Der Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich (RLB OÖ), Ludwig Scharinger, erwartet für sein Institut heuer ein Jahresergebnis über den Prognosen. Das prognostizierte Betriebsergebnis von 242 Mio. Euro (nach 232,7 Mio. Euro 2009) werde man schaffen "und noch einen Bilanzgupf dazu", zeigt sich Scharinger zuversichtlich: "Wir fahren auf Sicht". Der Gewinn werde nach UGB-Bilanzierungsregeln bei etwa 120, 130 Mio. Euro liegen. "Wir werden wieder zulegen", versicherte er.
Die Fusion der Raiffeisen International (RI) und der RZB sieht Scharinger positiv, er selber habe diese als eine der treibenden Kräfte angestoßen. Die RI hatte keine Bankenkonzession, durch den Zusammenschluss werden Parallelstrukturen in den Instituten beseitigt, hob er die Vorteile dieses Schrittes hervor.
Durch die Synergieeffekte könne zusätzliche Kraft generiert werden. Der Raiffeisensektor werde zu 80 % an der konsolidierten Bank beteiligt sein, damit sei der Spielraum geschaffen, im Fall von Börsekapitalerhöhungen auf bis zu 51 % mit der Beteiligung herunterzugehen.
Bankenabgabe pfui, Transanktionssteuer hui
Einer Bankenabgabe steht Scharinger ablehnend gegenüber, eine Finanztransaktionssteuer sollte auf europäischer Ebene eingeführt werden. Dabei könnte man sich am vom Wifo berechneten Modell orientieren - das würde in Österreich 1,1 Mrd. Euro bringen, weit mehr als die jetzt mit 500 Mio. Euro angedachte Bankensonderabgabe meinte er.
Falls sich die Briten nicht dazu durchringen könnten, sollte Europa diesen Schritt auch ohne Großbritannien gehen. Bei der Ausgestaltung sollten rein spekulative Geschäfte besteuert werden, Geschäfte die zur Absicherung von realwirtschaftlichen Deals dienen nicht.
Das Raiffeisen-Urgestein Scharinger tritt für eine Verschärfung der Spekulationsbesteuerung ein: Die Spekulationsfristen sollten verlängert werden, meint der Banker. Während die kleinen Sparer 25 % Zinsertragssteuer zahlen müssen vom ersten Tag und vom ersten Euro an, blieben die Gewinne aus Aktienverkäufen nach einem Jahr Behaltefrist derzeit steuerfrei. Scharinger kann sich eine Verlängerung um einige Jahre vorstellen: Drei bis vier Jahre wären da durchaus denkbar, dies müsste sich aber natürlich die Koalition ausmachen. Die SPÖ tritt für eine völlige Streichung der Spekulationsfrist ein.
Seine eigenen beruflichen Pläne legte Scharinger, der heuer sein 25 Jahr-Jubiläum feiert, offen dar: Mit 70 Jahren werde er in Pension gehen, bis zum 31.3. 2012 wolle er noch arbeiten. Über seine Nachfolgeregelungen habe er schon konkrete Vorstellungen, die er aber nicht öffentlich diskutieren werde, denn die Bestellung sei Aufgabe des Aufsichtsrats. Er habe gleich "mehrere Lieblingskandidaten": "Bei uns ist die zweite und dritte Ebene besser als woanders die erste Ebene".
Ob er sich für die Nachfolge von Christian Konrad, Generalanwalt des Raiffeisenverbands, einen Oberösterreicher wünsche, beantwortete Scharinger mit einer Pointe: Die Position des Obmanns eines Prüfungsverbands scheine ihm nicht so attraktiv. Er persönlich brauche das operative Geschäft und die Kunden.