Google droht mit Rückzug aus China

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Der Internetkonzern hat die Nase voll von der chinesischen Zensur.

Der Internetkonzern will sich nicht länger der chinesischen Zensur beugen und nimmt dafür auch einen Abzug aus dem größten Internetmarkt der Welt in Kauf. Auslöser der Kehrtwende sind nach Angaben von Google massive Hacker-Angriffe aus China, der Diebstahl von Programminformationen sowie die zunehmende Einschränkung der Meinungsfreiheit im chinesischen Internet.

Die USA erwarten Aufklärung über die Hacker-Angriffe aus China auf Google. Die Vorwürfe des Unternehmens "wecken sehr ernste Sorgen und Fragen", sagte Außenministerin Hillary Clinton. Google habe die US-Regierung über die Vorgänge unterrichtet. "Wir erwarten eine Erklärung der chinesischen Regierung", sagte Clinton. Vom chinesischen Außenministerium in Peking gab es auf Anfrage zunächst keine Reaktion auf die Vorwürfe.

Internationale Menschenrechtsgruppen begrüßten die Entscheidung am Mittwoch als einen mutigen Schritt zum Schutz der Internetfreiheit und der Menschenrechte. Chinesische Internet-Experten haben die Rückzugsdrohung hingegen als nachteilig für den Internetkonzern bewertet. Tang Jun, der frühere Chef von Microsoft China sprach von der "dümmsten Entscheidung von Google". Google will aber offenbar auch wirtschaftliche Nachteile in Kauf nehmen.

Googles Chefjustiziar David Drummond schrieb im Firmenblog: "Wir sind uns bewusst, dass dies bedeuten kann, dass wir die Website Google.cn und möglicherweise auch unsere Büros in China schließen müssen." Eine Zensur der Seite will man aber nicht mehr hinnehmen. Die Angriffe, die Überwachung und die Versuche im vergangenen Jahr, die freie Meinungsäußerung in Chinas Internet weiter zu begrenzen, veranlasse Google, sein China-Geschäft auf den Prüfstand zu stellen.

Bei den Hacker-Angriffen sind nach einem Bericht des "Wall Street Journal" wichtige Quellcodes gestohlen worden, mit denen potenziell Zugang zu anderen Daten gewonnen und Sicherheitsmängel identifiziert werden können. Google sprach nur vage vom "Diebstahl geistigen Eigentums". Es seien ähnliche Angriffe auf mindestens 20 weitere große Unternehmen entdeckt worden. Vorrangiges Ziel des Angriffs seien E-Mail-Konten von chinesischen Menschenrechtsaktivisten gewesen. Doch sei das Ziel nach vorliegenden Erkenntnissen nicht erreicht worden.

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