Mutmaßlicher Überfall

Krim-Vorfall: EU und USA widersprechen Putin

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US-Botschafter sieht keinen Hinweis auf ukrainischen Überfall.

Die Ukraine und die USA haben russische Angaben über einen bewaffneten Überfall auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim zurückgewiesen. Der US-Botschafter in Kiew, Geoffrey Pyatt, erklärte am Donnerstag, die USA hätten keine Hinweise darauf, dass ukrainische Spezialkräfte tatsächlich Infrastruktureinrichtungen auf der Krim hätten angreifen wollen.

Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko sagte, die Anschuldigungen seien ein zynischer Vorwand für militärische Drohungen gegen sein Land. Der russische Geheimdienst FSB hatte erklärt, ein Angriff auf der Krim sei vereitelt worden. Präsident Wladimir Putin bezeichnete die angeblichen Aktionen der Ukraine als "dumm" und "kriminell".

Pyatt: Falsche Anschuldigungen

Pyatt erklärte auf Twitter, Russland habe wiederholt falsche Anschuldigungen gegen die Ukraine erhoben, um von eigenen widerrechtlichen Taten abzulenken. Es gebe keine Hinweise auf einen Einfall ukrainischer Kräfte in der Krim. Die russische Zeitung "Kommersant" berichtete dagegen unter Berufung auf Sicherheitskreise, eine Gruppe Männer habe die Tourismusbranche auf der Krim schaden wollen. Mehrere Festgenommene hätten das zugegeben. Zwei Saboteure seien getötet und fünf festgenommen worden. Die meisten von ihnen seien Bewohner der Krim, einige hätten russische Pässe. Ihr Ziel sei gewesen, Sprengsätze in Ferienanlagen zu zünden und Panik zu verbreiten. Sie hätten erklärt, keine Menschen töten zu wollen.

Russland hatte im März 2014 die zur Ukraine gehörende Krim im Schwarzen Meer nach einer international nicht anerkannten Volksabstimmung annektiert. Dies und Kämpfe im abtrünnigen Osten der Ukraine führten zu internationalen Sanktionen gegen Russland. Deren Aufhebung werde Russland nicht erreichen, indem es die Ukraine diskreditiere, sagte Präsident Poroschenko. Er erwarte, dass Russland an der Umsetzung der Friedensvereinbarungen von Minsk mitarbeite.

Aufrüstung

Ein Sprecher der ukrainischen Grenztruppen sagte, Russland habe in den vergangenen Tagen die Zahl seiner Soldaten an der Grenze zur Ukraine aufgestockt. Es werde auch mehr moderne Ausrüstung herangeschafft. Inmitten der Spannungen verwies die Ukraine auf ihre militärische Stärke. Die Armee habe genügend Mittel, um das Land verteidigen zu können, sagte der Sprecher des Generalstabes, Wladislaw Selesnjow. Die Lage in der Krim-Region habe man im Blick. Auch Russland lässt die Muskeln spielen: Die Marine plane ein Manöver im Schwarzen Meer, zitierten mehrere Nachrichtenagenturen das Verteidigungsministerium. Es solle die Abwehr von Unterwasser-Angriffen durch Saboteure geübt werden.

Investoren reagierten auf die Spannungen verunsichert: Die Preise für ukrainische Dollaranleihen fielen um 1,5 Prozent. Die Aktienbörse in Kiew gab um 0,4 Prozent nach.

EU bezeichnet Russlands Anschuldigungen als unbestätigt

Die EU hält die russischen Terrorvorwürfe gegen die Ukraine für unbewiesen. "Es ist wichtig festzuhalten, dass es für die Behauptungen der russischen Behörden bisher keine unabhängige Bestätigung gibt", teilte eine Sprecherin der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini am Donnerstag in Brüssel mit.

Sie wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass Beobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) keinen Zugang zu der von Russland einverleibten Krim hätten. Der russische Präsident Wladimir Putin hat dem Nachbarland Ukraine zuvor wegen angeblich versuchter Anschläge auf der Schwarzmeer-Halbinsel Krim mit Gegenmaßnahmen gedroht. Russland hat nach Angaben seines Inlandsgeheimdienstes FSB im Kampf gegen ukrainische Saboteure zwei Soldaten verloren.
 

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