Sorge um Aussterben der Journalisten-Persönlichkeit

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Steht das Ende journalistischer Persönlichkeiten bevor oder werden diese "alten Haudegen" ohnehin zu viel glorifiziert?

Diese Frage stand im Mittelpunkt einer Podiumsdiskussion anlässlich der Buchpräsentation "Journalistische Persönlichkeit. Fall und Aufstieg eines Phänomens".

Es könnte wesentlich mehr journalistische Persönlichkeiten geben, als es in unserer Presselandschaft Entfaltungsmöglichkeiten gibt", findet "Standard"-Redakteur Günter Traxler. Die "alten Haudegen" sind heute vom Aussterben bedroht, glaubt auch die scheidende "Spiegel"-Korrespondentin Marion Kraske, während ORF-Moderator Armin Wolf die "Glorifizierung der Alten" ablehnt und findet, dass jede journalistische Persönlichkeit ersetzbar ist, so Wolf.

Vor einigen Jahren galt Josef Broukal als Haudegen der "Zeit im Bild" - "mit seinem Wechsel in die Politik hat die ZiB nicht einen Zuseher verloren", so Wolf. Ebenso sei der Investigativjournalismus mit Tod von Alfred Worm nicht ausgestorben, sondern es erfüllten heute andere Journalisten diese Aufgabe, untermauerte der ORF-Redakteur seine Entzauberung der großen Namen. Weitgehend einig waren sich die Diskutanten darin, dass im Gegensatz zu früher die Arbeitsbedingungen für Journalisten härter und die Zeit Mangelware geworden sind, was sich wiederum auf die Qualität der Artikel und Beiträge niederschlage.

Ein Problem mit der sinkenden Qualität sahen Kraske sowie der ehemalige ORF-Journalist Peter Huemer auch darin, dass Verlage heute häufiger von Finanzexperten als von Journalisten geführt werden. News-Generalgeschäftsführer Oliver Voigt hielt dem entgegen, dass es Finanzexperten seien, die auch in Zeiten der Krise journalistische Arbeitsplätze sichern und durch wirtschaftliche Unabhängigkeit journalistische Unabhängigkeit gewähren würden.

Gefahr der Instrumentalisierung

Traxler betonte wiederum, dass es in heimischen Medien heutzutage zuweilen schwer sei, sich gegen die Instrumentalisierung der Verleger durchzusetzen und "eine autonome Persönlichkeit zu bleiben". Er verwies etwa auf die "Kronen Zeitung", bei der es um die Autonomie der journalistischen Persönlichkeiten nicht weit bestellt sein könne, "wenn man sieht, dass die Redakteure jede Volte ihres Herausgebers mitmachen".

Trotz härterer Arbeitsbedingungen und Produktionsdruck brach Wolf für den aktuellen ORF eine Lanze und wehrte sich in dem Zusammenhang gegen Zurufe "alter Haudegen" wie Ex-Generalintendant Gerd Bacher. Früher hätten 2,5 Mio. Leute nur deshalb bei 'Tritsch Tratsch' eingeschaltet, weil sie nur die Alternative hatten, sich mit ihrem Ehepartner auseinanderzusetzen und das nicht wollten.

Nach einem Club 2 wurde damals die Bundeshymne gespielt und die ORF-Ausstrahlung beendet, elektronische Quotenmessung gab es nicht. Dass unter diesen Umständen die Arbeit im ORF einem Leben im Schlaraffenland glich, sei ebenso wenig ein Verdienst der damaligen ORF-Mitarbeiter wie die Tatsache, dass Bacher kein anderes Problem hatte, als jenes, wie er das Geld ausgeben sollte, so Wolf.

"Journalistische Persönlichkeit. Fall und Aufstieg eines Phänomens", Wolfgang Duchkowitsch, Fritz Hausjell, Horst Pöttker, Bernd Semrad (Hrsg.), Herbert von Halem Verlag, ISBN 978-3-938258-82-8

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