Täuschungsmanöver

Taliban-Hochstapler legte Westen rein

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Ein Geschäfts-Besitzer gab sich als hohes Tier der Taliban aus.

Peinliche Posse in Afghanistan: Der afghanische Präsident Hamid Karzai und seine westlichen Verbündeten sind bei ihren Geheimgesprächen mit Taliban-Führern auf einen Schwindler reingefallen, berichtete die "New York Times".

Mann wurde für "Nummer 2" der Taliban gehalten
Demnach glaubten Karzai und die NATO, die diese geheimen Treffen unterstützt, dass es sich bei dem Gesprächspartner um Mullah Achtar Muhammad Mansur handelte. Er gilt als eine führende Person in der Taliban-Bewegung, manche hielten ihn gar für die Nummer Zwei hinter Mullah Mohammed Omar. Die "Washington Post" berichtete, der Mann sei in Wirklichkeit Besitzer eines kleinen Geschäfts in der pakistanischen Stadt Quetta.Der Hochstapler soll erst aufgeflogen sein, nachdem er eine beachtliche Summe vom Westen erhalten haben soll.

Gespräche mit Aufständischen seit Oktober
Karzai setzt sich seit langem für Gespräche mit den Aufständischen ein, um den Konflikt am Hindukusch zu beenden. Erst Anfang Oktober hatte er einen "Hohen Friedensrat" ins Leben gerufen, um den Dialog mit den Taliban voranzutreiben. Kurz darauf räumte er erstmals "inoffizielle private Kontakte" zu den Aufständischen ein. Offizielle Verhandlungen zwischen beiden Seiten soll es bisher nicht geben.

Karzai bestreitet Treffen
Der afghanische Präsident wies die Anschuldigungen als "Propaganda der Medien" zurück. "Ich habe niemanden mit dem Namen Achtar Muhammad Mansur getroffen", sagte Karzai vor Reportern in Kabul. "Trauen Sie der New York Times nicht." Was ausländische Medien über die Gespräche zwischen der afghanischer Regierung und den Taliban verbreiteten, seien meistens "Lügen und Propaganda".

Wie die Zeitung unter Berufung auf afghanische und westliche Beamte weiter berichtete, soll es drei Treffen mit dem vermeintlichen Taliban-Führer gegeben haben. Der falsche Mullah Mansur sei aus dem Nachbarland Pakistan angereist und in einem Fall sogar in einer NATO-Maschine zu einem Treffen mit Karzai nach Kabul geflogen worden.

Zweifel seien nach dem dritten Treffen im südafghanischen Kandahar aufgetaucht. Da habe ein Mann, der Mansur von früher kannte, afghanischen Vertretern gesagt, dass der Mann am Verhandlungstisch keine Ähnlichkeit mit dem Taliban-Führer besitze. "Er sagte, dass er ihn nicht erkennt", zitierte die Zeitung einen hochrangigen Afghanen.

Inzwischen, so die "New York Times", seien amerikanische und westliche Beamte überzeugt davon, dass es um einen Schwindel handle. "Er ist es nicht", sagte ein westlicher Diplomat nach Angaben der Zeitung. "Und wir haben ihm eine Menge Geld gegeben."

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