Callboy, Drogen ...

Sex-Skandal erschüttert US-Kirche

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Als Präsident der Evangeliker vertritt er 30 Millionen US-Christen. Freitag musste Ted Haggart zurücktreten. Ein Callboy behauptet, mit dem Pastor jahrelang Homo-Sex gehabt zu haben.

Jahrelang war er das Bollwerk des konservativen Amerika gegen alles, was traditionellen Familienwerten widersprach. Vor allem gegen die Homo-Ehe wetterte Ted Haggart, 50, wann immer er Gelegenheit dazu hatte.
Und jetzt das.
Am Freitag musste die Galionsfigur der christlichen Rechten und Präsident der US-Vereinigung der Evangelikalen wegen eines Sex-Skandals zurücktreten. Er soll jahrelang für homosexuelle Liebesdienste bezahlt haben.

30 Millionen Mitglieder
Haggards Verband ist einer der mächtigsten in den USA. Er repräsentiert 30 Millionen Christen und gilt als streng konservativ: Haggard selbst ist Pastor, verheiratet und hat fünf Kinder.
Der Geistliche bestritt Freitag vehement, für Sex bezahlt oder überhaupt Sex konsumiert zu haben. Er gab lediglich zu, von Michael Forest Jones, einem früheren Homo-Callboy, Drogen gekauft zu haben. Die allerdings will Haggard nicht konsumiert haben. "Ich habe sie weggeschmissen", sagte er im US-TV.

Michael Forest Jones stellt die Sache etwas anders da. Er behauptet, drei Jahre lang mehrfach mit den Pastor Sex gehabt und ihm auch öfters Drogen verkauft zu haben

Schmutziger Wahlkampf
Die Haggard-Affäre ist nur ein weiterer Mosaikstein des derzeit düsteren Szenarios für die US-Rechten. Aber die Republikaner und Bush kämpfen mit enormem Einsatz gegen eine drohende Wahlniederlage und um die Macht auf dem Capitol - und die Demokraten halten dagegen. Einer der schmutzigsten und teuersten Wahlkämpfe der US-Geschichte geht deshalb mit einem Trommelfeuer an Fernsehspots der Parteien in den Endspurt. Für die letzten Tage vor der Kongresswahl am Dienstag sollen 600 neue TV-Spots und Heerscharen von Wahlkampfhelfern die Wähler mobilisieren. Mit zwei Milliarden Dollar (1,6 Milliarden Euro) ist dieser Wahlkampf der "Washington Post" zufolge 400 Millionen Dollar teurer als der Kampf um die Präsidentschaft 2004.

Bush auf Verliererstraße
Die Abstimmung über 33 Senatssitze, 435 Abgeordnetenplätze, 35 Gouverneure sowie Tausende regionaler Volksvertreter und Spitzenbeamte wird als Referendum über den Irakkrieg und Bush angesehen. Die Demoskopen sagen einen demokratischen Wahlsieg voraus - ohnehin verliert in der Regel bei der Kongresswahl zwischen Präsidentschaftswahlen die Partei des Staats- und Regierungschefs. Bush muss nun aber sogar fürchten, dass die republikanischen Mehrheiten in beiden Häusern verloren gehen.

Politisch mit dem Rücken an der Wand waren es vor allem die Republikaner, die tief in die Kiste der Negativ-Werbung und des schmutzigen Wahlkampfs griffen: haltlose Vorwürfe wegen sexueller Verfehlungen, rassistische Anspielungen und Diffamierungskampagnen gehörten zu den unappetitlichen Ingredenzien eines teilweise vergifteten Wahlkampfs. Aber die meisten Kommentatoren der US-Medien glauben, dass angesichts der Enttäuschung und des Zorns über Bush und seine Republikaner ein Sieg der Demokraten bevorsteht.

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