USA

Todeskandidat wurde falsches Mittel gespritzt

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Wieder kam es bei einer Hinrichtung zu gravierenden Fehlern.

Erneut hat eine Hinrichtung in den USA schwere Zweifel am Exekutionsverfahren und an der Strafe als solcher ausgelöst. Bei der Tötung von Charles Warner im Bundesstaat Oklahoma im Jänner durch eine Giftinjektion wurde ein falsches Mittel beigemischt, wie aus dem am Donnerstag veröffentlichten Obduktionsbericht hervorgeht. Statt Kaliumchlorid sei Kaliumacetat verwendet worden.

Nach 18 Minuten tot
Warner wurde 18 Minuten nach Verabreichung der Giftmischung am 15. Jänner für tot erklärt. Zwar berichteten Augenzeugen, der Verurteilte habe äußerlich keine Anzeichen körperlichen Leidens gezeigt; allerdings äußerte er während des Todeskampfs mehrfach "Mein Körper brennt". Laut einer öffentlich zugänglichen Studie des Fachmagazins "Science" können bestimmte Kalium-Derivate Verätzungs-oder Verbrennungsempfindungen auslösen.

Kaliumchlorid kann zu Herzversagen führen, Experten zufolge sind die Mittel nicht austauschbar. Dem Bericht zufolge trugen die Spritzen, die bei Warners Hinrichtung zum Einsatz kamen, zwar das Etikett "Kaliumchlorid"; die Box mit den Fläschchen zum Aufziehen der Spritzen war jedoch mit "Kaliumacetat" beschriftet.

Die Gouverneurin von Oklahoma, Mary Fallin, hatte Anfang Oktober wegen Zweifeln an der tödlichen Giftmischung die Hinrichtung des zum Tod verurteilten Richard Glossip in letzter Minute gestoppt. Die Hinrichtung wurde auf den 6. November verschoben, um Fragen zur Verwendung von Kaliumacetat zu klären. Nun folgte die Veröffentlichung des Autopsieberichts Warners. Der bei seinem Tod 47-Jährige war wegen Vergewaltigung und Mordes an der elf Monate alten Tochter seiner Partnerin verurteilt worden.

Probleme bei der Giftinjektion
Warner hatte ursprünglich am selben Tag hingerichtet werden sollen wie der Gefangene Clayton Lockett, am 29. April vergangenen Jahres. Dieser hatte bei der Exekution Qualen gelitten, weil es Probleme bei der Giftinjektion gab. Lockett wand sich 43 Minuten lang im Todeskampf vor Schmerzen, bis er schließlich einen Herzinfarkt erlitt. Daraufhin hatte Oklahoma ein Moratorium für die Vollstreckung von Todesurteilen verhängt.

Eine Reihe von qualvollen Hinrichtungen löste im vergangenen Jahr eine Debatte über die in den USA verwendeten Giftcocktails aus. Die Behörden greifen auf kaum erprobte Mischungen zurück, weil sich europäische Pharmafirmen weigern, das zuvor eingesetzte Betäubungsmittel Pentobarbital zu liefern. Nach Angaben des US-Informationszentrums zur Todesstrafe (DPIC) wurden 2014 so wenige Menschen hingerichtet wie seit 20 Jahren nicht mehr.
 

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