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Spanien beantragt Finanz-Spritze

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Auch Madrid will Gelder aus dem Rettungsfonds EFSF beantragen.

Die spanische Regierung will Kreisen zufolge am Wochenende Finanzhilfen aus dem europäischen Rettungsfonds EFSF für die angeschlagenen Banken des Landes beantragen. "Die Ankündigung wird für Samstagnachmittag erwartet", sagte ein EU-Vertreter. Zuvor werde in einer Telefonkonferenz der Euro-Gruppe am Samstag über Einzelheiten gesprochen.

Abwertung
Zuvor hatte die Ratingagentur Fitch die Bonität des Landes gleich um drei Stufen abgewertet. Damit liegt das Land nur noch knapp über dem Ramsch-Status. Die Agentur sprach von bis zu 100 Milliarden Euro, die die Rettung spanischer Banken kosten könnte. Allerdings hatte sich das Land noch am Donnerstag am Markt 2,1 Milliarden Euro leihen können, wenn auch zu höheren Zinsen als bei der vorangegangenen Auktion.

 Eine Stellungnahme der spanische Regierung war zunächst nicht zu erhalten. Sie hatte zuletzt angekündigt, mit einer Entscheidung über Hilfen zu warten, bis in einigen Wochen belastbare Zahlen über den Finanzbedarf der heimischen Banken vorliegen.

Nachfolgend ein Überblick, wie Spanien wirtschaftlich dasteht:

  • Das Land findet nicht aus der Rezession. Das Bruttoinlandsprodukt wird nach Prognose der EU-Kommission in diesem Jahr um 1,8 Prozent schrumpfen, 2013 nochmals um 0,3 Prozent. "Es stehen schwierige Zeiten ins Haus", warnt die Brüsseler Behörde.
  • Die ohnehin schon dramatische Lage am Arbeitsmarkt spitzt sich noch weiter zu: Jeder vierte Spanier wird im kommenden Jahr ohne Job sein, sagt die EU-Kommission voraus. Kein anderes EU-Land weist eine so hohe Arbeitslosenquote aus. 2008 lag sie noch bei 11,3 Prozent. Das drückt die Binnennachfrage, zumal auch die Löhne sinken und die Einkommensteuer erhöht wurde. Der Immobilienmarkt liegt ebenfalls am Boden, da die Preise fallen und ein hoher Leerstand neue Investitionen verhindert. Einzige Konjunkturstütze ist der Export, der auch von sinkenden Lohnstückkosten profitiert.
  • Die Wirtschaftskrise sorgt dafür, dass die Löcher in der Staatskasse groß bleiben. Die Neuverschuldung wird 2012 und 2013 jeweils mehr als sechs Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung ausmachen; die EU-Verträge sehen eigentlich eine Obergrenze von drei Prozent vor.



 

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