Bei Tagung

Nowotny: Nebeneffekte in Kauf nehmen

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Die geldpolitischen Maßnahmen der EZB seien alternativlos.

Ewald Nowotny, OeNB-Gouveneur und Mitglied des EZB-Rates, sieht derzeit keine sinnvolle Alternative zu den geldpolitischen Maßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB). Die dabei auftretenden problematischen Nebeneffekte müssten dabei in Kauf genommen werden, sagte Nowotny auf der 41. Volkswirtschaftlichen Tagung der Nationalbank am Montag in seinem Eröffnungsvortrag.

Nebeneffekte in Kauf nehmen
"Aus meiner Sicht müssen die Zentralbanken Nebeneffekte in Kauf nehmen und vorsichtig damit umgehen", sagte Nowotny. Zentralbanken müssten aber auch eine klare Sicht auf die Prioritäten und die möglichen makroökonomischen Kosten haben, wenn sie sich vom gegenwärtigen geldpolitischen Standpunkt wegbewegen.

Nowotny betonte auch, dass es eine eindeutige Abhängigkeit zwischen Fiskal- und Geldpolitik gibt. Dazu gebe es gegensätzliche theoretische Positionen, was man in der Praxis aber sehe, sei eine klare Trennung von institutioneller Verantwortung für Fiskalpolitik und Geldpolitik.

Beitrag zur Stabilität
Einen besonders bedeutenden Beitrag liefern die Zentralbanken derzeit zur Stabilität des Finanzsektors und die Beaufsichtigung der Banken. Eine der Lehren der 1930er-Krise sei gewesen, dass Preisstabilität und Stabilität der Realwirtschaft nicht ohne Stabilität des Finanzsektors erreicht werden könne. Heute könne man erneut eine stärkere Tendenz der Zentralbanken hinsichtlich Beaufsichtigung beobachten. Das sei eine der riskantesten Aufgaben, vor allem was das Reputationsrisiko betreffe. Nach einer Periode der Deregulation befinde man sich derzeit in einer Periode der Re-Regulierung.

Die Europäische Zentralbank (EZB) bezeichnete Nowotny als die wahrscheinlich unabhängigste Zentralbank der Welt. Die spezielle Aufgabe einer unabhängigen Zentralbank sei, als ein Experte und Anwalt für einen längerfristige Perspektive zu handeln, und im Interesse der Wirtschaft und Gesellschaft im allgemeinen. Die Unabhängigkeit von kurzfristigen politischen Zyklen sollte genutzt werden, um als objektive und langfristig orientierte wirtschaftspolitische Institution zu wirken. Sollte es ihnen gelingen, einen entsprechenden Ruf aufzubauen und zu erhalten, werden sie auch in Zukunft eine klare und wertvolle Rolle spielen.

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