Einst brachte Kodak das Fotografieren in Millionen Haushalte weltweit. Heute steht das Unternehmen vor dem möglichen Ende.
Nach über 130 Jahren steht der Name Kodak für eine ganze Ära der Fotografie – nun kämpft die Firma mit hohen Schulden und schwindenden Einnahmen.
Schuldenlast drückt das Unternehmen
Der Fotokonzern Eastman Kodak (mit Sitz in Rochester, US-Bundesstaat New York) hat öffentlich erklärt, dass es ernsthafte Zweifel an seiner weiteren Geschäftstätigkeit gibt. Innerhalb der nächsten zwölf Monate werden Kredite in Höhe von rund 500 Millionen US-Dollar (etwa 455 Millionen Euro) fällig. Dafür fehlen derzeit sichere Finanzierungszusagen und genügend verfügbare Mittel.
Nach dieser Nachricht brach der Aktienkurs am Dienstag um über 25 Prozent ein. Trotz der schlechten Zahlen erklärte ein Unternehmenssprecher gegenüber dem US-Sender CNN, man wolle versuchen, einen großen Teil der Schulden noch vor Fälligkeit zurückzuzahlen und den Rest umzuschulden.
Vom Gewinn in den Verlust gerutscht
Im Vorjahr hatte Kodak noch einen Gewinn von 25 Millionen US-Dollar (ca. 23 Millionen Euro) erzielt. Im letzten Quartal gab es jedoch einen Verlust von 26 Millionen US-Dollar (ca. 24 Millionen Euro). In dieser Zeit wurden 46 Millionen US-Dollar (ca. 42 Millionen Euro) an Bargeld verbraucht. Aktuell verfügt Kodak über 155 Millionen US-Dollar (ca. 141 Millionen Euro) an liquiden Mitteln. Davon liegen rund 70 Millionen US-Dollar (ca. 64 Millionen Euro) in den USA.
Hoffnung durch Pharma-Produktion
Um Schulden zu reduzieren, hatte Kodak im Vorjahr angekündigt, den Pensionsplan zu beenden. Man erwartet in den kommenden Tagen Klarheit darüber, wie alle Verpflichtungen gegenüber den Betroffenen erfüllt werden können. Ein Hoffnungsschimmer ist ein neues Werk für regulierte Arzneimittel. Bereits jetzt produziert Kodak bestimmte Grundstoffe für die Pharmaindustrie. Die neue Anlage soll noch dieses Jahr in Betrieb gehen und könnte entscheidend sein, um das Unternehmen über Wasser zu halten.
Aufstieg einer Foto-Ikone
Gegründet wurde Kodak 1880 von George Eastman in Rochester. Seine Idee: Fotografie so einfach machen wie das Schreiben mit einem Bleistift. Mit dem Werbespruch „You push the button, we do the rest“ („Du drückst den Knopf, wir machen den Rest“) wurde Kodak weltbekannt. Ab 1900 brachte die Brownie-Kamera für nur einen US-Dollar (etwa 0,91 Euro, heutiger Wert inflationsbereinigt deutlich höher) Fotografie in viele Haushalte. Später folgten die Instamatic-Modelle und das markante gelb-rote Filmdesign. In den 1970ern hielt Kodak in den USA rund 90 Prozent des Filmmarkts und 85 Prozent des Kameramarkts.
Verpasste Chancen bei der Digitalisierung
Bereits 1975 entwickelte Kodak die erste Digitalkamera – ein Gerät, das 3,6 Kilogramm wog und 23 Sekunden für ein Schwarzweißbild mit 0,01 Megapixeln brauchte. Doch das Management fürchtete Umsatzeinbußen im Filmgeschäft und investierte nicht weiter. Japanische Firmen wie Canon und Nikon nutzten die Chance und eroberten große Marktanteile. 2012 musste Kodak Insolvenz anmelden. Die Firma verkaufte viele Geschäftsbereiche und Patente, stellte die Kameraproduktion ein und konzentrierte sich ab 2013 auf Drucklösungen. Heute arbeiten bei Kodak nur noch etwa 4500 Menschen – verglichen mit den über 145.000 in den besten Zeiten ein Bruchteil.