General Motors fährt einen Zickzackkurs. Möglicherweise will der US-Konzern Opel behalten. Aber die Verkaufsgespräche laufen weiter. Und: Nach wie vor ist neben Magna auch RHJI im Rennen.
Je länger sich der Poker um Opel hinzieht, desto undurchschaubarer wird er. Zumal sich inzwischen Stimmen mehren, dass Ex-Eigentümer General Motors (GM) das Unternehmen vielleicht gar nicht mehr verkaufen will. So hatte das Wall Street Journal am Dienstag berichtet, GM wolle 3 Mrd. Dollar auftreiben, um Opel selbst zu sanieren.
Das sei nur ein Notfallplan, GM halte an den Verkaufsplänen fest, hieß es allerdings aus Konzernkreisen. GM-Chefverhandler John Smith wurde prompt gestern zu Gesprächen mit deutschen Regierungsvertretern entsandt.
Berlin würde GM bei Absage 1,5 Mrd.-Kredit fällig stellen
Zum Inhalt der gestrigen Gespräche, die am Freitag fortgesetzt werden sollen, wurde offiziell nichts bekannt. GM soll Details zu deutschen Staatshilfen für beide Opel-Bieter fordern. Berlin hat sich klar für Frank Stronachs Magna ausgesprochen – einige Vertreter von GM bevorzugen den Finanzinvestor RHJ.
Vom Tisch sind die Gerüchte über eine mögliche Absage des Verkaufs zudem trotz Dementi nicht. Dann würde Deutschland wohl den Überbrückungskredit für Opel über 1,5 Mrd. Euro fällig stellen. Das Geld hat GM derzeit nicht, also bleibe nur eine Hinhalte-Taktik, meinen Insider.
GM-Verhandler Smith trifft sich mit Magna-Boss Wolf
Heute steht ein erneutes Treffen zwischen GM-Verhandler Smith und Magna-Chef Siegfried Wolf am Plan. Auf Managementebene hatten sich Magna und GM bereits auf einen unterschriftsreifen Vertrag geeinigt – bevor der (nach der Insolvenz neu konstituierte) Verwaltungsrat des US-Konzerns das Rennen letzten Freitag neu eröffnete.
Opel-Betriebsratschef Klaus Franz droht mit "spektakulären Maßnahmen“ sollte der Magna-Deal platzen. Ihren Verzicht auf Urlaubsgeld haben die 25.000 deutschen Opel-Mitarbeiter bereits zurückgenommen. "Für ein Zurück zu General Motors gibt es keinen Cent Beitrag der Beschäftigten“, heißt es in einem internen Betriebsratsschreiben.
OHNE OPEL WIRD ES ENG FÜR MAGNA:
Am Kauf von Opel hängt nicht zuletzt die Zukunft von Magna selbst. Mit dem Deal würde der Konzern vom reinen Zulieferer auch zum Hersteller und könnte so seine durch die Krise der Autoindustrie geschwächte Position wieder stärken.
Zuletzt war das einstige Star-Unternehmen in die roten Zahlen gerutscht – im 1. Halbjahr 2009 gab es einen Nettoverlust von 405 Mio. Dollar (nach plus 434 Mio. in den ersten 6 Monaten 2008). Der Umsatz hat sich von Jänner bis Juni 2009 gegenüber dem Vorjahr auf 7,3 Mrd. Dollar fast halbiert.
"Als Zulieferer kann man nur so erfolgreich sein wie die Kunden, die man beliefert“, betont Magna-Boss Wolf. Die Fahrzeugproduktion ging im 2. Quartal in Nordamerika um knapp 50 Prozent und in Europa um knapp 30 Prozent zurück. Die Ergebnisentwicklung bei Magna sei also ein Spiegelbild der Marktsituation, sagt Wolf. Mit Opel könnte Magna sich aus der totalen Abhängigkeit von seinen Kunden befreien.
Im Magna Steyr-Werk in Graz, wo komplette Fahrzeuge, etwa für Chrysler, BMW oder Mercedes, gebaut werden, ist ein großer Teil der Belegschaft in Kurzarbeit. 2008 wurden in Graz 125.400 Fahrzeuge hergestellt, 2007 waren es noch 200.000. Zuletzt brach die Produktion weiter ein. Von einem Opel-Kauf würden auch die österreichischen Magna-Werke profitieren.
DAS WIENER OPEL-WERK ZITTERT:
Die Zukunft des Opel-Werks in Wien-Aspern hängt ebenfalls an dem Opel-Deal. Im Magna-Konzept kommt diesem Standort eine besondere Bedeutung zu, er soll dem Vernehmen nach sogar aufgewertet werden, indem ein Teil der Getriebeproduktion aus dem Bochumer Opel-Werk nach Wien verlegt werden soll. Bleibt Opel bei GM oder geht an RHJ, droht die Schließung. Das Werk hat rund 1.500 Mitarbeiter. Eine österreichische Staatshaftung über 300 Mio. Euro für Magna hängt ebenfalls an einer Standortgarantie für das Werk in Aspern.