Gespräche der französischen Nationalbibliothek (BnF) mit Google über die Digitalisierung von Büchern haben in Frankreich für Wirbel gesorgt. Große Verlage warnen davor, geschützte Werke frei zugänglich ins Internet zu stellen. "Die BnF legt Wert auf die Präzisierung, dass sie kein Abkommen mit Google über die Digitalisierung ihrer Bestände getroffen hat", erklärte die Bibliothek de France. Eine "private Partnerschaft" sei aber "niemals ausgeschlossen" worden, um "freien Zugang zu ausschließlich rechtefreien Büchern" zu schaffen.
Die BnF hat ein eigenes Programm zur Digitalisierung ihrer Bestände laufen. Drei Jahre lang werden jährlich 100.000 Bücher sowie zahlreiche seltene Drucke und Manuskripte verarbeitet. Die digitalisierten Werke werden über die französische Internetseite Gallica und ihr europäisches Gegenstück Europeana zugänglich gemacht.
Kulturminister Frédéric Mittérand sieht die "Digitalisierung des Kulturerbes" als Teil einer "globalen Strategie" der Kulturförderung. Dabei müssten die Autorenrechte aber strikt beachtet werden. Über Gallica kann man auch Bücher mit Copyright finden; dieses Angebot wird gemeinsam mit Verlegern erstellt.
2005 hatte sich der damalige BnF-Chef Jean-Noël Jeanneney noch im Namen des Widerstands gegen die kulturelle Vormacht der USA vehement gegen das Google-Projekt zur Digitalisierung von 15 Mio. Büchern gestemmt. Google arbeitet mit Universitäten wie Oxford und Harvard zusammen.
Jetzt führen bei der BnF die Schwierigkeiten zur Finanzierung des eigenen Digitalisierungsprojektes offenbar zum Umdenken. Presseberichten zufolge bräuchte die BnF alleine zur Digitalisierung ihrer Bestände aus der Dritten Republik 50 Mio. Euro. Sie hat aber insgesamt nur 5 Mio. für ihr Projekt zur Verfügung.