Pulverfass Ägypten

ÖSTERREICH-Reporter in Kairo
 verhaftet

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Brutale Jagd auf Ausländer bei Demonstration - Armee verhindert Kämpfe.

ÖSTERREICH-Reporter in Kairo
 verhaftet
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Tahrir-Platz, Freitagmittag. Zehntausende harren hier seit elf Tagen aus. Sie beten, singen die Nationalhymne, skandieren: "Mubarak muss weg!"

Für Ausländer wird die Situation immer gefährlicher. Längst machen die vom Staatsfernsehen zusätzlich aufgepeitschten Mubarak-Schergen auch außerhalb des Tahrir-Platzes Jagd auf Regimegegner, Ausländer und Journalisten: ÖSTERREICH-Reporter Karl Wendl wird von dem wütenden Mob aus dem Auto gezerrt und verhaftet. Vor dem Hotel skandieren sie: "Wir schneiden euch die Gurgel auf!"

Massenproteste in Kairo


"Sie sehen in den Medien Feinde", argumentiert Mihad Altmann (53). Bis gestern fuhr er mit seiner Tochter (17) und seinem Sohn (21) täglich zu den Demonstranten. Jetzt sagt er: "Wer nun hin will, muss um sein Leben fürchten. Die Mubarak-Anhänger sind bewaffnet."

An den acht Zufahrtsstraßen des Tahrir-Platzes (doppelt so groß wie der Heldenplatz) stehen Barrikaden. Errichtet aus Wellblech, Mauerteilen, Eisenstangen. Kartons mit Wasserflaschen werden an die Barrikaden geschleppt, Lebensmittel, Medikamente für die Demonstranten. Selbst zwei Erste-Hilfe-Stellen gibt es bereits. Unter freiem Himmel werden Platzwunden genäht, Schnittwunden versorgt – Spuren der heftigen Kämpfe zwischen Mubarak-Anhängern und Mubarak-Gegnern in den vergangenen zwei Tagen.

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Am Dienstag war eine Million Menschen auf dem Platz der Befreiung. Am Freitag sind es deutlich weniger. Nach den wilden Straßenschlachten ziehen massive Armee-Einheiten rund um den Platz auf.

Mubarak-Gegner 
haben Angst bekommen
Sie haben Schlagstöcke, Messer, Macheten. Beschimpfen jeden Mubarak-Gegner, der durchwill. Die meisten Mubarak-Gegner bleiben deshalb nach dem Freitagsgebet zu Hause. Wie auch Nadia Fahrid (43), eine "Halbösterreicherin". Ihre Mutter kommt aus Graz, ihr Vater ist Ägypter. Sie arbeitet als Managerin für die Lufthansa. Bisher fuhr sie jeden Tag über die Qasr-el-Nil-Brücke zum Tahrir-Platz und brachte den Demonstranten Medikamente. Jetzt ist ihr das zu gefährlich geworden: "Bezahlte Mubarak-Anhänger beschimpfen und bespucken dich, es ist apokalyptisch gefährlich."

Trotzdem reißt die Unterstützung für die Demonstranten nicht ab: So wagte sich am Freitag der Generalsekretär der Arabischen Liga, Amr Mussa, auf den Tahrir-Platz: "Wir wollen dich als Präsidenten", jubelte die Menge.

Die Gewalt kann aber auch er nicht stoppen: Bisher starben bei den Kämpfen mindestens acht Menschen, 1.600 wurden verletzt.
 

ÖSTERREICH-Reporter Karl Wendl: "Lag 10 Minuten am Boden"

Zuerst sah ich die Anti-Mubarak-Demonstranten. Dann der Schrecken: Joey, mein Taxifahrer, wartet in der Nähe des Hilton-Ramses­ Hotels auf mich. Wie jeden Tag. In der Nähe der Nil-Corniche. Es ist kurz nach 13 Uhr. Ende des Freitagsgebets. Vom Hilton-Ramses sind es gerade 200 Meter bis zum Tahrir-Platz. Hinter dem Hotel Dutzende Ambulanzwagen. In den Krankenwagen keine Helfer, sondern Soldaten.

Ich springe ins Taxi, Joey rauscht weg. In Richtung Boulek. Von dort wollen wir auf die 15.-Mai-Brücke, die einzige, die von der Armee nicht gesperrt ist. Raus aus dem Chaos.

