Anklageschrift

Das steht alles in der Benko-Anklage

Signa-Gründer René Benko (48) steht bald vor Gericht. Hier sind die Details aus der Anklageschrift gegen den Milliarden-Pleitier. Benkos Mutter (75) und Schwester (44) sind als Zeugen geladen 

Zur ersten Anklage gegen den ehemaligen Immobilien-Tycoon und Milliarden-Pleitier René Benko wegen betrügerischer Krida gibt es jetzt mehr Details.

Vor seiner Pleite als Einzelunternehmer soll Benko – es gilt die Unschuldsvermutung – Vermögen dem Zugriff von Gläubigern entzogen haben. Die Ankläger wollen im Prozess acht Zeugen vorladen lassen, darunter Mutter Ingeborg Benko (75) und Verena (44), die Schwester des Unternehmers.

Insider: »Back-Office-Schwester«

Unter dem Titel „Mamas Millionen“ hat der Spiegel über den Benko-Krimi geschrieben, dass alles wie eine „hippe Clan-Serie“ wirke. Signa-Manager nannten die Benko-Schwester Verena „sein Back-Office“. Sie zeichnete wichtige Zahlungen, besorgte frisches Cash aus den Aber-Millionen Euro von Mama Ingeborg, welche die Pensionistin (als Begünstigte u.a. der Laura-Privatstiftung) unter Kontrolle hat.

Bis heute ist Ingeborg die Stiftungsbegünstigte. Die früheren Geldgeber von Benko, die Milliarden zurückwollen, beißen sich bis heute vor Gericht die Zähne an der Konstruktion aus. Benko streitet alle Vorwürfe ab, sagt, er habe mit der Signa und den Stiftungen nicht so viel zu tun.

Kleinere Villa »ohne Personal«

Die Unternehmensgruppe Signa und die Stiftungen seien wie ein „Selbstbedienungsladen“ gewesen, heißt es von Signa-Insidern.
Benkos Schwester schickte ihrem Bruder am 23. Jänner 2024 eine Ausgabenliste für das Vorjahr: Insgesamt über 12 Millionen Euro: Jacht, 6-Sterne-Chalet, Flüge, eine Reise zum „Burning Man“ in Nevada und Chanel-Luxus am Gardasee, zitiert der Spiegel aus der Anklageschrift. Dafür, dass René Benko einen Erste-Klasse-Hirschen abschießen durfte (im steirischen Murtal), waren 4.000 Euro fällig.

Für die Villa N in Innsbruck-Igls gab Benko im Jahr 2023 rund zwei Millionen Euro aus, für das bescheidenere Haus im Stadtteil Hungerburg gut eine halbe Million.

Benko Villa Igls

Benkos Familiensitz in Igls (Tirol).

© APA/EXPA/JOHANN GRODER

Neben der feudalen Villa N (Foto oben) war dieses kleinere Haus laut Benko für ein normaleres Familienleben „ohne Personal“ gedacht.

Beide Häuser hatte der Immo-Investor lediglich gemietet. Offizielle Besitzer waren Firmen der Laura Privatstiftung.

Miete: Drittelmillion Euro im Voraus bezahlt

Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) wirft Benko, der sich in U-Haft in Wien befindet, vor, im Zuge der Insolvenz seines Firmen-Netzes Vermögenswerte verschwiegen und die Gläubiger geschädigt zu haben.

Um das geht es in der aktuellen Anklage:

  • Vorwurf 1: Eine Miet- und Betriebskostenvor­auszahlung in Höhe von rund 360.000 Euro für die Anmietung des kleineren Hauses auf der Innsbrucker Hungerburg, laut WKStA „wirtschaftlich und sachlich unvertretbar“. Das Haus sei zum damaligen Zeitpunkt gar nicht bewohnbar, sondern sanierungsbedürftig gewesen. Nach Hangrutschung und beachtlichem Wasserschaden hätte eine Sanierung bis Anfang 2024 gedauert.

Hohe Geldrückzahlung an Mutter

  • Vorwurf 2: Eng könnte es für Benko auch wegen einer 300.000 Euro schweren Überweisung an seine Mutter Ingeborg werden – tituliert als Rückzahlung eines Darlehens am 29. November 2023 – dem Tag, an dem die Dachgesellschaft von Signa, die Signa Holding, pleiteging. Das Geld sei anderen Gläubigern vorenthalten worden, wirft ihm die WKStA vor.
  • Gesamtschaden laut Ermittlern in der aktuellen Anklageschrift: 660.000 Euro. Im Vergleich zum Milliarden-Schaden, den die Signa-Insolvenz verursacht hat, scheint das gering. Doch ein Schuldspruch könnte schwere Folgen für Benko haben.
  • Maximale Haftdauer: Benko droht im Fall einer Verurteilung wegen betrügerischer Krida eine Haftstrafe von einem bis zu maximal zehn Jahren.

Benko, juristischer Laie?

Laut profil erscheine René Benko in seiner Einvernahme bemüht, „sich als juristischen Laien darzustellen und sich auf mangelndes juristisches Verständnis“ zurückzuziehen. Für die Ermittler sei das angesichts seines Werdegangs als international tätiger Immobilieninvestor „eher unglaubwürdig“.

Der Benko-Prozess, der noch heuer starten dürfte, wird wohl der erste in einer langen Reihe von Signa-Prozessen werden. Ungemütlich dürfte es auch noch für einige Signa-Manager, Aufsichtsräte und Politiker werden. Der Chef der Soko Signa schätzte gegenüber oe24, dass die Gesamt-Aufarbeitung des Signa-Kollaps ein Jahrzehnt in Anspruch nehmen dürfte. Benkos Anwalt hat auf eine oe24-Anfrage nicht reagiert. Der erste Signa-Prozess wird auch in Hinblick auf die U-Haft von René Benko entscheidend. Wird er freigesprochen, könnte er aus der U-Haft entlassen werden. Ein halbes Jahr verbringt er schon in der Wiener Josefstadt in U-Haft, maximal möglich sind zwei Jahre Untersuchungshaft.

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