Wiener Biotech schockt

2009: Intercell bilanziert mit hohen Verlusten

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Der Wiener Impfstoffentwickler drehte im abgelaufenen Geschäftsjahr 2009 in die Verlustzone. Der Nettoverlust betrug nach vorläufigen Zahlen 18,4 Mio. Euro nach einem Gewinn von 17,2 Mio. Euro im Jahr davor. Der Umsatz kletterte im Jahresvergleich um 10,6 % auf 61,7 Mio. Euro.

Im Umsatz enthalten sind Produkterlöse von 7,7 Mio. Euro unter anderem aus dem Verkauf des Imstoffes Ixiara. Der Cash-Flow des Unternehmens verschlechterte sich 2009 von minus 10,2 auf minus 26 Mio. Euro, die liquiden Mittel sanken von 191 auf 180 Mio. Euro.

Das Management erwartet für das laufende Geschäftsjahr 2010 höhere Einnahmen aus Produktverkäufen und gleichzeitig einen weiteren Anstieg der F&E-Ausgaben. Dies werde voraussichtlich heuer "zu einem mit 2009 vergleichbaren Nettoverlust führen", so das Unternehmen.

Impfstoffe auf Pflasterbasis sollen weiterentwickelt werden

2009 hat Intercell die Produktzulassung in Australien, den USA, Europa und Kanada für Ixario erhalten. Die ersten Verkäufe erfolgten im September. Um den Impfstoff zu pushen, intensivieren Marketing- und Vertriebspartner von Intercell daher ihre Bemühungen, ein stärkeres Bewusstsein für die Vorbeugung von Japanischer Enzephalitis zu schaffen.

Zusätzliche behördliche Impfempfehlungen könnten die Produktverkäufe für 2010 weiter vorantreiben, so das Unternehmen. Ein Anstieg der Verkäufe wird ab dem 2. Quartal 2010 erwartet. Produktlieferungen an Vermarktungs- und Vertriebspartner für die Hauptreisezeit werden sich aufgrund des Zeitplans zur Chargenfreigabe für den europäischen Markt teilweise vom ersten ins zweite Quartal 2010 verschieben.

2009 wurde eine weitere Phase-III-Studie zur Label-Erweiterung von Ixiaro zum Schutz reisender Kinder gestartet, um das Produkt weltweit verfügbar zu machen. Darüber hinaus strebt Intercell weitere behördliche Zulassungen an und arbeitet mit Biological E. in Indien an der Produktentwicklung für endemische Gebiete. Aufgrund geänderter Zulassungsbedingungen der indischen Behörden soll der Start pädiatrischer Phase-III-Studien, die von Biological E. durchgeführt werden, Ende 2010 erfolgen.

Mit dem Partner GlaxoSmithKline (GSK) sollen Impfstoffe, die auf Pflaster basieren, weiterentwickelt werden. Die Vertragsbedingungen sehen eine Vorabzahlung von GSK in der Höhe von 33,6 Mio. Euro sowie eine zusätzliche Kapitalbeteiligung von bis zu 84 Mio. Euro vor. Dies entspricht einem Anteil von bis zu 5 % an Intercell.
Die Kapitalbeteiligung soll durch den schrittweisen Ankauf von Aktien erfolgen - 900.000 Stück (1,9 %) wurden bereits im Dezember für 31,21 pro Aktie von GSK erworben. Mit GSK als künftigem Vermarktungspartner verstärkt Intercell auch seine Entwicklungsaktivitäten hinsichtlich der Zulassung des Impfpflasters gegen Reisedurchfall.

Bedenklich ist: Die Wiener Börse hat - trotz Analystenempfehlungen, die weit über die 30 Euro Marke reichen - dieses schlechte Ergebnis wochenlang vorweg genommen. In Wien folgt also nicht der Kurs - derzeit dümpelt Intercell etwa bei 21 Euro herum - nicht den Ergebnissen, sondern umgekehrt die Ergebnisse den Kursen. Einer von vielen Gründen, das Wiener Parkett nur mit guten Schuhen zu betreten ...

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