Showdown mit Oppositionskandidat Kilicdaroglu

Wahllokale in der Türkei geschlossen: Stürzt heute Erdogan?

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Amtsinhaber Erdogan muss nach 20 Jahren an der Macht um Wiederwahl bangen. Oppositionskandidat Kilicdaroglu: "Haben Demokratie sehr vermisst."

Die Stimmabgabe bei der Parlaments- und Präsidentschaftswahl in der Türkei ist beendet. Die Wahllokale im Land schlossen am Sonntag um 16 Uhr MESZ. Mit Ergebnissen wird am späteren Abend gerechnet. Es wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen erwartet.

In der Türkei finden am Sonntag richtungsweisende Parlaments- und Präsidentenwahlen statt. Die Wahllokale öffneten um 8.00 Uhr (Ortszeit/7.00 MESZ), landesweit kann bis 17.00 Uhr (Ortszeit/16.00 MESZ) abgestimmt werden. Präsident Recep Tayyip Erdogan muss nach 20 Jahren an der Macht um seine Wiederwahl bangen. Es zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen ihm und Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu ab.

Kilicdaroglu ist Chef der sozialdemokratischen CHP und tritt für ein breites Bündnis aus sechs Parteien an. Er verspricht, das Präsidialsystem wieder abzuschaffen.

Kilicdaroglu: "Haben Demokratie sehr vermisst"

Fernsehbilder zeigten Kilicdaroglu am Sonntag an der Wahlurne in Ankara. "Wir haben die Demokratie sehr vermisst", sagte er. Der "Frühling" werde hoffentlich bald kommen, so der 74-Jährige unter Bezug auf einen möglichen Sieg bei der Wahl.

Erdogan will die Ergebnisse der Parlaments- und Präsidentenwahlen aus Istanbul und nicht aus der Hauptstadt Ankara verfolgen. Das sagte er Sonntagmittag nach Abgabe seiner Stimme im Istanbuler Stadtteil Üsküdar auf der asiatischen Seite der Metropole. Die Abstimmung werde hoffentlich störungsfrei ablaufen, so der Amtsinhaber.

Keine Chancen für Ogan

Als dritter Kandidat geht Sinan Ogan für eine nationalistische Allianz ins Rennen, er hat aber Umfragen zufolge keine Aussicht auf einen Sieg. Gewinnt keiner der Kandidaten in der ersten Runde die absolute Mehrheit, kommt es am 28. Mai zu einer Stichwahl.

Rund 61 Millionen Menschen sind zur Stimmabgabe aufgerufen, darunter rund fünf Millionen Erstwähler. Türkische Staatsbürger in Deutschland und Österreich haben bereits abgestimmt.

Erdogan seit 20 Jahren an der Macht

Erdogan wurde 2003 Ministerpräsident, seit 2014 ist er Staatspräsident. Seit der Einführung eines Präsidialsystems vor fünf Jahren hat er weitreichende Befugnisse, das Parlament dagegen ist geschwächt. Wer die Mehrheit in der Nationalversammlung mit ihren 600 Abgeordneten gewinnt, ist noch nicht absehbar.

Die Abstimmung wird von internationalen Beobachtern der OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa) und des Europarats verfolgt. Erste Teilergebnisse, die zunächst wenig Aussagekraft haben, werden noch für den Abend erwartet. Mit belastbaren Ergebnissen wird in der Nacht auf Montag gerechnet.

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