AT&S-Chef Gerstenmayer: "Wir sehen Jahrzehnt der asiatischen Märkte."
2011 dürfte ein positives Jahr für Aktienanleger werden, resümierten heimische Kapitalmarktexperten am Dienstagabend bei dem von APA-Finance und "Der Börsianer.com" veranstalteten Spezialistenforum "Q-Check". Unter dem Titel "Chancen und Risiken 2011" ging der Q-Check in die vierte Runde, neben den Börsenexperten wurde mit AT&S-Chef Andreas Gerstenmayer auch ein österreichischer Top-Manager aufs Podium geladen.
"Grünes Hackerl" für Aktien
Die Spezialisten äußerten sich mit einigen Vorbehalten durchwegs optimistisch für das laufende Börsenjahr. "Angesichts der Zinsentwicklung und der Konjunkturdaten machen wir ein 'grünes Hakerl' für Aktien", fasste Erika Karitnig, Chief Investment Officer bei der Bawag PSK Invest, pointiert zusammen. "2010 war angesichts der Konjunktursorgen ein sehr wackeliges Jahr für Aktien, spätestens seit dem Spätsommer überwiegt jedoch der Optimismus", so die Expertin. Sie empfiehlt dabei angesichts der attraktiven Bewertungen vor allem Aktien der entwickelten Volkswirtschaften, an einigen Wachstumsmärkten wie China, Indien oder Russland sieht sie hingegen Inflations- und damit Zinserhöhungsrisiken.
Zukunftsmärkte
Auch Martin Linsbichler, Managing Director bei Franklin Templeton, sieht Gründe für Investments in Aktien, stellte allerdings die Frage: "Hat Ihr Portfolio den nötigen Weitblick?". Mit einer "Vision 2020" beleuchtete er eine langfristige Perspektive und fokussierte auf Investitionsmöglichkeiten in Zukunftsmärkte. Vor allem technologielastige Branchen, wie Erneuerbare Energien, Nanotechnologie, Infrarottechnologie oder Medizintechnik bieten Linsbichler zufolge attraktive und zukunftsorientierte Anlagechancen.
"Jahrzehnt der asiatischen Märkte"
In diesem Zusammenhang erwartet der AT&S-Vorstandsvorsitzende Andreas Gerstenmayer ein "Jahrzehnt der asiatischen Märkte". In dieser Region würden sich die zukunftsträchtigsten Infrastruktur- und Technologieprojekte konzentrieren, was große Investitionsmöglichkeiten biete, erklärte Gerstenmayer. Die Frage laute, ob der "Wettbewerb gegen oder mit den asiatischen Märkten" geführt werde. Der Leiterplattenhersteller AT&S habe sich für den Weg des "Miteinander" entschieden. Vor diesem Hintergrund will die AT&S die Kapazitäten in Asien weiter ausbauen.
Zyklische Aktien empfohlen
Vor rund 80 geladenen Gästen aus der Finanzcommunity gab der Österreich-Chef der französischen CA Cheuvreux, Edi Berger, seine Empfehlungen zum Wiener Aktienmarkt preis. "Wir empfehlen weiter zyklische Aktien zum Kauf", so Berger. Hier sieht der Experte vorhandenes Gewinnpotenzial, allerdings müsse man den Titeln auch Konsolidierung erlauben. Bei Versorgern zeigt sich Berger angesichts des limitierten Gewinnwachstums etwas vorsichtiger. Sein Fazit lautet: "Sehr vorsichtige 'stock selection', der Ausblick ist aber positiv".
Positive Daten
Den Optimismus sehen die Spezialisten durch die aktuellen Konjunkturbarometer bestätigt. Den fundamentalen Ausblick auf das Jahr 2011 gab Daniela Berndl, Senior Sales Manager bei Fidelity International. Sowohl die Arbeitslosenzahlen als auch die Vorlaufindikatoren würden auf einen starken Makroausblick deuten. "Die positiven Daten überwiegen", resümierte Berndl. Dass sich aber auch in wirtschaftlich schweren Zeiten Marktführer herausbilden können, demonstrierte Franklin Templeton-Experte Linsbichler an einem historischen Beispiel. Die Branchenriesen Bridgestone, McDonalds, Puma und Microsoft wurden allesamt in Rezessionsphasen gegründet.
CEE-Region im Fokus
Alexandre Dimitrov, Leiter des Osteuropa-Teams der Erste SparInvest, legte seinen Fokus naturgemäß auf die CEE-Region. Dabei würden allerdings viele Investoren das hohe Risiko in den Vordergrund stellen. "Emerging Europe ist aber nicht risikoreicher als Westeuropa", erklärt Dimitrov. Dies begründet er mit dem gestiegenen Risiko in Westeuropa durch die Schuldenkrise. Dadurch hätten sich die Ausfallsversicherungen für Staatsanleihen (CDS) der beiden Regionen auf ein ähnliches Niveau bewegt.