Journalist Peter Michael Lingens wird 70

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Ein Urgestein des heimischen Journalismus - Peter Michael Lingens - wird am 8. August 70 Jahre alt. Bekannt ist er vor allem als Gründungschefredakteur und späterer Herausgeber des Nachrichtenmagazins "profil", für das er bis heute Kommentare schreibt. In die Öffentlichkeit geriet er auch Mitte der 1990er Jahre, als seine Verstrickung in die Kalal/Mekis-Affäre publik wurde. Mit dem Beginn der gerichtlichen Vorerhebungen gegen ihn zog sich Lingens damals aus dem journalistischen Geschäft weitgehend zurück. Pünktlich zum 70er hat er nun ein Buch mit dem Titel "Ansichten eines Außenseiters" geschrieben.

Lingens wurde als Sohn eines Wiener Ärzte-Ehepaars geboren. Er wuchs zwar in Kärnten auf, absolvierte die Mittelschule aber wieder in der Bundeshauptstadt. Nach der Matura im Jahr 1957 trat er in die Klasse für Malerei an der Akademie für Angewandte Kunst in Wien ein, schloss die Ausbildung aber nicht ab. Seine ersten journalistischen Sporen verdiente sich Lingens nach Ableistung des Präsenzdienstes 1958 bei der "Arbeiter-Zeitung" (AZ). Es folgte ein Zwischenspiel bei einem Markt- und Meinungsforschungsinstitut in München, ehe er wieder nach Wien zurückkehrte und beim "Kurier" als Gerichtssaalberichterstatter arbeitete.

1970 holte Oscar Bronner Lingens als Gründungschefredakteur zum Nachrichtenmagazin "profil". 1975 löste er Bronner als "profil"-Herausgeber ab - 1987 trat er nach wochenlangen innerredaktionellen Auseinandersetzungen zurück, blieb aber Leitartikel-Schreiber. 1989 wechselte er als Herausgeber zur "Wochenpresse", die unter seiner Ägide in "WirtschaftsWoche" umbenannt wurde. Von 1993 bis 1994 war Lingens Chefredakteur der Tageszeitung "Der Standard". Aus dieser Führungsfunktion schied er Ende August 1994 im Zuge der Affäre Kalal/Mekis aus, blieb der Zeitung aber als Kommentator erhalten. Im Jahr 2000 kehrte der Journalist als regelmäßiger Autor zum "profil" zurück.

Im Rahmen der Kalal/Mekis-Causa wurde Lingens vorgeworfen, seinen Freund Franz Kalal dazu angestiftet zu haben, beim Wiener Staatsanwalt Wolfgang Mekis hinsichtlich der Einstellung eines Strafverfahrens zu intervenieren. Lingens gab daraufhin öffentlich seinen Abschied vom Journalismus bekannt. Er wurde wegen "versuchter Anstiftung zum Amtsmissbrauch" angeklagt und in der Folge rechtskräftig freigesprochen.

In "Ansichten eines Außenseiters" blickt Lingens nun zurück, doch das Buch ist laut Verlag Kremayr & Scheriau nicht nur "Lebensbericht", sondern auch "Zeitdokument und Analyse". Anknüpfend an seine Biografie widmet er sich aktuellen Themen. Das Buch wird kommenden Freitag in Wien präsentiert.

Peter Michael Lingens: "Ansichten eines Außenseiters". Verlag Kremayr & Scheriau, Wien 2009. 512 Seiten, 24,90 Euro. ISBN 978-3-218-00797-9.

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