Pakistan

Erbitterter Kampf um Taliban-Hochburg

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Die pakistanische Armee will Kotkai einnehmen, stößt aber auf Widerstand. In einer Nacht wurden 20 Rebellen und vier Soldaten getötet.

Die pakistanische Armee meldet Bodengewinne bei ihrer Offensive gegen die Taliban in Süd-Waziristan. Beim Vorstoß auf die Islamisten-Hochburg Sararogha sei die Stadt Kotkai eingenommen worden, sagte ein Geheimdienstmitarbeiter am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Dabei seien Waffen und Sprengsätze sichergestellt worden. Kotkai ist die Heimatstadt des Taliban-Führers Hakimullah Mehsud. Dem widerspricht aber die Nachrichtenagentur AFP. Die Truppen hätten Kotkai noch nicht eingenommen. "Es scheint, als wollen sie sie um jeden Preis verteidigen", sagte ein hochrangige Armeeangehöriger.

Gates zufrieden
Die Kämpfe vor Kotkai, der Heimatstadt von Taliban-Führer Hakimullah Mehsud in den Stammesgebieten Süd-Waziristans, dauerten über Nacht an. Mindestens 20 Rebellen und vier Soldaten wurden getötet. Nach offiziellen Angaben sind bei der seit Samstag anhaltenden Offensive 78 Aufständische und neun Soldaten getötet worden. Eine unabhängige Überprüfung der Zahlen war nicht möglich. Ausländische Journalisten dürfen die Region nicht betreten.

US-Verteidigungsminister Robert Gates zeigte sich am Dienstag durch die pakistanische Offensive "ermutigt". Die in den vergangenen Tagen in Pakistan verübten Terroranschläge hätten gezeigt, dass mit dem Problem umgegangen werden müsse, sagte Gates an Bord seiner Maschine auf dem Weg nach Tokio. "Daher unterstützen wir es sehr, was Pakistan tut." Es sei jedoch noch zu früh, die Offensive zu bewerten.

Humanitäre Krise
In Süd-Waziristan kämpfen etwa 28.000 Soldaten gegen schätzungsweise 10.000 Taliban. Experten zufolge trifft die pakistanische Armee bisher auf weniger Widerstand als erwartet. Allerdings wird mit schweren Gefechten gerechnet, wenn der Vorstoß die bewaldeten Berggebiete erreicht. Wegen der Kämpfe sind mehr als 100.000 Menschen auf der Flucht.

Das Flüchtlingshochkommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) warnte derweil vor einer humanitären Krise in der Region gewarnt. "Im Moment sprechen wir noch nicht von einer Katastrophe, aber es gibt eine Notsituation, auf die wir reagieren müssen", sagte die Sprecherin des UNHCR in Islamabad, Ariane Rummery, am Dienstag. Allein in der vergangenen Woche seien 32.000 neue Flüchtlinge registriert worden. Hinzu kämen die 80.000 Menschen, die Süd-Waziristan bereits seit Mai verlassen hätten.

Den Angaben zufolge sind die meisten Flüchtlinge bei Gastfamilien in den Nachbardistrikten Dera Ismail Khan und Tank untergebracht. Sie würden vom UNHCR und anderen Hilfsorganisationen mit Lebensmitteln, Decken und Sanitärartikeln versorgt. Auffanglager gebe es bisher nicht. Das UNHCR sei jedoch darauf vorbereitet, bei steigender Anzahl der Flüchtlinge in Kooperation mit den Behörden Lager einzurichten. Insgesamt sei man auf bis zu 250.000 Menschen vorbereitet. Derzeit könne jedoch niemand eine genaue Prognose abgeben, wie viele Menschen sich noch zur Flucht entschließen werden, sagte Rummery weiter.

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