Auf dem hartumkämpften deutschen Medienmarkt geht die Nachrichtenagentur ddp in die Offensive. Die neuen Besitzer aus der Private-Equity-Branche wollen Millionen in den Ausbau stecken und dem Platzhirsch dpa Kunden abjagen. "Wir sind nicht die Verwalter des Status Quo - wir wollen die dpa mächtig ärgern", sagte Co-Besitzer Martin Vorderwülbecke in einem am 17. Juli veröffentlichten Interview.
Das Erfolgsrezept soll "bessere Qualität zu einem geringeren Preis" lauten. Vorderwülbecke plant zusammen mit seinem langjährigen Geschäftspartner Peter Löw, 5 bis 10 Mio. Euro in den Deutschen Depeschendienst (ddp) zu investieren - viel Geld in der ansonsten unter Sparzwang stehenden Branche. Neben einem neuen IT-System sollen neue Redakteure eingestellt und die Landesdienste sowie die Kultur- und Wirtschaftsberichterstattung ausgebaut werden.
Auch Zukäufe sind für den Investor denkbar. Der raue Wind in der Branche, auch durch die kostenlose Info-Konkurrenz im Internet, werde unter den Nachrichtenagenturen zu einem "Ausleseprozess" führen, hieß es. Ein Zusammengehen der kleineren Anbieter wie ddp mit den deutschen Diensten von AFP oder AP "wäre eigentlich ein logischer Schritt" und "interessant". Kurzfristig seien solche Schritte aber nicht zu erwarten, schränkte Vorderwülbecke ein.
Mit etwa 140 fest angestellten Text- und Bild-Journalisten kommt ddp auf knapp 12 Mio. Euro Jahresumsatz. Dank neuer Kunden werde hier 2009 ein Zuwachs von 10 Prozent sowie ein ausgeglichenes Ergebnis angepeilt. Die Null-Rendite stört Vorderwülbecke nicht sonderlich. "Geld verdienen steht in dem Geschäft nicht an erster Stelle."
In seinem Hauptjob - zusammen mit Löw führt er die Beteiligungsgesellschaft BluO - sieht Vorderwülbecke das ganz anders. BluO kauft sanierungsbedürftige Unternehmen auf, um sie nach einigen Jahren saniert und mit hohen Gewinnen wieder abzustoßen. Im Portfolio sind derzeit unter anderem die Autowerkstattkette Pit-Stop und die Adler-Modemärkte.