Somalia

Islamisten geben Mogadischu auf

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Bewaffnete Anhänger der Übergangsregierung haben den Flughafen und den ehemaligen Präsidentenpalast in Somalias Hauptstadt besetzt.

Die von Äthiopien unterstützten Truppen der somalischen Übergangsregierung sind am Donnerstag nach Angaben von Regierungschef Ali Mohammed Gedi in die Hauptstadt Mogadischu einmarschiert, nachdem die islamistischen Milizen von dort abgezogen waren. Gedi sagte vor Journalisten in der 20 Kilometer von Mogadischu entfernten Ortschaft Afgoye, die Soldaten hätten nun "in mehreren Bezirken" der Hauptstadt Stellung bezogen. Er werde die Zusammenarbeit zwischen der Armee und den örtlichen Vertretern koordinieren, um die Kontrolle der Hauptstadt zu gewährleisten.

Zuvor hatten sich die Milizen des "Rates der Islamischen Gerichte" aus Mogadischu zurückgezogen, das sie im Sommer unter ihre Kontrolle gebracht hatten. Sie begründeten ihren "taktischen Rückzug" damit, dass sie "ein heftiges Bombardement durch die äthiopischen Streitkräfte" abwenden wollten.

Schreckgespenst Guerillakrieg
Der "Rat der Islamischen Gerichte", der vor der äthiopischen Offensive weite Teile des ostafrikanischen Landes beherrschte, bereitet sich möglicherweise auf einen Guerillakrieg vor. Während sich der UNO-Sicherheitsrat in New York abermals auf keine Erklärung zum Konflikt einigen konnte, kam es in Mogadischu noch vor dem Einmarsch von Einheiten der somalischen Übergangsregierung und äthiopischer Truppen zu Plünderungen und Schießereien. Die Afrikanische Union hat den sofortigen Rückzug aller ausländischen Truppen auf beiden Seiten gefordert.

Islamistenführer Sharif Ahmed betonte, der Rückzug bedeute keinesfalls eine Niederlage: "Mitglieder der Union der Islamischen Gerichte werden sich nicht ergeben. Wir werden uns verteidigen und dem Feind eine Niederlage zufügen." Die Milizen der islamischen Tribunale hatten sich im Juni in schweren Kämpfen gegen die von den USA unterstützte Warlord-"Allianz für die Wiederherstellung des Friedens und gegen Terrorismus" (ARPCT) durchgesetzt, deren Führer jetzt zur Übergangsregierung gehören.

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"Heiligen Krieg" ausgerufen
Auf den Einmarsch der Äthiopier hatten die Islamisten mit der Ausrufung des "Heiligen Kriegs" reagiert. Die USA beschuldigen die islamischen Gerichte, Mitglieder des Terrornetzwerks Al-Kaida zu schützen. Sheikh Hassan Dahir Aweys, der starke Mann der Islamisten, soll nach Erkenntnissen der US-Regierung Anfang der 1990er-Jahre ein Kampfgefährte von Al-Kaida-Chef Osama Bin Laden gewesen sein.

Nach dem Sturz von Militärdiktator General Mohammed Siad Barre 1991 versank Somalia in Anarchie. Wegen einer schweren Hungerkatastrophe 1992 hatte die UNO eine internationale Luftbrücke eingerichtet. Mit der Landung einer US-geführten multinationalen Truppe begann die Operation "Restore Hope", die mit einem Fiasko endete. Rund 37.000 Friedenssoldaten sollten die Versorgung der Hungernden sichern. Im Oktober 1993 wurden in Mogadischu 18 US-Soldaten von einer wütenden Menschenmenge umgebracht, ihre Leichen geschändet. Der damalige US-Präsident Bill Clinton ordnete daraufhin den sofortigen Abzug der Truppen an.

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