Eine fatale Entscheidung. Bereits nach 100 Metern geraten wir in den ersten Pulk von Mubarak-Anhängern. Sie wollen zum Tahrir-Platz. Haben Messer, Macheten, Schlagstöcke, Steine, Mubarak-Poster. Wir werden angehalten. Kontrolle. Es sind wilde Gestalten, die ins Auto starren. Im Schritttempo fahren wir weiter.

10 Minuten am Boden
Die Menge der Mubarak-Anhänger wird immer größer. Eine Kontrolle nach der anderen. Plötzlich schreit einer: "Ein Ausländer!" Die Tür wird aufgerissen, sie zerren mich aus dem Wagen, drücken mich zu Boden. Einer tritt auf meine Schulter, ein anderer in mein Kreuz. Zwei Halbwüchsige mit Macheten in der Hand durchsuchen mich. Holen meine Kameras, mein Telefon, meinen Pass. Entdecken ein Pakistan-Visum: "Ein Spion", schreien sie. Ich sage: "Nemsa, Österreicher."

Sie reagieren nicht. Inzwischen sind es mehrere Dutzend. Ich sehe ihre Stiefel. Will aufstehen, werde niedergedrückt. Sie drohen mit Schlagstöcken, mit Zaunlatten. Aber sie schlagen nicht. Gute 10 Minuten liege ich da. Die Menge tobt, schreit: "Mubarak, Mubarak!" Einer drückt mir sein Mubarak-Poster ins Gesicht. Ein anderer starrt mich an – der Blick, der Hass, die Wut.

Gerettet
Dann zerren sie mich wieder zu meinem Wagen. Ich muss Joey bezahlen, den Fahrer. Dann schicken sie Joey weg. Treiben mich durch die enge Gasse. Von allen Seiten werde ich beschimpft, sie ballen die Fäuste, recken sie in meine Richtung. Drohen mit ihren Schlagstöcken.

Jetzt greift ein junger Soldat ein. Der Mob zeigt ihm meinen Pass, das Pakistan-Visum: "Spion, Spion", rufen sie. Dann kommt ein Offizier. Von einem Panzerwagen wird ein Maschinengewehr auf die Menge gerichtet. Erst jetzt geben sie mir meinen Pass. Die Armee bringt mich weg. Hält mich eine Stunde fest. Dann bringen sie mich zur Nil-Brücke. Gerettet. "Sorry", sagt der Soldat.

Karl Wendl

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Seite 2: Die Ereignisse des Tages im LIVE-Ticker zum Nachlesen


ÖSTERREICH-Reporter in Kairo
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Showdown am Freitag in Kairo: Das Freitaggebet soll heute der Funke an der Zündschnur der Revolution sein, Zigtausende versammeln sich auf dem Tahrir-Platz im Zentrum. Mubarak muss sofort gehen, fordern die Demonstranten. Die EU verlangt einen sofortigen Machtwechel . Die USA arbeiten bereiten an einem Rückzugsszenario für Mubarak . oe24 hält Sie hier LIVE auf dem Laufenden!



22.14 Uhr: Andere Sorgen als die Ägypter hat die Tierschutzvereinigung PETA in den USA: Sie hat das Außenministerium in Washington aufgefordert, sich um Hunde und Katzen geflohener US-Bürger in Ägypten zu kümmern. Viele der rund 2400 Amerikaner, die mit Hilfe des State Department aus Ägypten ausgeflogen wurden, hätten Haustiere zurückgelassen, heißt es in einem am Freitag veröffentlichten Brief der Gruppe an Außenministerin Hillary Clinton.

Massenproteste in Kairo


22.09 Uhr: US-Präsident Barack Obama drängte in seiner mit Spannung erwarteten Rede auf rasche Reformen: "Der Übergangsprozess in der ägyptischen Regierung beginnt jetzt." Die Zukunft des Landes solle von dem ägyptischen Volk entschieden werden. Zu Details des Machtwechsels äußerte sich der US-Präsident allerdings nicht. Obama rief außerdem zu Gewaltverzicht auf: Gewalt gegen Menschenrechtler, Journalisten und friedliche Demonstranten verletze Menschenrechte und internationale Normen.

