2. Finanzkrise droht

Griechen-Pleite wäre Europas Super-GAU

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Bis April müssen die Griechen 12,4 Mrd. Euro für Zinsen und auslaufende Kredite zahlen. Passiert das nicht, droht eine 2. Finanzkrise.

Was passiert, wenn Griechenland pleitegeht? Diese Frage beschäftigt derzeit ganz Europa. WIFO-Experte Stephan Schulmeister erklärt die angespannte Lage an den Märkten: "Gegenüber einem Staatsbankrott Griechenlands wäre die Lehman-Pleite ein ,Frühlingslüfterl‘. Das würde die europäischen Banken um 200 bis 300 Mrd. Euro ärmer machen.“

Die EU bleibt weiter hart: Eine Rettungsaktion für den EU-Defizitsünder sei kein Thema bei bilateralen Gesprächen in Athen gewesen, versicherte EU-Wirtschaftskommissar Olli Rehn. Am Freitag gibt es ein Treffen zwischen der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Griechenlands Premier Jorgos Papandreou. Gibt es keine Hilfszusage, wird es für die Griechen ganz eng:

Wann könnte Griechenland wirklich pleite gehen?

Laut der deutschen Commerzbank reichen die Finanzmittel Griechenlands nur noch bis April. Dann sind 12,4 Mrd. für Zinsen und auslaufende Anleihen fällig, im Mai dann noch einmal 10,7 Mrd. Insgesamt müssen die Griechen in diesem Jahr 41 Mrd. Euro an Kapital aufnehmen.

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Griechenland versucht derzeit, Käufer für Staatsanleihen zu finden, um das benötigte Geld aufzubringen. Zweifeln potenzielle Geldgeber daran, dass die Griechen das Geld zurückzahlen, werden die Kredite immer teurer. Im Extremfall könnte es gar kein Geld mehr für die Griechen geben.

Wer wäre von der Pleite Griechenlands betroffen?

Bei einer Pleite Griechenlands könnten die Finanzmärkte auch die Zahlungsfähigkeit anderer EU-Länder in Frage stellen: Irland, Spanien und Portugal bekämen auf einmal kein Geld mehr – diese drei Länder benötigen 2010 insgesamt 152 Mrd. Euro Kapital. Banken und Fonds müssten Milliarden auf ihre Anleihen abschreiben, die Finanzwelt wäre am Rande des Zusammenbruchs.

Was würde bei einer Pleite mit dem Euro passieren?

"Ein Staatsbankrott hätte Riesenauswirkungen auf die Bewertung des Euro. Der Euro könnte dann leicht unter die Marke von 1,30 fallen“, erklärt RZB-Experte Valentin Hofstätter.

S&P bei Griechenland weniger pessimistisch als Markt

Die Ratingagentur ist bei der Bewertung der Schuldenkrise Griechenlands weniger pessimistisch als die Finanzmärkte. "Das politische Ansehen der griechischen Regierung ist noch immer sehr hoch, wenn man den jüngsten Umfragen Glauben schenkt", erläuterte der Chef der Abteilung für Staatsratings, David Beers.
Vorige Woche hatte S&P vor einer Herabstufung der Kreditwürdigkeit Griechenlands gewarnt und dies mit möglichen Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes begründet. Dadurch könne die Reduzierung des Haushaltsdefizits erschwert werden. S&P bewertet die Kreditwürdigkeit Griechenlands derzeit mit BBB+.

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