Hass-Prediger gegen Imam

Verwirrung um Koran-Verbrennung

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Die für den 11. September geplante Aktion wurde doch nicht abgesagt.

Der radikale US-Pastor Terry Jones aus Florida hat seine geplante Koran-Verbrennung in ein bizarres Verwirrspiel verwandelt. Kurz nach einer öffentlichkeitswirksamen Absage der weltweit kritisierten Aktion kündigte er schon wieder eine mögliche Kehrtwende an. "Wir sagen die Veranstaltung nicht ab, aber wir setzen sie aus", sagte Jones dem Fernsehsender NBC. Kurz vorher hatte er noch bekräftigt, das Vorhaben definitiv nicht umzusetzen.

Imam "hat uns angelogen"
Das Hin und Her begründete er damit, dass sich die angeblichen Voraussetzungen für die Absage der Bücherverbrennung wieder geändert hätten. Sie beruhte nach seinen Angaben auf einer Vereinbarung mit der muslimischen Gemeinde in New York, dass der umstrittene Bau einer Moschee in der Nähe vom Ground Zero doch an anderer Stelle verwirklicht werden soll. Dieser von Jones proklamierte Kompromiss, in dem dieser ein "Zeichen Gottes" sah, wurde jedoch unmittelbar nach der Verkündung von allen Seiten dementiert.

"Wir sind wirklich enttäuscht und sehr geschockt", so Jones. Wenn es stimme, dass das Moschee-Projekt nicht gestoppt werde, habe man "uns ganz klar angelogen".

Imam: "Kein Tauschhandel"
Am Ground Zero waren am 11. September vor neun Jahren die Zwillingstürme des World Trade Center von islamistischen Terroristen zum Einsturz gebracht worden. Jones, Pastor einer Kirchengemeinde mit nur 50 Mitgliedern, hatte die Koran-Verbrennung aus Anlass dieses Jahrestages angesetzt und damit Empörung in aller Welt ausgelöst.

Der für den Moscheebau in New York zuständige Imam Feisal Abdul Rauf hatte die Aussagen des Pastors deutlich zurückgewiesen. "Ich bin sehr überrascht über ihre Ankündigung", teilte er in einer Erklärung mit. "Wir werden nicht mit unserer noch mit irgendeiner anderen Religion spielen. Noch werden wir einen Tauschhandel treiben."

"Park 51" wird fortgeführt
Auch die Entwickler des muslimischen Kulturzentrums "Park51" bezeichneten die Ankündigung als haltlos. "Es ist unwahr, dass Park51 woanders gebaut wird. Das Projekt wird wie geplant fortgeführt", sagte Sharif Al-Gamal, der Planer des Komplexes.

Jones hatte in einer im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz gesagt, sich in einem Gespräch mit dem Präsidenten der islamischen Gesellschaft von Zentral-Florida, Imam Muhammad Musri, über die Verlegung der geplanten Moschee verständigt zu haben. Dieser habe in Kontakt mit dem Imam der betreffenden New Yorker Gemeinde gestanden. Musri, der die Angaben bei der Pressekonferenz zunächst bestätigte, ruderte später zurück und dementierte, mit Rauf gesprochen zu haben.

Obama beunruhigt
"Nach dem, was wir hören, sind wir gezwungen, unsere Entscheidung zu überdenken", sagte Jones dem Sender NBC weiter. Da sich die vermeintliche Einigung scheinbar nicht verwirklichen lasse, stehe nun alles wieder am Anfang.

Die geplante Verbrennung des heiligen Buches der Muslime hatte die US-Regierung zunehmend beunruhigt. Sogar Präsident Barack Obama hatte sich eingeschaltet. Er appellierte an Jones, auf den "zerstörerischen Akt" zu verzichten. Später war es sogar zu einer persönlichen Kontaktaufnahme der Regierung mit dem Pastor gekommen: US-Verteidigungsminister Robert Gates hatte Jones angerufen, um ihn von der Aktion abzuhalten, weil sie Leben vieler amerikanischer Soldaten im Ausland gefährden würde.

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