21.45 Uhr: US-Regierungssprecher Robert Gibbs erneuerte die Forderung an die ägyptische Führung, mit möglichst vielen Vertretern der Opposition zu verhandeln. Er verwies zudem darauf, dass es für Mubarak und dessen Stellvertreter Omar Suleiman "Möglichkeiten zu einem echten Wechsel" gebe. Auf diese Weise könne vermieden werden, dass das arabische Land in das Chaos abdrifte, vor dem Mubarak selber gewarnt hatte.

21:27 Uhr: Die ägpytische Regierung verkürzt die - ohnehin nur mäßig erfolgreiche - Ausgangssperre ab dem morgigen Samstag von 17 Uhr bis 7 Uhr morgens auf 19 Uhr bis 6 Uhr morgens, berichtet das staatliche Fernsehen.

21:12 Uhr: Nach Angaben des ägyptischen Gesundheitsministeriums kamen seit Montag zwölf Menschen bei Zusammenstößen zwischen Anti- und Pro-Mubarak-Demonstranten ums Leben.

20:56 Uhr: ElBaradei bewertet eine mögliche Machtübernahme durch Vizepräsident Omar Suleiman, gegen den es "eine große Opposition" gebe, skeptisch. Er gelte als "Verlängerung von Mubaraks Arm". Das Regime kämpfe um sein Überleben und mache nur "sehr langsam" Zugeständnisse, beklagt ElBaradei.

20:43 Uhr: Die Organisation "Reporter ohne Grenzen" verurteilt die Übergriffe gegen Journalisten scharf. Mindestens 60 Journalisten, die über die aktuellen Ereignisse in Ägypten berichtet haben, seien seit dem 2. Februar festgenommen worden. Acht Reporter werden offenbar noch wie vor festgehalten. Rund 70 Journalisten wurden laut "Reporter ohne Grenzen" bislang körperlich angegriffen oder bedroht.

20:26 Uhr: Der ägyptiche Vizepräsident Omar Suleiman wird sich mit einer Gruppe prominenter unabhängiger Personen treffen, um über eine Lösung der Staatskrise zu beraten. Suleiman würde dabei für eine Übergangsperiode die Befugnisse des Präsidenten erhalten, berichtet Politikwissenschaftler Diaa Rashwan, der zu den Gesprächen eingeladen wurde.

20:07 Uhr Nach mehr als einwöchiger Schließung soll die Börse in Kairo den Handel wieder aufnehmen. Offiziellen Angaben zufolge ist der Handelsbeginn für diesen Sonntag geplant, den ersten Werktag der neuen Woche, allerdings zunächst mit eingeschränkten Zeiten. Die anhaltenden Unruhen hatten vor einer Woche die Kurse einbrechen lassen. Der Wertverlust belief sich laut den Angaben am 26. und 27. Jänner auf insgesamt rund 12 Mrd. Dollar (8,80 Mrd. Euro), ein Absturz um 15,7 Prozent, woraufhin der Handel ausgesetzt wurde.

19:59 Uhr: ElBaradei wertet die bisherige Zugeständnisse des ägyptischen Regimes angesichts der Massenproteste als unzureichend. Eine Reihe "sehr wichtiger Themen" sei noch nicht angesprochen worden, etwa die Aufhebung des seit 30 Jahren geltenden Ausnahmezustands oder die Änderung bei der Zulassung von Parteien. "Sie kämpfen immer noch um ihr Überleben", sagt er mit Blick auf das Regime des bedrängten Präsidenten Hosni Mubarak.

19:49 Uhr: "Wer bei den Wahlen antritt, ist im Moment wirklich nicht so wichtig. Aber wenn es die Leute so wollen, würde ich selbstverständlich zur Verfügung stehen." Jedenfalls wolle er auch in Zukunft in der ägyptischen Politik "eingebunden sein", betont der Wahl-Wiener ElBaradei.
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19:41 Uhr: Nobelpreisträger Mohamed ElBaradei meint in einem Interview auf Al Jazeera, dass er durchaus bei den kommenden Präsidentschaftswahlen in Ägypten antreten könnte und dementiert damit frühere Aussagen, wonach er eine Kandidatur ausschließt.

