Täter festgenommen

Geiselnehmer von Hamburg entführte Tochter schon einmal

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Ein Mann nahm seine Tochter (4) als Geisel und blockierte fast einen Tag lang den Flughafen in Hamburg.

Es war ein absoluter Nervenkrieg, der ab Samstagabend 18 Stunden lang dauerte. Kurz nach 14 Uhr am Sonntag kann die Polizei den Geiselnehmer am Hamburger Flughafen endlich überreden aufzugeben. Der Mann - Salman E. (35) - wird festgenommen (siehe Foto oben), seine Tochter Aslihan (4) ist wieder frei.

"Kind scheint unverletzt zu sein"

"Der Tatverdächtige hatte zusammen mit seiner Tochter das Auto verlassen", schrieb die Polizei auf X, früher Twitter. "Das Kind scheint unverletzt zu sein."

Die Mutter befand sich während der Geiselnahme die ganze Zeit am Flughafen, endlich darf sie ihr Kind wieder in die Arme nehmen. Auch war eine Kinderärztin anwesend, um sofort nach Beendigung der Tortur das Mädchen untersuchen zu können.

Erste Entführung dauerte sieben Monate

Später stellte sich heraus: Es ist bereits das zweite Mal, dass dieser Mann seine Tochter entführte. Schon im Vorjahr schnappte er das Kind und fuhr mit dem Auto in die Türkei, so die Bild. Die Entführung dauerte lange: Von März bis September 2022. Später wurde er zu einer Geldstrafe verdonnert. 

In der Bild sagt eine Freundin der Mutter: "Damals ist die Mama der Kleinen in die Türkei geflogen, sprach mit ihrem Ex und konnte das Mädchen wieder nach Deutschland zurückbringen." Danach reiste auch Salmen E. wieder ein, sie lebten getrennt. 

Trick um Kind zu schnappen

Am Samstag sollte sich diese Geschichte wiederholen. Um 19.20 Uhr betritt Salman E. die Wohnung seiner Ex-Frau. Er trickst sie aus, sie hätte ihn nie hineingelassen. Sie will online etwas verkaufen, er gibt sich unter falscher E-Mail-Adresse als Interessent aus. 

Er schnappt die Tochter und rast davon

Dann beginnt das Drama. Er schnappt seine Tochter, packt sie in seinen schwarzen Audi und rast Richtung "Hamburg Airport Helmut Schmidt".

Geiselnahme am Hamburger Flughafen
© Getty
× Geiselnahme am Hamburger Flughafen

Um 20.21 Uhr wird er dort erstmals von Securitys gesichtet. Er durchbricht mit dem Fahrzeug ein Tor und fährt auf das Vorfeld des Flughafens. Dann wird es noch brenzliger: Der Mann wirft "eine Art Molotowcocktail" aus dem Wagen.

Geiselnahme am Hamburger Flughafen
© Getty
× Geiselnahme am Hamburger Flughafen

3.200 Passagiere evakuiert

Der Flughafen wird sofort weiträumig gesperrt, die beiden Terminals geräumt. Alle Passagiere in den Flugzeugen müssen wieder aussteigen und werden in einem nahe gelegenen Flughafenhotel untergebracht. Insgesamt 3.200 Passagiere sind betroffen, sagt ein Polizeisprecher.

Geiselnahme am Hamburger Flughafen
© Getty
× Geiselnahme am Hamburger Flughafen

Der Flugbetrieb bleibt auf unbestimmte Zeit eingestellt. Auch fünf Österreich-Flüge sind betroffen. Die Polizei bittet, dass Fluggäste vorerst nicht zum Flughafen anreisen.

Die Hamburger Polizei verhandelt per Telefon ab Samstagabend auf Türkisch mit Salman E. "Wir setzen hier auf eine Verhandlungslösung", sagt eine Polizeisprecherin.

Hintergrund war wohl Sorgerechtsstreit

Die Ex-Frau des Mannes hatte sich zuvor wegen Kindesentziehung bei der Landespolizei gemeldet. "Wir gehen davon aus, dass ein Sorgerechtsstreit Hintergrund des Einsatzes ist", teilte die Polizei mit.

Bereits im Oktober war der Hamburger Flughafen gesperrt worden, damals allerdings wegen einer Anschlagsdrohung auf eine Maschine von Teheran nach Hamburg. Im Juli hatten Klimaaktivisten der Gruppe "Letzte Generation" den Hamburger Flughafen für Stunden lahmgelegt. Der Flugbetrieb musste für mehrere Stunden aus Sicherheitsgründen eingestellt werden. Tausende Passagiere, darunter viele Familien mit Kindern, waren betroffen.

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