Pakistan

Jetzt gibt die Flut Leichen frei

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Seit vergangener Woche ist ÖSTERREICH-Reporter Florian Lems in der Krisenregion. Gestern besuchte er das total zerstörte Dorf Mianwally.

Schweigend stehen die Dorfbewohner in einer Ruine. Verwesungsgeruch liegt in der Luft. Eine Decke wird über einen Körper gezogen. Es ist die Leiche eines Mannes, er muss tagelang im Wasser gelegen haben. Niemand kennt den Toten. Wieder ein Toter mehr. Am Samstag wurden etwa im Punjab 50 Leichen gefunden. Bisher wurden offiziell über 1.500 Tote gezählt, gut 1.000 Menschen werden noch vermisst.

Den Helfern geht es jetzt darum, den Überlebenden zu helfen, die von Hunger, Durst und Krankheiten bedroht sind.

Kein Haus steht mehr
Zurück ins Dorf Mianwally, nahe Charsadda: Hier ist das volle Ausmaß der Katastrophe sichtbar. Etwa 1.400 Menschen lebten hier bevor das Wasser kam. Jetzt steht kein einziges Haus mehr. „Ich möchte mein Haus wieder aufbauen, ich weiß aber nicht, wie“, sagt Mohammad Shahabuddin. Der 24-Jährige hofft, dass die Regierung ihr Versprechen hält: Sie hat 250 Euro pro zerstörtes Haus in Aussicht gestellt. Die Bewohner von Mianwally leben jetzt in umliegenden Schulen, viele in Zeltlagern.

Kranke Kinder
Wie etwa in Chikhisara: „Wir haben 450 Familien, die in 266 Zelten leben“, sagt Maqsood Alam, der die Hilfe für eine lokale NGO organisiert. Familien liegen im Schatten der Zelte, davor stehen Kühe. Dazwischen spielende Kinder, viele sind krank. „Vor allem die ansteckenden Hautkrankheiten machen uns Sorgen“, sagt Dr. Tariq Shahnam, der in einem Zelt behandelt. Besorgniserregend findet er die steigende Zahl der Durchfallerkrankungen: „Die Kranken sind völlig dehydriert, wir haben aber zu wenig Medizin“.

Dennoch: Im Zeltlager ist ersichtlich, dass dort, wo das Wasser sich zurückzieht, die Hilfe ankommt. Die Menschen im Lager Chikhisara werden mit grundlegenden Nahrungsmitteln versorgt, die Wassertanks von „Ärzte ohne Grenzen“ versorgen die Flüchtlinge, 15.000 Liter stehen täglich zur Verfügung. Die Diakonie hat Latrinen gebaut, lokale Organisationen verteilen Nahrung und Medikamente.

Im Süden, in der Provinz Sindh, läuft die Hilfe erst an. Hier setzt eine weitere Flutwelle gerade riesige Landstriche unter Wasser, Die Prognose ist düster: „Pakistan wird Wochen, Monate, Jahre lang Hilfe brauchen“, so UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon.

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