19.29 Uhr: Tausende Anti-Regierungs-Demonstranten versammeln sich zur Stunde am Tahrir-Platz, während das Militär versucht, Pro-Mubarak-Demonstranten abzuschirmen.

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19:08 Uhr: Die ägyptische Opposition gegen das Regime von Präsident Hosni Mubarak erhält von Demonstranten in anderen arabischen Ländern Unterstützung. In der libanesischen Hauptstadt Beirut versammelten sich am Freitag Protestierer vor der ägyptischen Botschaft. Sie forderten den Rücktritt Mubaraks und bezeichneten ihn auf Plakaten als "Marionette Israels und der USA", wie Augenzeugen berichteten. Am Vorabend hatte es vor der ägyptischen Botschaft Zusammenstöße zwischen Demonstranten und der libanesischen Polizei gegeben.

18:51 Uhr: Al Arabiya berichtet von Aussagen des ägyptischen Premierministers Ahmed Shafiq, wonach es "unwahrscheinlich" sei, dass Präsident Mubarak seine Macht an den neuen Vizepräsidenten Suleiman abtreten werde.

18:42 Uhr: Der geistliche Führer des Iran, Ayatollah Ali Khamenei, bezeichnete die Proteste am Freitag als "Islamische Befreiungsbewegung" und forderte die Menschen in Ägpyten und Tunesien auf, sich im Namen ihrer Religion gegen den Westen zu vereinen.

18:29 Uhr: Der CIA verteidigt sich gegen die Vorwürfe: "Wir haben vor Instabilität gewarnt", sagte die CIA-Verantwortliche Stephanie O'Sullivan. Unklar sei lediglich gewesen, was genau die Krise auslösen würde.

18:19 Uhr: US-Politiker haben amerikanische Geheimdienste wie die CIA für mangelhafte Aufklärungsarbeit zu Beginn der Krise in Ägypten gerügt. Die Behörden hätten die Folgen der Proteste für die Region nicht ausreichend verdeutlicht, meinte die Vorsitzende des Geheimdienstausschusses im Senat, Dianne Feinsetein. Der Ausschuss sei nicht genügend über die Lage unterrichtet worden.

18:02 Uhr:
Berlusconis Äußerungen zu Präsident Mubarak ("weiser Mann"; siehe Eintrag um 16.59 Uhr) ruft international heftige Kritik hervor: Mubarak habe die regierungskritischen Demonstranten in seinem Land "auf brutale Weise zusammenknüppeln lassen", sagte die Vorsitzende der Grünen-Fraktion im Europaparlament, Rebecca Harms. Indem er weiter an der Macht hänge, "ist er verantwortlich für die Toten, und da zu sagen, das ist ein weiser Mann, das ist übel". "Die Aussage von Berlusconi ist unfassbar, peinlich und schädlich", meint auch der außenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagfraktion, Rolf Mützenich.

17:52 Uhr:
Der Generalsekretär der Arabischen Liga, Amr Moussa, hat sich mit der Gruppe "Rat der Weisen" getroffen. Diese übermittelte dem Büro von Vizepräsident Omar Suleiman einen Kompromissvorschlag, wonach Präsident Mubarak zwar bis September formell im Amt bleiben solle, die Amtsgeschäfte aber im Wesentlichen an seinen Stellvertreter übergibt.

17:45 Uhr: Die ägyptische Armee habe Befehl, "den ausländischen Medien zu helfen", meldete der Nachrichtensender Al-Arabiya. Zuletzt waren etliche ausländische Journalisten von Mubarak-Anhängern bedroht oder bei ihrer Arbeit behindert worden. Diesen ging es unter anderem darum, die Live-Berichterstattung vom Tahrir-Platz zu verhindern.

17:26 Uhr: Die ägyptische Regierung will nach eigenen Angaben Bürger entschädigen, die durch die Unruhen Schäden erlitten haben. Der Hilfsfonds soll nach Angaben des Finanzministeriums umgerechnet rund 630 Millionen Euro umfassen. "Wir haben ausgerechnet, dass die Ausgaben ohne Belastung des Etats geleistet werden können", sagte Finanzminister Samir Radwan gegenüber Reuters.

