Nur im Jahr 1953 gab es noch mehr Arbeitslose.
Die österreichische Wirtschaft wächst weiterhin zu gering, um die Arbeitslosenrate sinken zu lassen. Für 2014 erwartet das Forschungsinstitut Synthesis - in einer Prognose für das AMS - einen weiteren Anstieg der nationalen Arbeitslosenquote um 0,4 Prozentpunkte auf 7,9 Prozent und rechnet mit 380.000 Personen ohne Job (+23.000). Damit würde im nächsten Jahr die zweithöchste nationale Arbeitslosenquote seit 1945 verzeichnet werden. Nur im Jahr 1953 lag die Quote mit 8,7 Prozent höher.
"Ohne ein internationales Anziehen der Konjunktur ist jedoch leider nicht zu erwarten, dass die Arbeitslosenzahlen in den kommenden Monaten zurückgehen werden", so auch die Einschätzung von Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ). Der Arbeitsmarkt bleibe "damit wohl auch in den kommenden Monaten schwierig. Trotz anhaltender Beschäftigungszuwächse und den ersten, aber noch sehr zarten Anzeichen von Entspannung wird die Arbeitslosigkeit - natürlich auch saisonbedingt - im kommenden Winter weiter zunehmen", erwartet Hundstorfer.
Wie die steigenden Arbeitslosenzahlen in den Griff bekommen werden sollen, darüber gehen die politischen Meinungen auseinander. Die Gewerkschaft fordert die vorhandenen Arbeitsstunden gerechter zu verteilen. Die Unternehmen sollen wieder mehr Menschen beschäftigen, statt immer mehr Überstunden anzuordnen, so ÖGB-Präsident Erich Foglar. Gewerkschaft, Arbeiterkammer und Grüne fordern außerdem ein Bonus-Malus-System für ältere Arbeitnehmer, damit Unternehmen zur Beschäftigung älterer Dienstnehmer motiviert werden. Die Industriellenvereinigung wünscht sich "positive Anreize", um ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer freiwillig länger in Beschäftigung zu halten.
FPÖ-Chef Christian Strache kritisierte die Arbeitsmarktpolitik der Bundesregierung: "Heimische Arbeitnehmer und bereits bestens integrierte Ausländer wurden und werden systematisch durch Billig-Kräfte aus dem Osten verdrängt. Die Arbeitsmarktöffnung für Rumänen und Bulgaren zum Jahreswechsel werde "die Situation weiter dramatisch verschärfen", erwartet Strache. Das Team Stronach fordert "rasche arbeitsmarktpolitische Reformen, damit die Unternehmen wieder mehr Mitarbeiter einstellen können", unter anderem müssten Unternehmen von den Zwangsmitgliedschaften und Zwangsgebühren befreit werden.
Die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen erhöhte sich per Ende Oktober im Vergleich zum Vorjahresmonat um 12,2 Prozent oder 30.424 Personen auf 280.336. Zusätzlich wuchs die Zahl der Schulungsteilnehmer um 7.827 (+10,7 Prozent) auf 80.720. Damit waren insgesamt 361.056 Personen hierzulande ohne Job, um 11,8 Prozent mehr als im Oktober 2012, teilte das Sozialministerium am Montag mit. Die Arbeitslosenquote nach österreichischer Definition stieg im Oktober im Vergleich zum Jahr davor deutlich um 0,7 Prozentpunkte auf 7,4 Prozent. Der stärkste Anstieg der Arbeitslosigkeit wurde bei behinderten Personen (+25,7 Prozent) und bei älteren Arbeitnehmern ab 50 Jahren (+22,7 Prozent) verzeichnet. Nach EU-Berechnung belief sich die heimische Arbeitslosenquote im September - das ist der aktuellste verfügbare Wert - auf 4,9 Prozent. Österreich hat damit erneut die niedrigste Arbeitslosigkeit in der EU, gefolgt von Deutschland mit 5,2 Prozent und Luxemburg mit 5,9 Prozent.
Trotz verhaltener Konjunkturentwicklung gab es in Österreich im Oktober mehr Personen mit einem Job. Die Zahl der aktiv unselbstständig Beschäftigten hat sich per Ende Oktober laut einer vorläufigen Prognose um 26.000 Personen (+0,8 Prozent) auf 3,418 Millionen erhöht. Die Anzahl der gemeldeten offenen Stellen ist hingegen stark um 2.958 (-10,4 Prozent) auf 25.562 zurückgegangen.
Auch die Pleite der Drogeriemarkkette dayli (vormals Schlecker) belastet den heimischen Arbeitsmarkt. Rund ein Drittel der ehemaligen dayli-Beschäftigten waren per Ende Oktober beim Arbeitsmarktservice arbeitslos gemeldet. Insgesamt 1.100 Personen - fast ausschließlich Frauen - waren beim AMS vorgemerkt, 153 befanden sich in Schulungen, hieß es vom AMS auf APA-Anfrage. 3.468 dayli-Beschäftigte verloren Mitte August bei der größten Handelspleite seit der Konsum-Insolvenz im Jahr 1995 ihren Job. Ein Teil der Beschäftigten sei aufgrund der hohen Fluktuation im Handel oder auch woanders untergekommen, sagte AMS-Sprecherin Beate Sprenger. Mit deutlich mehr arbeitslosen Ex-dayli-Beschäftigten rechnet das AMS derzeit nicht, weil die Kündigungsfristen bei der insolventen Drogeriemarktkette bereits abgelaufen sind.
Die Zahl der Arbeitslosen im Handel stieg per Ende Oktober im Vergleich zum Jahr davor um 5.057 (+13,8 Prozent) auf 41.721 Personen. Den stärksten Anstieg der Arbeitslosigkeit gab es aber im Bausektor mit plus 18 Prozent auf 18.403 Personen, gefolgt vom Gesundheits- und Sozialwesen mit plus 16,4 Prozent auf 7.697 Personen und der Warenerzeugung (+12,4 Prozent). Etwas geringer fiel die Zunahme der Arbeitslosen im Tourismus (+9,7 Prozent) und bei der Arbeitskräfteüberlassung (+7,5 Prozent) aus.