Furcht vor weiteren vier Jahren Trump als Antrieb vieler Demokraten.
In den USA befindet man sich in den Startlöchern zum "Super Tuesday". Nach den ersten vier Vorwahlen ist kurz vor der dienstäglichen Megavorwahl das ursprünglich breite Teilnehmerfeld deutlich geschrumpft.
Tom Steyer, Pete Buttigieg und Amy Klobuchar warfen das Handtuch. Das bedeutet,, dass sich die moderaten Wähler in den USA auf ihren Kandidaten geeinigt haben - und der heißt Joe Biden.
In der "Mile High Station", einem renovierten Ziegelhaus am Rande des Stadtzentrums von Denver, der Hauptstadt des Bundesstaats Colorado, sollte Montagmittag Amy Klobuchar einen Wahlkampfauftritt abhalten. Kurz vor dem Super Tuesday wollte die als moderat bekannte Präsidentschaftsanwärterin nochmals bei den Wählern um Unterstützung werben.
Noch am selben Tag sollte es dann in Richtung des US-Bundesstaats Oklahoma weitergehen. Auf dem mit Holz verzierten Haus der Mile High Station sind die grünen "Amy"-Sticker überall gut sichtbar.
Im Inneren der an Alpenromantik erinnernden Veranstaltungshalle wurde eine große US-Flagge angebracht und die ersten Kameras befinden sich bereits in Stellung. "Wir öffnen um 12:15 wie geplant die Türen", so ein Mitarbeiter des Senatorin in der Rocky-Mountain-Metropole Denver. Klobuchars Auftritt war für 13 Uhr anberaumt.
Es sollte jedoch anders kommen. Am Sonntagabend hatte mit Mayor Pete Buttigieg überraschend ein als moderat bekannter Kandidat seinen Rücktritt aus dem Wahlkampf der Demokraten angekündigt. "Ich werde nicht mehr versuchen, der Kandidat der Demokraten für 2020 zu sein. Ich werde jedoch alles in meiner Macht Stehende tun, dass wir einen neuen demokratischen Präsidenten im kommenden Jänner haben", erklärte Buttigieg in seiner Heimatstadt South Bend im Rahmen seiner Abschiedsrede.
Der Rücktritt kam etwas überraschend, hatte doch Buttigieg nicht zuletzt in Iowa knapp vor Sanders gewonnen und auch die Vorwahl in New Hampshire als starke Nummer 2 beendet. Auch das Wahlkampfteam von Pete Buttigieg war darauf nicht unbedingt vorbereitet. "Wir sind traurig, aber wir feiern, was wir alles erreicht haben", so eine Mitarbeitern von Team Buttigieg in Colorado.
Mayor-Pete-Konkurrentin Amy Klobuchar hatte ebenfalls nicht den besten Tag. Sprechchöre erzwangen am Sonntag in Minnesota, dem Heimatbundesstaat der Senatorin, den Abbruch einer Wahlveranstaltung. "Black lives matter" sowie "Amy muss gehen!" forderten die Protestierenden.
Am Montag gegen 11:30 Uhr machten dann auch vor der "Mile High Station" plötzlich Rücktrittsgerüchte von Amy Klobuchar die Runde. "Das passiert tatsächlich", so eine der wartenden Amy-Fans. Kurz danach war es offiziell. Amy Klobuchar hatte nach Pete Buttigieg ebenfalls das Handtuch geworfen. "Das ist das Ende", bestätigte einer der Kampagnenhelfer gegenüber der APA. "Danke fürs Kommen. Amy wird nach Dallas fliegen und dort ihre Unterstützung für Joe Biden erklären."
Sowohl "Mayor Pete" als auch Amy Klobuchar waren an der Demografie Amerikas zerbrochen - das wurde vor allem bei der jüngsten Vorwahl in South Carolina sichtbar. Die beiden Midwest-Kandidaten hatten bei den afroamerikanischen Wählern sowie Latinos in dem Ostküstenbundesstaat nahezu keinen Rückhalt, wie die Wahldaten belegen.
Das war der Anfang vom Ende. Im Gegensatz dazu konnte sich der nach den ersten drei Vorwahlen mit dem Rücken zur Wand stehende Ex-Vizepräsident Joe Biden behaupten. Er hatte in Iowa einen enttäuschenden vierten Platz erreicht, in New Hampshire reichte es gar nur für Platz 5. Bidens fulminanter Wahlsieg in South Carolina gab jedoch nicht nur der eigenen Kampagne neues Feuer. South Carolina besiegelte, wer der Kandidat der "moderaten" Wähler der Demokraten sein würde - nämlich jemand, dem man zutrauen könnte, das diverse Elektorat der demokratischen Wähler Amerikas zu vereinen.
Bei vielen potenziellen Wähler in Colorado geht die Angst um, dass, falls der derzeit führende Linkskandidat Bernie Sanders wieder nicht nominiert wird, viele seiner jungen Wähler aus Protest zu Trump überlaufen. "Wenn Bernie es nicht wird, dann werden viele der jungen Leute Trump aus Protest wählen", so ein Bewohner aus Denver.
Im Jahr 2016 wurde den enttäuschten Sanders-Unterstützern nachgesagt, Donald Trump zum Wahlsieg verholfen zu haben. Bei den Vorwahlen der Demokraten hatte sich Ex-Außenministerin Hillary Clinton in einem langen Ringen gegen Sanders durchgesetzt. "Die Frage ist, ob die Sanders-Unterstützer im Fall des Falles für Biden stimmen würden", meint Steve Horst (61) aus Denver gegenüber der APA.
"Ich werde jetzt jedenfalls Biden wählen", so Horst, der extra für die Amy-Klobuchar-Rally gekommen war, aber nun enttäuscht die Rückreise antreten musste. Biden wäre "einer, der gemeinsam mit Obama den Affordable Care Act eingeläutet hat". Auch Horst will unbedingt ein Szenario wie im Jahr 2016 "vermeiden".
Caroline Fleck (57) war ebenfalls aus dem benachbarten Aurora für das Klobuchar-Event in der Rocky-Mountain-Metropole Denver angereist. "Ich wünschte, (die beiden Milliardäre, Anm.) Bloomberg und Steyer hätten ihr Geld investiert um einen jungen, moderaten Kandidaten unterstützen", so die Krankenschwester, die nun ebenfalls für Biden stimmen wird. Bei Sanders sieht sie vor allem dessen Haltung gegenüber reichen Amerikanern kritisch. "Wenn jemand hart dafür gearbeitet hat, dann warum nicht?", so Fleck.
Die Angst, dass Trump eine weitere Legislaturperiode im Weißen Haus bleibt, ist bei den enttäuschten Beschern der Mile High Station greifbar. "Wir haben einen Lügner, Schwindler und Betrüger als Präsidenten. Trump macht unsere Nation kaputt", sagte Horst. "Es ist mir peinlich Amerikanerin zu ein, mit Trump im Weißen Haus", meinte auch Fleck.
Der Bundesstaat Colorado gilt traditionell als einer der "Swing States". Das heißt, dass sich sowohl Republikaner als auch Demokraten die Chance auf einen möglichen Wahlsieg im November ausrechnen können. Auch US-Präsident Donald Trump hatte zuletzt in dem für Wintersport bekannten Bundesstaat die Wahlkampfwerbetrommel gerührt. Trump besuchte am 20. Februar die Stadt Colorado Springs.