17:08 Uhr: Sicherheitskräfte hätten die Räumlichkeiten der Muslimbruderschaft gestürmt und 12 Journalisten, die an der Webseite arbeiteten, festgenommen, berichtet die ägyptische Zeitung "Al Masry Al Youm".

16:59 Uhr: Der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi hat den ägyptischen Staatschef Mubarak als klugen Mann gewürdigt. "Ich hoffe, dass die Regierung weiterbestehen kann", sagte Berlusconi.

16:46 Uhr: Zehntausende Demonstranten haben sich auf dem Tahrir-Platz in Kairo eingefunden, um den Rücktritt von Präsident Mubarak zu fordern. Die Armee verhaftete unter dem Jubel der Demonstranten einige Mubarak-Anhänger unweit des Tahrir-Platzes.

16:35: Auch auf dem Wiener Stephansplatz fanden sich Gegner des ägyptischen Regimes ein. Etwa 250 Personen riefen "Weg mit Mubarak!" 80 bis 90 Polizeibeamte waren im Einsatz, um mögliche Auseinandersetzungen mit Pro-Mubarak-Anhängern im Keim zu ersticken.

Proteste in Wien:

Anti-Mubarak-Demo in Wien
© APA

16:32 Uhr: Die EU verlangt von Ägypten die "uneingeschränkte Achtung der Menschenrechte und Grundfreiheiten" sowie "freie und faire Wahlen".

16:12 Uhr: UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon tritt für baldige freie Wahlen in Ägypten ein. Freie Wahlen seien die Voraussetzung für eine effektive Regierung. "Dieser Prozess sollte sofort beginnen. Es gibt keine Zeit zu verlieren."

15:55 Uhr: Der EU-Gipfel hat einen sofortigen Übergangsprozess in Ägypten verlangt. "Alle Parteien sollten Zurückhaltung üben und jede weitere Gewalt vermeiden und einen geordneten Übergang zu einer Regierung auf breiter Basis beginnen", forderte der EU-Gipfel am Freitag in Brüssel. "Dieser Übergangsprozess muss jetzt starten."

15:50 Uhr: Nahe dem Tahrir-Platz griffen Mubarak-Anhänger Regimegegner an. Die Gruppen hätten sich gegenseitig mit Steinen beworfen, berichteten Augenzeugen. Mindestens acht Menschen seien verletzt worden.

15:39 Uhr: Es kam wieder zu kleineren Zusammenstößen. Ein Augenzeuge in Kairo sagte, Schlägertrupps versuchten, den Regimegegnern den Weg abzuschneiden. Mubarak-Anhänger hätten Demonstranten mit Steinen beworfen, berichtete ein Reporter des arabischen Senders Al-Arabiya. Vereinzelte Zusammenstöße wurden auch aus den Städten Alexandria und Port Said gemeldet.

Dichtes Gedränge am Tahrir-Platz in Kairo:

Kairo Tahrir-Platz
© AP

15:14 Uhr: Das Büro des Nachrichtensenders Al-Jazeera in Kairo ist nach eigenen Angaben angegriffen worden. Unbekannte seien in das Büro eingedrungen und hätten die Ausrüstung zerstört, erklärte die Direktion von Al-Jazeera.

15:00 Uhr: Nach dem Überfall auf zwei SOS-Kinderdörfer in Kairo und Alexandria werden alle drei Einrichtungen nun rund um die Uhr von privaten Sicherheitsleuten überwacht. Im Zuge der Unruhen würden plündernde Banden durch die Straßen ziehen. "Die Situation ist schon sehr schwierig im Moment. Wir hoffen, dass es Einzelfälle waren", meinte eine Mitarbeiterin zu den Überfällen. "Die Lage ist derzeit an allen Standorten wieder ruhig." 

14.49 Uhr: Etwa 300-400 Mubarak-Anhänger versammelten sich auf der Brücke des 6. Oktober. Dort skandieren sie: "Mubarak wird bleiben." Ein Panzer hat sich ihnen in den Weg gestellt.

14:34 Uhr: Demnächst sollen mehrere Funktionäre des Regimes von Staatschef Hosni Mubarak, denen man Korruption nachsagt, vor Gericht gestellt werden. Das meldete die ägyptische Nachrichtenwebsite "Youm7". Folgende Politiker wurden genannt: Der entlassene Innenminister Habib al-Adli, der Politiker der Regimepartei NDP und Stahlmagnat Ahmed Ezz, Tourismusminister Zouheir Garana und Wohnungsbauminister Ahmed al-Maghrabi. Sie dürfen das Land nicht mehr verlassen.

