Libyen

Rebellen stellen Gaddafis Giftgas sicher

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Die NATO überwacht ein Senfgaslager aus der Luft.

Vom Regime des früheren libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi eingelagertes Giftgas befindet sich nach Informationen der deutschen Zeitung "Der Tagesspiegel" jetzt in der Hand der neuen Führung.

Diese habe die Bestände an Senfgas "unter ihrer Bewachung", heißt es unter Berufung auf internationale Sicherheitskreisen. Die Übernahme durch die siegreichen Rebellen sei durch Satellitenaufnahmen belegt, war nach dem Bericht des Blattes in internationalen Sicherheitskreisen zu hören.

Das Senfgas sei in der Chemieanlage Ruwagha 600 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Tripolis gelagert. Die NATO überwacht den Komplex aus der Luft. Verlässliche Angaben, wieviel Senfgas in Libyen gelagert ist, gibt es nicht. Das Gaddafi-Regime, das 2004 der internationalen Chemiewaffenkonvention beitrat, meldete einen Bestand von 23 Tonnen. Internationale Experten vermuten, dass mindestens die Hälfte der Senfgas-Bestände noch existiert. Die für chemische Kampfeinsätze nötigen Kartuschen und Granaten sollen allerdings noch zu Gaddafis Zeiten vernichtet worden sein.

Gaddafi-Gegner sammeln sich neu
Bei ihrem Vormarsch gegen die letzten Gaddafi-Stellungen holten sich die Aufständischen in Libyen eine blutige Nase. Jetzt müssen sie einen neuen Anlauf unternehmen. Die Truppen des libyschen Übergangsrats haben sich am Samstag vor den Gaddafi-Hochburgen Sirte und Bani Walid neu gesammelt. Anzeichen für unmittelbar bevorstehende Angriffe gebe es jedoch keine, berichteten BBC-Reporter aus den Frontgebieten.

Bei Sirte lieferten sich beide Seiten sporadische Raketen-Duelle. Am Vortag waren die Aufständischen bei ihrem Vormarsch auf Sirte und Bani Walid auf unerwartet heftigen Widerstand der Getreuen des früheren Machthabers Muammar al-Gaddafi gestoßen. Nachdem sie in die beiden Städte vorgedrungen waren, mussten sie sich unter Verlusten wieder zurückziehen.

Die Küstenstadt Sirte, der Wüstenort Bani Walid und die südliche Stadt Sebha sind die letzten größeren Bastionen der Streitkräfte Gaddafis. Von dem ehemaligen Diktator selbst fehlt jede Spur. Bei Sebha ergriffen die Truppen des Übergangsrates gleichfalls die Initiative. Sie umzingelten die Stadt und nahmen nach Kämpfen den nahe gelegenen Flughafen ein. Nach Angaben arabischer Nachrichtensender wurden an den drei Fronten insgesamt 13 Gaddafi-Gegner getötet und Dutzende weitere verletzt.

Zivile Opfer
Die NATO trat unterdessen Vorwürfen von Angriffen gegen zivile Ziele entgegen. Kampfjets des Bündnisses hatten in der Nacht auf Samstag in Sirte nur eindeutig militärische Ziele bombardiert. Ein Militärsprecher kündigte jedoch am Samstag eine genaue Prüfung von Vorwürfen an, wonach zahlreiche Zivilisten getötet worden seien.

Das Gaddafi-Lager hatte zuvor von mehreren hundert toten Zivilisten durch NATO-Luftangriffe gesprochen. "Wie bei allen NATO-Luftschlägen werden wir auch in diesem Fall eine eingehende Schadensanalyse vornehmen. Dies wird es ermöglichen festzustellen, ob die Behauptungen (über zivile Opfer) gerechtfertigt sind. Und zwar auf der Grundlage von Fakten, nicht von Hörensagen", heißt es in einer Erklärung des NATO-Militärsprechers Oberst Roland Lavoie vom Samstag.
 

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