Vier Musterverfahren

AWD bot Vergleiche wegen Fehlberatung an

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Der Finanzdienstleister hat sich mit vier Anlegern gütlich geeinigt, die durch die Beratung gigantische Summen verloren haben. Bei den Sammelklagen dagegen bleibt der AWD stur.

Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) hat gegen den Finanzdienstleister AWD nicht nur fünf Sammelklagen wegen angeblich "systematischer Fehlberatung" beim Verkauf von Immofinanz-Aktien angestrengt, sondern auch acht Musterprozesse. In vier dieser Verfahren habe AWD Vergleiche angeboten, "die die Geschädigten nicht ausschlagen konnten", teilten die Verbraucherschützer nun mit.

Großzügige Angebote

Im Fall einer 91-jährigen Frau, deren Ersparnisse ein AWD-Berater vor rund zehn Jahren in vermeintlich sichere Immofinanz-Papiere investiert habe, habe der AWD 100 Prozent des Schadens sowie die Prozesskosten gezahlt. Wobei der AWD mit dem VKI eine Geheimhaltungsverpflichtung vereinbaren habe wollen - "das haben wir abgelehnt. Schließlich kann es nicht sein, dass der AWD Beratungsfehler immer bestreitet und versucht, gegenteilige Verfahrensergebnisse mit Geld unter den Teppich zu kehren", kritisierte VKI-Chefjurist Peter Kolba.

Einer niederösterreichischen Familie habe der Finanzdienstleister empfohlen, das vorhandene Kapital für ein Einfamilienhaus statt in den Kauf eines Grundstücks in Immofinanz-Aktien zu veranlagen, einen entsprechend höheren Fremdwährungskredit aufzunehmen und diesen "durch die tolle Performance der 'mündelsicheren Immobilienaktien' zurückzuzahlen", so der VKI. Die Rechnung sei nicht aufgegangen, nach eineinhalb Jahren Streit vor Gericht habe der AWD etwa 70 Prozent des Schadens (79.000 Euro) und die Verfahrenskosten von etwa 20.000 Euro beglichen.

5 Sammelklagen um 40 Mio. Euro

Bei den Sammelklagen schalte der AWD hingegen weiter auf stur, warf der VKI dem Finanzdienstleister zum wiederholten Mal vor. Kolba hat den Eindruck, "dass es dem AWD immer noch darum geht, sich durch lange Streitereien um die Zulässigkeit von Sammelklagen sowie weiterer Ablenkungsmanöver aus der Verantwortung zu stehlen." Der VKI ist im Namen von etwa 2.500 mutmaßlich Geschädigten vor Gericht gezogen, der Streitwert der fünf Sammelklagen beträgt rund 40 Mio. Euro.

Der AWD hat den Vorwurf systematischer Fehlberatung stets bestritten und heute erneut betont, alle Fälle einzeln zu prüfen. "Sollte irgendwo ein Fehler passiert sein, sind wir durchaus bereit, uns mit Kunden zu vergleichen", meinte ein Unternehmenssprecher.

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