14:16 Uhr: Der Generalsekretär der Arabischen Liga, Amr Moussa, ist auf dem Tahrir-Platz erschienen. Er wolle dazu beitragen, dass wieder Ruhe einkehre, erklärte sein Büro. Der frühere ägyptische Außenminister hat eine Kandidatur bei Präsidentschaftswahlen nicht ausgeschlossen. "Ich stehe meinem Land natürlich zur Verfügung", sagte Mussa.

14:03 Uhr: Die US-Regierung würde nach einem Bericht der "New York Times" gerne General Omar Suleiman an der Spitze einer Übergangsregierung sehen. Der ehemalige Geheimdienstchef und jetzige Vizepräsident bot bereits der Muslimbruderschaft Gespräche an.

13:32 Uhr: Eine Reporterin des Kulturkanals "arte" ist nach Angaben des Senders von Geheimpolizisten festgenommen worden. Die Französin habe sich auf dem Weg von einem Hotel in ein anderes befunden und sei dabei in die Fänge der Miliz geraten, hieß es.

13:19 Uhr: Sechs Mitglieder der oppositionellen Jugendbewegung "6. April", die von Anfang an zum harten Kern der pro-demokratischen Protestbewegung gehörte, seien festgenommen worden, berichtet die Sprecherin der Bewegung. Nach ihren Angaben wurden die Aktivisten in einem Café im Kairoer Stadtteil Faisal festgenommen, kurz nachdem sie sich zu einem Gedankenaustausch mit Friedensnobelpreisträger Ex-IAEO-Chef Mohamed ElBaradei getroffen hatten.

Soldaten kontrollieren die Zugänge zum Tahrir-Platz

Kairo Tahrir-Platz
© AP

13:10 Uhr: Nur vereinzelt waren im Zentrum bisher Mubarak-Anhänger zu sehen. Das Militär hat den zentralen Tahrir-Platz abgeriegelt und kontrolliert die Zugänge.  In den Nebenstraßen der Innenstadt wurden tausende Mubarak-Anhänger gesichtet. Diese schienen nach Augenzeugenberichten zunächst abzuwarten.

13:07 Uhr: Das iranische geistliche Oberhaupt Ayatollah Ali Khamenei hat die Volksaufstände in Tunesien und Ägypten als Ausdruck des "islamischen Erwachens" und den ägyptischen Staatschef Hosni Mubarak als "Diener der Zionisten und der USA" bezeichnet. Khamenei rief das ägyptische Volk auf, den Protest fortzusetzen, bis ein auf der "islamischen Religion basierendes System des Volkes" errichtet sei.

12:46 Uhr: Drei Journalisten des französischen Privatsenders TF1 sind 15 Stunden lang festgehalten und verhört worden, meist mit verbundenen Augen. Nach ihrer Freilassung in der Nacht auf Freitag gehe es ihnen aber gut, sagte TF1-Informationschefin Catherine Nayl gegenüber AFP.

12:34 Uhr: Noch 500 Österreicher urlauben nach Angaben des Außenministeriums in Ägypten. Minister Spindelegger werde stündlich über die aktuelle Lage informiert: "Wir sind jederzeit in der Lage, weitere Evakuierungsmaßnahmen österreichischer Landsleute einzuleiten. Eine gecharterte Maschine und eine Herkules des Verteidigungsministeriums stehen für Rückholaktionen bereit."

12:19 Uhr: Die Freitagsgebete sind zu Ende, die Menge auf dem Tahrir-Platz singt Sprechchöre: "Wir gehen nicht, bevor er (Mubarak) weg ist."

Kairo Tahrir-Platz
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11:56 Uhr: Am Tahrir-Platz sei die Stimmung deutlich ruhiger als in den letzten Tagen, berichtet ein BBC-Korrespondent. Christen und Nicht-Muslime bilden Menschenketten zum Schutz der betenden Moslems im Zentrum des Platzes.

