Selenskyj spricht von "Bankrott"

Scharfe Kritik an russischem Vorsitz im UNO-Sicherheitsrat

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Begleitet von scharfer Kritik und eindringlichen Warnungen hat Russland am Samstag turnusmäßig für einen Monat den Vorsitz im UNO-Sicherheitsrat übernommen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bezeichnete den Vorgang als Beleg für den "Bankrott" internationaler Institutionen. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell kündigte am Sonntag an, die EU werde den Sicherheitsrat vor "jeglichem Missbrauch" durch Russland schützen.

Der Vorsitz im UNO-Sicherheitsrat rotiert monatlich, die 15 Mitgliedstaaten wechseln sich in alphabetischer Reihenfolge ab. Im April ist turnusgemäß Russland an der Reihe.

Selenskyj: "Terroristen müssen verlieren"

In seiner allabendlichen Videobotschaft an das ukrainische Volk sagte Selenskyj, es sei "schwer, sich etwas vorzustellen, das (deutlicher) den völligen Bankrott solcher Institutionen beweist". Es gebe "keine Form des Terrors, die Russland nicht schon ausgeübt hat". Eine Reform der globalen Institutionen einschließlich des UNO-Sicherheitsrats sei "überfällig", bekräftigte der ukrainische Präsident. "Terroristen müssen verlieren, müssen für den Terror verantwortlich gemacht werden und dürfen nirgends den Vorsitz führen."

Zuvor hatte bereits der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba den russischen Vorsitz des UNO-Sicherheitsrats als "Schlag ins Gesicht der internationalen Gemeinschaft" bezeichnet. Zum Beginn des russischen Vorsitzes am Samstag drängte Kuleba im Onlinedienst Twitter die Mitglieder des Sicherheitsrats, "jeden russischen Versuch zu vereiteln, seinen Vorsitz zu missbrauchen".

Borrell versicherte, die EU werde sich "gegen jeglichen Missbrauch" des Sicherheitsrates durch Moskaus Vorsitz wehren. "Trotz ständiger Mitgliedschaft im Sicherheitsrat verstößt Russland immer wieder gegen die Grundsätze des UNO-Rechtssystems", schrieb der EU-Außenbeauftragte im Onlinedienst Twitter.

Thema "Effektiver Multilateralismus"

Moskau hatte in den vergangenen Tagen angekündigt, dass Außenminister Sergej Lawrow im April einer Sicherheitsratssitzung zum Thema "Effektiver Multilateralismus" vorsitzen wolle. Ministeriumssprecherin Maria Sacharowa erklärte zudem, Lawrow werde am 25. April eine Debatte über den Nahen Osten leiten.

Die USA hatten zuvor bereits Russlands Rolle und seinen ständigen Sitz im UNO-Sicherheitsrat kritisiert. "Ein Land, das schamlos die UN-Charta verletzt und seinen Nachbarn überfällt, hat keinen Platz im UN-Sicherheitsrat", erklärte kürzlich die Sprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre. "Leider" sei Russland ein ständiges Mitglied des Gremiums und es gebe "keinen praktikablen internationalen Rechtsweg", um dies zu ändern.

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