haben, weiter. Das Wasser gehe zurück, die Lage bleibe aber sehr ernst, sagte Chef des zentralpolnischen Verwaltungsbezirkes Mazowsze, Jacek Kozlowski. Die Weichsel verwüstete dort ein Gebiet von 8.000 Hektar, 2.400 Menschen mussten evakuiert werden.

"Biber Schuld an Hochwasser"
Als Ursache für die schweren Überschwemmungen will Polens Innenminister Jerzy Miller Biber ausgemacht haben. "Der größte Feind der Deiche ist ein Tier, das sich Biber nennt. Biber leben überall an den Weichseldeichen und tragen zu ihrer Zerstörung bei", sagte Miller.

Der polnischen Naturschutzbehörde zufolge leben 50.000 Biber im Land, teilweise stehen sie unter Schutz. Nach den Überschwemmungen wurden aber mehr Tiere zur Jagd freigegeben. Nicht alle Experten geben jedoch alle Schuld den Bibern. "Die Biber graben Tunnel in den Deichen und destabilisieren sie so von innen", sagte Feuerwehrsprecher Pawel Fratczak. "Aber sie sind nicht die einzigen, es gibt auch noch die Wühlmäuse."

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