Milchkrise: Landwirtschaftskammer gegen Streik

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Der Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich, Gerhard Wlodkowski, steht einem Milchlieferboykott nach wie vor kritisch gegenüber, teilt aber die Ansicht der erzürnten Milchbauern, dass der aktuelle Milchpreis von rund 25 Cent je Liter in Österreich zu niedrig ist. "Der Preis muss über 30 Cent liegen, sonst werden das die Bauern nicht aushalten", sagte Wlodkowski am Rande einer Pressekonferenz in Wien.

"Die offiziellen Bauernvertretungen in Frankreich, Deutschland und Österreich machen aus guten Gründen bei diesem Lieferboykott nicht mit, es beteiligen sich hauptsächlich Splittergruppen und so wird ein Keil in die Bauernschaft getrieben", betonte der Kammer-Präsident. Sollten aber die offiziellen Bauernverbände in Frankreich und Deutschland keinen anderen Ausweg mehr sehen und zu einem Lieferboykott aufrufen, "wird auch Österreich mitmachen".

Diese Aktionen der Milchbauern seien jedenfalls nicht zielführend, verringerten das Milchgeld der Bauern noch weiter und schädigten die Molkereien. Österreich produziere nur 2 Prozent der EU-Milchmenge, was nicht preisrelevant sei. Daher sei eine Lösung nur auf EU-Ebene möglich. Wlodkowski sprach sich erneut für die Wiedereinführung einer Verarbeitungshilfe aus und hofft auf die Solidarität der Verarbeitungsindustrie, wieder von Pflanzenfett zu Milchfett in den Rezepturen zurückzukehren.

Kritik der IG Milch zurückgewiesen

Er verwehrte sich ausdrücklich gegen die Kritik der IG Milch, die heimische Bauernvertretung sei nicht bemüht, die Situation der Milchbauern zu verbessern. "Wir können keine Erzeugerpreise festsetzen, wir können nur die politischen Rahmenbedingungen beeinflussen, und das tun wir, soweit es irgendwie möglich ist", sagte Wlodkowski. Er verwies in diesem Zusammenhang auf das teilweise Vorziehen der Prämienauszahlung, die Milchkuhprämie in Höhe von 26 Mio. Euro und die Umsetzung der bisherigen - auch von Österreich nachdrücklich geforderten - Maßnahmen auf EU-Ebene wie Fortsetzung der Intervention und Exporterstattungen.

Derzeit halte sich die Beteiligung an den europäischen Lieferboykott-Maßnahmen noch in Grenzen, berichtete der Kammer-Präsident. Wie vonseiten der österreichischen Milchwirtschaft zu erfahren ist, kam es etwa in Frankreich bisher zu einer Verringerung der Anlieferung um 4 bis 5 Prozent, in Deutschland ist die Menge um 1 Prozent geringer (punktuell um 10 Prozent) und hierzulande liegt der Rückgang aufgrund des Boykotts unter 1 Prozent, berichtet das AIZ.

Auch die Dachorganisation Bio Austria stellte heute in einer Aussendung fest, das Wegschütten von Milch sei keine Lösung. "Ein rasch sichtbares Zeichen zur Entspannung der Lage wäre ein Anheben der Ladenpreise im Handel, das in weiterer Folge eine Verbesserung des bäuerlichen Milchpreises gewährleistet", so Obmann Rudi Vierbauch.

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