Steiermark-Prozess

Hypo-Prozess: "Mahnwesen war wie Greißlerei"

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Im Prozess um die Leasing-Affäre der Hypo-Steiermark wurde es am Dienstag spannend: Als Zeuge war ein Geschäftsführer geladen, der offenbar mit dem angeklagten Kollegen nicht sehr gut zusammen gearbeitet hat.

Zwei frühere Manager müssen sich ja wegen Untreue vor einem Schöffensenat (Vorsitz: Helmut Wlasak) verantworten, da sie durch riskante Leasinggeschäfte einen Schaden von 40,5 Millionen Euro verursacht haben sollen.

Am zehnten Verhandlungstag war ein Geschäftsführer der Hypo-Steiermark als Zeuge geladen, der sich nicht sehr positiv über seinen angeklagten Ex-Kollegen äußerte. Er schilderte, dass schon der Start 2004, als er in die Bank kam, mit dem deutlich älteren Kollegen nicht ganz reibungsfrei verlief. "Ich habe um eine Übersetzung der kroatischen Listen gebeten, da hat er in seiner schnoddrigen Art gesagt, wir können Sie hier nicht brauchen, wenn Sie das nicht lesen können", schilderte der Bankangestellte.

"Ich bin komplett blauäugig dazugekommen", musste der Zeuge eingestehen. Er habe zunächst keinen wirklichen Durchblick bei den Auslandsgeschäften gehabt. Ein Mitglied des Vorstandes hatte damals das Mahnwesen des Ex-Geschäftsführers mit einer Greißlerei verglichen. Alles sei im Einflussbereich des Angeklagten gewesen, er selbst musste monatelang darum kämpfen, sich in Kroatien die Dinge einmal direkt anschauen zu dürfen. "Er war mit Informationen über die Kroatiengeschäfte sehr zurückhaltend", umschrieb der Befragte die Unwissenheit, in der er vom älteren Kollegen gelassen wurde.

Dass das Mahnwesen "ineffizient" ist, hatte er aber trotzdem bald durchschaut. "Ich hatte den Verdacht, dass die Vermittler in Kroatien nur jene Kunden mahnen, mit denen sie nicht kooperiert haben." Er wollte daher weitere Anwälte einstellen, die diese Dinge für die Hypo erledigen sollten, doch das lehnte der Angeklagte ab. "Es war ihm aus Kostengründen nicht genehm."

Für ihn, so der Zeuge, war es "ein Schock, dass es eine derartige Menge an Mahnlisten gab. Mir wurde immer gesagt, dass Kroaten langsame Zahler sind, und zwei bis drei Raten Rückstand sei ganz normal". Die steigende Anzahl der Mahnlisten sei durchaus Thema gewesen, meinte der Geschäftsführer. "Es war wie beim Roulette, wenn man schon viel Geld im Spiel hat und weiter nachsetzt, obwohl man eigentlich aufhören müsste", beschrieb der Banker die damalige Praxis, immer weiter in die Leasinggeschäfte in Kroatien zu investieren.

Der Prozess wird morgen, Mittwoch, um 9.00 Uhr mit weiteren Zeugen fortgesetzt.

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