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Erdogan schwört Rache

Terror treibt die Türkei in Bürgerkrieg

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Türkei-Präsident will die „Pest des Terrors“ ausrotten: „Täter zahlen hohen Preis.“

38 Tote, 155 Schwerverletzte – das ist die blutige Bilanz des Terror-Doppelanschlags von Istanbul. Erst wurde vor dem Vodafone-Stadion im Stadtteil Besiktas bei einem Polizei-Sammelpunkt eine Autobombe gezündet. Dann sprengte sich in einem Park ein Selbstmordattentäter in die Luft.

Türkei-Präsident Recep Tayyip Erdogan kündigte 
Rache an: „Das Wichtigste ist jetzt der Kampf gegen die Pest des Terrors“, sagte er am Sonntag: „Die Täter werden einen noch höheren Preis bezahlen müssen“, drohte er. „Niemand sollte daran zweifeln, dass wir mit Gottes Hilfe den Terror überwinden werden“, erklärte er.

Am Sonntag bekannte sich schließlich die TAK (Freiheitsfalken Kurdistans) zu dem Blutbad. Die Gruppe gilt als Terrorarm der kurdischen PKK-Organisation.

Kampf gegen Kurden: "Das ist wie Bürgerkrieg"

Anschlag in Istanbul

Blutige Bilanz

Erdogan hatte vor drei Jahren den Friedensprozess mit den Kurden angestoßen. Ein Waffenstillstand hielt aber nur kurz:

  • Seit Juli 2015 eskaliert der Krieg wieder. Beide Seiten gehen mit völliger Rücksichtslosigkeit vor.
  • Mehr als 5.300 militante Kurden wurden seither getötet oder festgenommen. Bei Dutzenden Terroranschlägen der PKK wurden zumindest 400 Polizisten und Soldaten getötet.
  • Auch die Terror-Miliz IS hat Erdogan inzwischen den Krieg erklärt – Attentate in Istanbul und Ankara waren die Folge. Zuletzt haben drei IS-Suizidbomber den Atatürk Airport in Istanbul angegriffen – 45 Tote, 200 Verletzte. Längst steht die Türkei am Rande eines Bürgerkrieges.

Massenverhaftungen

Seit dem gescheiterten Militär-Putsch im Juli ließ Erdogan wiederum mehr als 100.000 Beamte, Soldaten, Richter, Journalisten und Wissenschaftler festnehmen oder entlassen. Er will die Todesstrafe wieder einführen, hält eisern am System „des Ein-Mann-Staates“ fest: „Die Türkei ist auf dem Durchmarsch zur Diktatur“, so der Politologe Burak Copur von der Uni Essen.

Karl Wendl

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