Banken brauchen kein staatliches PS-Kapital mehr

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Der Chef der "Banken-ÖIAG", Ex-Notenbank-Gouverneur Klaus Liebscher, glaubt nicht, dass die in Österreich tätigen Banken über das bisherige Ausmaß hinaus weiteres staatliches Partizipationskapital zeichnen, sondern eher auf Garantien zurückgreifen werden, sollten sie Bedarf danach haben.

"PS-Kapital ist für die Banken doch recht teuer", sagte Liebscher in einem Interview in der aktuellen Ausgabe des Wirtschaftsmagazins "Format". Liebscher schließt nicht aus, dass es im zweiten Halbjahr noch zu weiteren Wertberichtigungen im Kreditbereich kommt, die einen zweiten "Nachschlag" an Staatshilfe notwendig machen könnten. "Ich glaube aber nicht, dass es dann noch einmal Partizipationskapital sein wird, sondern vielleicht Garantien."

Der von der Regierung zur Verfügung gestellte Eigenkapitalrahmen von 15 Mrd. Euro wird nach Ansicht von Liebscher nach heutiger Sicht nicht ausgeschöpft werden. Inklusive BAWAG und Bank Austria seien bisher 8,4 Mrd. Euro vergeben worden. "Es wurde zwar mehr beantragt, aber die Erste Bank und die RZB haben Privatplatzierungen gemacht. Um diese Beträge hat sich die Staatshilfe reduziert", so Liebscher, Vorstand der FIMBAG Finanzmarktbeteiligung Aktiengesellschaft des Bundes.

Schärfere Eigenkapitalvorschriften

Die Bestrebungen der Europäischen Zentralbanken, die Eigenkapitalvorschriften zu verschärften, begrüßt Liebscher. Diese Maßnahmen sollten aber erst nach der Krise eingeführt werden. Da das Bankenpaket am Jahresende ausläuft, müssten die Banken noch heuer Kapitalmaßnahmen setzen, gibt der frühere Nationalbank-Gouverneur zu bedenken. Eine Verlängerung des Bankenhilfspaketes durch die EU über den 31. Dezember hinaus, hält Liebscher für unwahrscheinlich. Weitere Verstaatlichungen von Banken dagegen schließt der Banker generell nicht aus.

Liebscher zeigt sich überzeugt, dass es im Bankenbereich noch zu einem Marktbereinigungsprozess kommen wird. Österreich sei zwar nicht "over-banked" - wie es der derzeitige OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny gesagt hat -, sondern "over-branched". Österreich habe schon beachtliche Konzentrationsprozesse hinter sich gebracht. "Over-banked" sei in erster Linie durch Sparkassen-, Volksbanken- und Raiffeisensektor bedingt. Das Verschwinden eines Sektors würde Liebscher aber nicht als "Strukturhilfe" sehen.

Ende für Konditionenschleuderei

Dass die Banken als Gewinner aus der Krise herausgehen, könne man sicher so nicht sagen, führt der Banker aus. Es sei aber klar, dass die Finanzkrise dramatisch auf die Realwirtschaft übergeschwappt ist. "Einige Banken, die auf Investmentbanking spezialisiert sind, haben sich wieder gut positioniert. Andere verdienen auch über den Zinsüberschuss. Und natürlich ziehen die Banken auch Lehren aus den Entwicklungen und wurden risikobewusster. "Die Zeit der Konditionenschleuderei ist vorbei. Das bedeutet für die Unternehmen freilich: Es wird teurer", so Liebscher.

Zur Lehman-Pleite, deren erster Jahrestag am 15. September bevorsteht, meinte Liebscher, dass er nicht verstehe, warum die Amerikaner es nicht versucht hätten, Lehman aufzufangen. Im Gedächtnis werde ihm bleiben, mit welch rasanter Geschwindigkeit die Konsequenzen an den Geld- und Wertpapiermärkten eingetreten sind, und wie "sensationell rasch" sich die EU-Granden auf Hilfspakete geeinigt hätten.

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