Deutschland

Bürgermeister fordert mehr Flüchtlinge

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Der Bürgermeister von Goslar sorgte für große Aufregung.

Vor zwei Jahren forderte Oberbürgermeister Oliver Junk, dass seine Stadt Goslar mehr Flüchtlinge aufnehmen sollte als vorgesehen. Flüchtlinge seien eine Chance für Städte wie das niedersächsische Goslar, die unter dem demografischen Wandel leiden.

Immer mehr Menschen seien weggezogen, weshalb Flüchtlinge deren Plätze einnehmen sollten, um die Stadt vor dem Aussterben zu bewahren. Außerdem habe er es als humanitäre Pflicht gesehen, Menschen aufzunehmen, berichtet der "Focus".

"Kein Problem"

2014 interessierte sich noch kaum jemand für das Thema Flüchtlinge, durch die Flüchtlingskrise 2015 seien seine Forderungen schließlich fast von alleine erfüllt geworden.

Während in anderen Städten plötzlich Chaos herrschte, gab es in Goslar keinerlei Probleme, so Junk. "Es mussten zu keinem Zeitpunkt Menschen in Zelten schlafen", erklärte der CDU-Bürgermeister. Außerdem sei es möglich gewesen, alle Flüchtlingskinder in Schulen und Kindergärten zu versorgen. 1.600 Flüchtlinge leben in der Stadt, die eine Gesamtbevölkerung von rund 51.000 aufweist. Der Flüchtlingsanteil in Goslar liegt also bei rund 3 Prozent.

"Wir haben es geschafft"

Vor allem für die regionale Wirtschaft seien die Flüchtlinge eine Bereicherung gewesen, auch die Bewohner der Stadt seien sehr entspannt an die Flüchtlingsthematik herangegangen. "Schätzungsweise 40 bis 100 Betriebe haben Praktikumsplätze für Flüchtlinge angeboten", erklärte Junk dem "Focus". Bisher seien etwa 30 Praktika zustande gekommen.

"Goslar beweist, dass wir es geschafft haben", so Junk. Er ist der Überzeugung, dass alle Kleinstädte ab 10.000 Einwohnern Flüchtlinge "exzellent unterbringen" könnten. Dies würde schließlich zu einer Entlastung der größeren Städte führen.

Enttäuscht von "negativem Drall"

Überrascht und auch enttäuscht habe den Oberbürgermeister nur der "negative Drall in Deutschland". "Ich dachte, die Gesellschaft ist weiter", betonte er verblüfft.

Allgemein sollten die positiven Geschichten rund um die Flüchtlingsthematik nicht so in den Hintergrund geraten, meint er. Obwohl bestimmt viele Kleinstädte wie Goslar gute Erfahrungen machen, höre man von diesen Geschichten viel zu selten.

Lob an Merkel

Der Goslarer Bürgermeister gehört außerdem zu den wenigen in der CDU, die weiterhin hinter Kanzlerin Merkel stehen. "Merkel tut uns gut", sagte Junk zum "Focus". Er sei seit zwei Jahren richtig begeistert von der Bundeskanzlerin.

Kritik an Merkel findet er als vermessen: "Die Menschen, die momentan im Parlament sitzen, haben Angela Merkel auch viel zu verdanken und sollten sie jetzt nicht kritisieren, schließlich sind sie vorher auf ihrer Beliebtheitswelle mitgeschwommen."

Angst vor der AfD

Trotz der positiven Erfahrungen befürchtet Junk, dass die AfD bei den Kommunalwahlen in Niedersachsen am 11. September auch in Goslar mobilisieren könne. Dies liege jedoch am deutschen Gesamttrend, da die AfD nicht ausschließlich wegen der Flüchtlingsthematik Anklang finde.

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