Laut Verfassungsschutz

Deutscher Rapper als IS-Terrorführer

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"Deso Dogg" ruft radikalisierte Salafisten auf, sich der Extremistentruppe anzuschließen.

Der deutsche Radikalislamist Denis Cuspert (38) gehört nach Erkenntnissen des Berliner Verfassungsschutzes zum engeren Kreis der Terrororganisation Islamischer Staat (IS). Der Ex-Rapper "Deso Dogg" sei dem IS im April beigetreten, heißt es in einem Dossier, das die Berliner Innenverwaltung veröffentlichte. Der Berliner rufe radikalisierte Salafisten auf, sich der Extremistentruppe anzuschließen.

Bei einem Treffen mit hochrangigen IS-Chefs soll Cuspert im April einen Treueschwur auf den Topterroristen Abu Bakr al-Bagdadi geleistet haben, schreibt der Verfassungsschutz in seiner Analyse, über die auch "Bild am Sonntag" und "Berliner Morgenpost" (Sonntag) berichteten. In dem Bericht ist auch von einem Video von Ende Juli die Rede, das Cuspert "bei der Schändung einer Leiche" zeige. Bei dem Toten handelt es sich dem Verfassungsschutz zufolge um einen zivilen Mitarbeiter eines Gasfeldes, der wie seine Kollegen "offenkundig mit Kopfschüssen getötet" worden sei

"Propagandist des Islamischen Staats"
Cuspert ist laut Analyse der Verfassungsschützer um "eine zumindest öffentlich dargestellte Authentizität in der Lebensführung bemüht". Seine "Glaubwürdigkeit auf dem Schlachtfeld geht einher mit der gestiegenen Wertschätzung in der internationalen dschihad-salafistischen Szene", heißt es in dem Report weiter. Er genieße "eine exponierte Stellung als deutschsprachiger Propagandist des Islamischen Staates". Das berge "ein erhebliches Mobilisierungsmoment für einschlägig radikalisierte Personen in Deutschland". Cuspert könne "junge Menschen für ein vorgebliches Paradiesversprechen ins Verderben locken".

Cuspert, der sich inzwischen Abu Talha der Deutsche nennt, wurde 1975 als Sohn einer Deutschen und eines Ghanaers geboren. Er wuchs in verschiedenen West-Berliner Stadtteilen auf, vor allem aber in Kreuzberg. Laut Verfassungsschutz wuchs der Bub in ein soziales Milieu hinein, "das sich analog zur US-amerikanischen Gang-Kultur über Gewalt, kriminelle Geldbeschaffung und exzessive Lebensführung definiert".

2002 begann seine Karriere als "Gangsta-Rapper". In seinen Texten verarbeitete "Deso Dogg" persönlichen Erfahrungen mit Diskriminierung. Er sei zwar wenige Jahre später innerhalb der deutschsprachigen Hip-Hop-Szene bekannt gewesen, der große Durchbruch sei ihm aber nicht gelungen, schreibt der Verfassungsschutz. Seit 2007 habe er sich als gläubiger Muslim präsentiert.

Spätestens Anfang 2010 bestanden laut Verfassungsschutz Kontakte zur Berliner Al-Nur-Moschee. Damals entstand ein Video, das Cuspert im Gespräch mit dem salafistischen Prediger Pierre Vogel zeigt. Mitte 2012 sei Cuspert zunächst nach Ägypten ausgereist, Anfang 2013 dann weiter nach Syrien gezogen. Im September 2013 sei er - offenkundig bei einem Luftangriff des syrischen Militärs - schwer am Kopf verwundet worden.

Im selben Monat erhob die Staatsanwaltschaft in Köln in Abwesenheit Anklage gegen Cuspert wegen Sachbeschädigung. Er soll einem Reporter in einer Moschee eine Filmkamera entrissen und diese auf den Boden geworfen haben. Das Verfahren wurde eingestellt, weil Cuspert schon damals als untergetaucht galt.

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