Aufschrei der Wirtschaft

Österreicher sind Urlaubs-Weltmeister

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Kein Land hat mehr Urlaub. Trotzdem: 74 % wollen eine Woche mehr Urlaub.

Vier Wochen bevor sich Österreich in den kollektiven Sommerurlaub verabschiedet, spaltet ein Vorschlag der Gewerkschaft das Land: sechs statt fünf Wochen Urlaub. Das wünscht sich GPA-Chef Wolfgang Katzian. Nicht für alle – aber zumindest für Arbeitnehmer, die älter als 43 sind oder 20 Jahre bei einem Unternehmen arbeiten.

Urlaubsstreit
Was für Angestellte wie ein Sommernachtstraum klingt, treibt die heimischen Wirtschaftsbosse auf die Barrikaden. "Wir sind ohnehin schon Europameister. Wir haben den meisten Urlaub, die meisten Feiertage und gehen am frühesten in Pension. Wie soll Österreich da wettbewerbsfähig bleiben?", poltert Wirtschaftskammer-Boss Christoph Leitl. Und meint weiter: "Solche Vorschläge sind unseriös."

Selbst die liberalen Grünen sprechen von "populistischen Sommerträumen". Auch Do&Co-Chef Attila Dogudan kann der Idee ­einer sechsten Urlaubswoche nichts Positives abgewinnen: "Ich verstehe solche populistischen Aussagen nicht. Wir können uns alles leisten, außer mehr Unproduktivität."

38 Tage frei
Ein Blick in die Statistik zeigt: Österreich ist ein Relax-Eldorado. Sowohl bei den Feiertagen als auch beim Jahresurlaub liegt Österreich im EU-Spitzenfeld.

  • Mit 25 Urlaubstagen und 13 Feiertagen haben wir pro Jahr 38 Tage zum Blaumachen.
  • Zum Vergleich: Der EU-Durchschnitt liegt bei 34 Tagen. Deutschland hat insgesamt 34 freie Tage.
  • Zu den fleißigsten westeuropäischen Ländern zählt Großbritannien. Die Briten haben nur 20 Tage Urlaub und acht Feiertage.

Hohe Kosten
Der Linzer Universitätsprofessor Friedrich Schneider rechnet vor, was eine sechste ­Ferienwoche kosten würde: "Wenn die Regelung für Arbeitnehmer ab 43 Jahre gilt, dann kostet das 1,5 Milliarden Euro. Gilt die Regelung für alle Österreicher, dann verdoppelt sich die Zahl."

Der Provokateur, GPA-Chef Wolfgang Katzian, den die totale Verweigerung seitens der Wirtschaft überrascht, versteht die Aufregung nicht. "Ich habe nichts Neues gefordert. Die sechste Urlaubswoche ist im Gesetz verankert. Wenn man 25 Jahre bei einem Unternehmen gearbeitet hat. Durch die vielen Jobwechsel schafft das keiner mehr", so Katzian. "Außerdem haben die Beamten längst ab 43 Jahre sechs Wochen Urlaub."

Auch, dass Österreich Urlaubsweltmeister ist, sieht der GPA-Chef anders. "Die Zahlen stimmen nicht. Die Deutschen haben offiziell 20 Tage Urlaub, aber durch verschiedene Kollektiv­verträge sind es de facto 30 Urlaubstage."
 

PRO: GPA-Chef Wolfgang Katzian

ÖSTERREICH: Herr Katzian, Ihr Vorschlag stößt auf großen Widerstand.
Katzian: Das war ein heftiger Reflex. Dabei fordere ich nichts Neues. Im Gesetz steht, dass Arbeitnehmer, die 25 Jahre bei einem Unternehmen arbeiten, sechs Wochen Urlaub erhalten. Das schafft aufgrund der Jobwechsel keiner mehr.

ÖSTERREICH: Warum soll die sechste Urlaubswoche ausgerechnet ab dem 43. Lebensjahr gelten?
Katzian: Ganz einfach, weil die öffentlich Bediensteten ab 43 sechs Wochen Urlaub haben. Ich wollte eine Gleichstellung.
 

KONTRA: Wirtschaftskammer-Präsident Leitl

ÖSTERREICH: Herr Leitl, warum wollen Sie den Österreichern keine zusätzliche Urlaubswoche gönnen?
Leitl: Wir urlauben am längsten, wir haben die meisten Feiertage und gehen am frühesten in Pension. Wie soll Österreich da wettbewerbsfähig bleiben und den Wohlstand ausbauen?

ÖSTERREICH: Aus Sicht der Wirtschaft ist der Plafond erreicht?
Leitl: Wir müssen uns mit der Schweiz, Deutschland und Italien vergleichen, diese Länder haben alle eine Woche weniger Urlaub. Wünsche ans Christkind gibt es erst in einem halben Jahr.
 

Der Super-Juni: Drei Wochenenden mit Feiertag

Rot: Freie Tage; Blau: Fenstertage; Orange: Samstage.

1. 6.   Mittwoch
2. 6.   Donnerstag / Christi Himmelfahrt 

3. 6.   Freitag
4. 6.   Samstag
5. 6.   Sonntag

6. 6.   Montag
7. 6.   Dienstag
8. 6.   Mittwoch
9. 6.   Donnerstag
10. 6. Freitag
11. 6. Samstag
12. 6. Pfingst-Sonntag

13. 6. Pfingst-Montag
14. 6. Dienstag (Schulfrei)
15. 6. Mittwoch
16. 6. Donnerstag
17. 6. Freitag
18. 6. Samstag
19. 6. Sonntag

20. 6. Montag
21. 6. Dienstag
22. 6. Mittwoch
23. 6. Donnerstag / Fronleichnam
24. 6. Freitag
25. 6. Samstag
26. 6. Sonntag

27. 6. Montag
28. 6. Dienstag
29. 6. Mittwoch
30. 6. Donnerstag

Alle Feiertage fallen heuer in den Juni. Clevere haben genau geplant: Wer sich drei Fenstertage nimmt (3., 14. und 24. 6.) kommt auf 14 freie ­Tage und drei verlängerte Wochenenden.

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