Soldaten sichern die Zugänge zum Tahrir-Platz:

Kairo Tahrir-Platz
© AP

11:50 Uhr: Der öffentliche polnische Fernsehsender TVP zieht seine Mitarbeiter aus Ägypten ab. "Es ist dort zu gefährlich, wir wollen nicht  ihr Leben riskieren", erklärte der TVP-Pressesprecher. Zwei Kamerateams wurden in den vergangenen  Tagen mehrmals festgehalten, darunter vom ägyptischen Militär und Zivilisten. Nach Angaben von TVP wurden den Mitarbeitern dabei Reisepässe, Mobiltelefone und Kameras abgenommen.

11:38 Uhr: Das Freitagsgebet ist derzeit im Gange. Mubarak-Unterstützer sammeln sich rund um den Tahrir-Platz, berichtet Al-Jazeera.

Kairo Tahrir-Platz
© Reuters

Soldaten und Panzer sichern die US-Botschaft in Kairo:

Kairo
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11:14 Uhr: Der oberste geistliche Führer im Iran, Ayatollah Ali Khamenei, hat den Volksaufstand in Ägypten gegen das Regime von Staatschef Hosni Mubarak als "islamische Befreiungsbewegung" bezeichnet. Khamenei sprach von einer "unabwendbaren Niederlage" der USA in der Region. Zugleich rief Khamenei die ägyptischen Streitkräfte dazu auf, nicht gegen das eigene Volk Stellung zu beziehen, sondern sich auf den "zionistischen Feind" zu konzentrieren.

Video: Die Ereignisse der letzten Stunden in Kairo

11:10 Uhr: Der EU-Gipfel verurteilt "auf das Schärfste die Anwendung von Gewalt" bei den Demonstrationen gegen das Regime von Hosni Mubarak in Ägypten und will den friedlichen Übergang zu einer "demokratischen Regierungsführung" unterstützen.

10:58 Uhr: In wenigen Augenlicken beginnt das Mittagsgebet. Anschließend werden Hunderttausende Demonstranten zum "Tag des Abschieds" (von Mubarak) erwartet. Heute läuft das Rücktrittsultimatum der Protestbewegung an den Machthaber ab. Die Opposition befürchtet, dass wieder gewalttätige Mubarak-Anhänger in Aktion treten könnten.

Soldaten kontrollieren die Zugänge zum Tahrir-Platz in Kairo:

Tahrir Platz (Freitagmorgen)
© EPA

10:54 Uhr: Ägyptens Muslimbruderschaft, die als stärkste Oppositionskraft des Landes gilt, will keinen Kandidaten für die nächste Präsidentenwahl aufstellen. "Wir haben deutlich gesagt, dass wir keine Ambitionen auf eine Kandidatur für das Präsidentenamt oder Posten in einer Regierungskoalition haben", sagte der führende Vertreter Mohammed al-Beltagi gegenüber Al-Jazeera.

10:40 Uhr: Verteidigungsminister Tantawi forderte die am Tahrir-Platz versammelten Demonstranten auf, sich mit der Entscheidung von Präsident Hosni Mubarak zufriedenzugeben, nach Ablauf der regulären Amtszeit nicht wieder zu kandidieren. "Der Mann hat euch doch gesagt, dass er nicht nochmals antreten wird", sagte Tantawi, umgeben von Generälen.

10:35 Uhr: Der ägyptische Verteidigungsminister Mohammed Hussein Tantawi und mehrere Armee-Generäle sind nach Berichten des TV-Senders Al-Arabiya auf dem Kairoer Tahrir-Platz eingetroffen. Beim ägyptischen Staatsfernsehen hieß es dazu: "Verteidigungsminister Tantawi inspiziert die Lage am Tahrir-Platz".

10:29 Uhr: Etwa zehntausend Menschen haben sich auf dem Tahrir-Platz versammelt. Augenzeugen berichteten, in der Innenstadt hätten insgesamt rund tausend Soldaten Stellung bezogen. Polizisten seien, abgesehen von einigen Beamten der Verkehrspolizei, nicht zu sehen. Beobachter sagten, nach dem Mittagsgebet würden Hunderttausende Demonstranten erwartet.

