Airbus-Crash

Lubitz war suizidgefährdet

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Laut Staatsanwaltschaft galt er über einen "längeren Zeitraum" als suizidal.

Der Todespilot des Germanwings -Jets war nach Angaben der Staatsanwaltschaft Düsseldorf in der Vergangenheit wegen Selbstmord-Gefahr in psychotherapeutischer Behandlung. Dies betreffe aber einen längeren Zeitraum bevor Andreas Lubitz seinen Pilotenschein gemacht habe, teilten die Ermittler am Montag in Düsseldorf mit.

In jüngster Zeit hätten Ärzte bei dem 27-Jährigen jedoch weder eine Selbstmordgefahr noch ein Risiko für Angriffe auf andere Personen festgestellt. "Im Folgezeitraum und bis zuletzt haben weitere Arztbesuche bei Fachärzten für Neurologie und Psychiatrie mit Krankschreibungen stattgefunden, ohne dass Suizidalität oder Fremdaggressivität attestiert worden ist", erklärte die Staatsanwaltschaft. Ärztliche Dokumente über eine organische Erkrankung seien nicht gefunden worden. Dies gelte auch für die angeblichen Augenprobleme, über die Medien berichtet hatten.

Keine Hinweise auf Motiv
Bei den Ermittlungen fanden die Staatsanwälte nach eigenen Angaben bisher weder im persönlichen und familiären Umfeld von Andreas L. noch an seinem Arbeitsplatz Hinweise auf ein Motiv. Auch fehle weiter eine Ankündigung für die Tat oder ein Bekennerschreiben. Die Behörde spielte damit offenbar auf entsprechende Medienberichte der vergangenen Tage an.

Die französischen Behörden bemühten sich unterdessen mit schwerem Gerät, eine Straße in die Nähe der abgelegenen Absturzstelle in den Alpen zu bauen. So soll die Bergung der Leichenteile beschleunigt werden. Die Arbeiten würden vermutlich bis Dienstag oder Mittwoch abgeschlossen sein, sagte der Sprecher der Gendarmerie, Xavier Vialenc. "Damit werden wir Zeit sparen", erklärte er. Bisher seien DNA-Spuren von 78 Opfern entdeckt worden.

Bisher müssen die Bergungshelfer von der Gendarmerie mit Hubschraubern zur Absturzstelle gebracht werden. Die Hänge dort sind so steil, dass sie nur angeseilt arbeiten können. Schlechtes Wetter schränkt die Helikopterflüge ein. Die Helfer suchen außerdem nach dem zweiten Flugschreiber, der die technischen Daten des Fluges aufzeichnet. Die bisherigen Ermittlungsergebnisse beziehen sich auf die Auswertung des Stimmenrekorders aus dem Cockpit.

VIDEO: Co-Pilot war selbstmordgefährdet

Versicherer stellen 300 Millionen Euro zurück
Das Versichererkonsortium der Lufthansa-Gruppe bildete wegen möglicher Schadensersatzforderungen 300 Millionen Dollar (275 Millionen Euro) an Rückstellungen. Zu diesem Schritt habe sich das von der Allianz angeführte Konsortium Ende vergangener Woche entschlossen, erfuhr das "Handelsblatt" aus Versichererkreisen. Das sei fast das Doppelte der üblicherweise kalkulierten Summe.

In der Regel werde in der Luftfahrt im Todesfall pro Passagier mit einer Entschädigung von einer Million US-Dollar kalkuliert, im Fall von Flug 4U9525 wären das 150 Millionen Dollar. Hinzu kommen die Kosten für das Flugzeug, das in diesem Fall mit 6,5 Millionen Dollar versichert gewesen sein soll, heißt es in dem Bericht weiter. Dass die Assekuranzen nun deutlich mehr Geld zurückstellten, lasse den Schluss zu, dass sie mit langwierigen und teuren Entschädigungsprozessen rechneten. Lufthansa wollte den Bericht demnach nicht kommentieren.

Opfer-Identifizierung dauert bis vier Monate
"Wir können nicht versprechen, dass alle Opfer identifiziert werden können", sagte der Leiter des zuständigen Kriminalinstituts der französischen Gendarmerie, Francois Daoust. "In Abhängigkeit von der Anzahl der Körperteile, die gefunden werden, kann der Zeitrahmen zwischen mindestens zwei und vier Monaten schwanken", sagte Daoust.

Der Fachmann verwies auch auf die Umstände des Absturzes der A320 vor knapp einer Woche in den französischen Alpen. "In diesem Fall ist der Aufprall auch mit großer Geschwindigkeit erfolgt", sagte Daoust.



 

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