O.J. Simpson im TV

Skandal-Interview abgesagt

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Rupert Murdoch setzte die fiktive Mord-Beichte nach landesweiten Protesten ab. "Es war ein unüberlegtes Projekt."

Die als Mediensensation angekündigte fiktive Mordbeichte des früheren Football-Stars O.J. Simpson endete als Blamage. Die öffentliche Entrüstung über Simpson war so groß, dass der Konzern des Medienmagnaten Rupert Murdoch die für kommende Woche geplante Buchveröffentlichung samt Fernsehinterview absagte. Er stimme mit der US-Öffentlichkeit überein, "dass dies ein unüberlegtes Projekt war", erklärte Murdoch, der sonst nicht für kleinlautes Beigeben bekannt ist. Dem Rückzieher gingen Boykottankündigungen von Fernsehsendern und Werbekunden voraus.

Schlecht fürs Geschäft
In dem Buch wollte Simpson schildern, wie er den Mord an seiner Exfrau Nicole Brown Simpson und ihrem Freund Ron Goldman begangen hätte - mit Betonung auf "hätte" . Schließlich hatte ihn ein Gericht 1995 in einem Sensationsprozess freigesprochen, auch wenn die meisten US-Bürger von seiner Schuld überzeugt waren. Simpson präsentierte sich nun als Killer im Konjunktiv: " Wenn ich es getan hätte" ("If I did it"), sollte das Buch heißen. "Wenn ich es getan hätte", darüber dürfte nun auch Rupert Murdoch grübeln. Wahrscheinliches Ergebnis des Nachdenkens: Die Veröffentlichung hätte den Geschäften mehr geschadet als genutzt.

Lokalsender streiken
Ein Dutzend lokaler Tochtersender von Fox hatten sich geweigert, das für Montag nächster Woche geplante Interview auszustrahlen. "Von dieser Sendung wird allein O.J. Simpson profitieren, und wir haben kein Interesse daran, ihn profitieren zu lassen" , sagte Mike Angelos von der Firma Pappas Broadcasting, die vier Fox-Lokalsender betreibt. Er berichtet von einer Lawine empörter Anrufe von Zuschauern. Angelos setzte das Interview ab.

Harte Töne
Fred Goldman, der Vater des ermordeten Ron Goldman, gab den Ton der empörten Debatte vor: "Er hat zwei Menschen massakriert und das Gericht als freier Mann verlassen. Nun verherrlicht er das alles in einem Buch. Das ist krank. Er soll in der Hölle schmoren." Murdoch zeigt sich inzwischen reuevoll: "Wir bedauern jeglichen Schmerz, den dies alles den Familien von Ron Goldman und Nicole Brown Simpson zugefügt hat."

Freispruch mit Schadenersatz
Viele US-Bürger fühlten sich in ihrem Urteil bestätigt, als ein Zivilgericht O.J. Simpson 1997 zu einer Schadenersatzzahlung von 33,5 Millionen Dollar (26,1 Mio Euro) an die Hinterbliebenen der Mordopfer verurteilte. Das US-Justizssystem macht solche offenkundig widersprüchlichen Urteile in Straf- und Zivilverfahren möglich. Bislang hat O.J. Simpson jedoch nicht gezahlt. Er lebt in seiner Villa in Florida und bezieht eine Rente aus seiner Zeit als Football-Star. Den Gesetzen in Florida zufolge sind weder Wohnsitz noch Rente pfändbar. Für das Buchprojekt hätte Simpson laut Medienberichten 3,5 Millionen Dollar erhalten sollen.

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