Tahrir Platz (Freitagmorgen)
© EPA

10:23 Uhr: Die Demonstranten auf dem Tahrir-Platz überprüfen Ausweise von Personen, die den Platz betreten wollen, berichtet ein Al-Jazeera-Reporter aus Kairo. Damit wollen die Regimegegner sicherstellen, dass keine Polizisten in Zivilkleidung auf den Platz gelangen.

10:07 Uhr: Eine Gruppe von bewaffneten Männern hat am Morgen in der Stadt El Arish die Zentrale der Geheimpolizei mit Panzerfäusten angegriffen. Nach Angaben von Augenzeugen brach ein Feuer in dem Neubau aus, der neben mehreren Verwaltungsgebäuden liegt.

10:04 Uhr: Die Organisatoren rufen zu einem Sternmarsch zu dem Platz, zum Gebäude des staatlichen Fernsehens und zum Sitz des Parlaments auf. Zu Tagesanbruch waren Rufe wie "Lasst uns Mubarak stürzen!" zu hören. Die geplante Kundgebung stand unter dem Motto "Tag des Abschieds".

9:59 Uhr: Vor weiteren geplanten Massenprotesten gegen Mubarak war die Lage am Freitagmorgen in Kairo angespannt. Auf dem Tahrir-Platz bereiteten sich Regimegegner am elften Protesttag auf eine Großdemonstration nach dem islamischen Freitagsgebet vor.

Straßenschlacht rund um Kairos Tahrir-Platz

9:48 Uhr: Die verbotene islamistische Muslimbruderschaft lehnt Gespräche mit dem Regime ab. Vizepräsident Suleiman hatte am Donnerstagabend erstmals auch ausdrücklich die Muslimbrüder zu einem Dialog eingeladen. Das Oppositionsbündnis wies das Angebot allerdings zurück und nannte den sofortigen Rücktritt Mubaraks als Voraussetzung für Gespräche.

9:29 Uhr: In einem Interview wehrt sich Mubarak gegen einen sofortigen Rücktritt. Dieser würde für "Chaos im Land" sorgen. Mehr Infos hier !

9:20 Uhr: Der neue ägyptische Regierungschef Ahmed Shafiq kündigt eine Bestrafung der Verantwortlichen für die nächtlichen Angriffe auf Regimegegner und eine Untersuchung der Vorgänge auf dem Tahir-Platz an.

9:09 Uhr: Hunderte Demonstranten bevölkerten in der Nacht den Tahir-Platz. Auf Al-Jazeera berichtete eine Korrespondentin, es herrsche eine "angespannte Atmosphäre".

9:01 Uhr: Auch Schüsse waren in der Nacht auf Freitag wieder auf dem Tahrir-Platz in Kairo zu hören. Zahlreiche Verletzte tummelten sich auf dem Platz.

8:45 Uhr: Bei den Unruhen in Ägypten in der vergangenen Nacht sollen 13 Menschen getötet und weitere 1.200 verletzt worden sein. Das berichtete der arabische Nachrichtensender Al-Jazeera in der Nacht auf Freitag, der sich auf das Gesundheitsministerium berief.

Vogelperspektive: Der umgekämpfte Tahrir-Platz in Kairo. Heute findet hier die Groß-Demo statt.

ÖSTERREICH-Reporter in Kairo
 verhaftet
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8:34 Uhr: Die Übergangsregierung solle die Unterstützung des Militärs haben, berichtet das Blatt. Auch der Generalstabschef der ägyptischen Armee, Generalleutnant Sami Hafis Anan, und Verteidigungsminister Mohammed Hussein Tantawi sollten hinter der Übergangsregierung stehen. Die Diskussionen würden mit hochrangigen Ägyptern im Umfeld Mubaraks geführt, jedoch nicht mit ihm selbst.

 

8:18 Uhr: Auch solle die Übergangsregierung das Gespräch mit Oppositionsgruppen suchen, einschließlich der verbotenen Muslimbruderschaft.

8:02 Uhr: Die US-Regierung führt einer Zeitung zufolge Gespräche mit Mitgliedern der ägyptischen Führung über eine sofortige Ablösung von Präsident Hosni Mubarak. Die "New York Times" berichtete in der Nacht auf Freitag unter Berufung auf Regierungsmitglieder und arabische Diplomaten, der Vorschlag sehe die Übergabe der Macht an Vize-Präsident Omar Suleiman vor. 

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