TUI besorgt sich Geld von Reisetochter TUI Travel

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Der durch die Schieflage von Hapag-Lloyd in Bedrängnis geratene Touristikkonzern besorgt sich Geld von seiner Tochter TUI Travel.

Das Londoner Unternehmen, in dem der Konzern sein Reiseveranstalter-Geschäft gebündelt hat, muss ein von der TUI AG gegebenes Darlehen zum Teil frühzeitig zurückzahlen. Dadurch bekommt der hannoversche Konzern sofort 100 Mio. Euro in die Kasse und weitere 250 Mio. Euro zum 1. April 2010, wie TUI am Dienstag mitteilte.

Die Aussicht auf eine finanzielle Entlastung beflügelte die TUI-Aktie. Die Papiere stiegen um bis zu 8,5 Prozent auf ein Viereinhalb-Monats-Hoch von 7,65 Euro.

Die Refinanzierung eines Teils des Gesellschafterdarlehens durch TUI Travel sei positiv, weil ein erheblicher Teil des Geldes an TUI fließe, schrieb Equinet-Analyst Jochen Rothenbacher in einem Kommentar. Außerdem halte er es für sehr wahrscheinlich, dass Hapag-Lloyd, an der TUI 43 % hält, eine staatliche Milliardenbürgschaft erhält. Die entscheidende Frage hier sei, wie viel der Hapag-Schulden in Hybrid-Kapital umgewandelt würden.

Das deutsche Bundeswirtschaftsministerium hatte am Montag von "namhaften Gesellschafterbeiträgen von knapp 1,9 Mrd. Euro" für Hapag-Lloyd gesprochen, die Eigner bisher selbst nur von 923 Mio. Euro. TUI werde weitere Kredite in Hybridkapital wandeln, sagte ein TUI-Sprecher.

TUI Travel kann der neuen Vereinbarung zufolge den letzten Teil des insgesamt 1 Mrd. Euro schweren Gesellschafterdarlehens mit einigen Monaten Verzögerung - erst Ende April 2011 - zurückzahlen. Damit kann TUI Travel die kommenden beiden Wintersaisons überbrücken. Im Winter machen Reiseveranstalter traditionell Verlust.

TUI Travel besorgt sich mit einer Wandelanleihe rund 300 Mio. Pfund sowie weitere Kreditlinien bei Banken von 140 Mio. Pfund. Damit der Mutterkonzern TUI bei der Wandlung der Anleihen in TUI-Travel-Aktien nicht die Mehrheit an seiner Reiseveranstalter-Tochter verliert, will der Konzern TUI-Travel-Aktien kaufen. Es sei geplant, rund 2,5 % der Papiere zu erwerben.

Dank der Einnahmen aus der Wandelanleihe könnte das Budget für Akquisitionen künftig höher ausfallen als die bisher pro Jahr veranschlagten 100 Mio. Pfund, kündigte TUI-Travel-Chef Peter Long an. TUI sei unter anderem an zusätzlichen Aktivitäten in aufstrebenden Märkten wie Russland interessiert.

TUI bekommt die in der Wirtschaftskrise gesunkene Reiselust derzeit deutlich zu spüren. In der in vier Wochen endenden Sommersaison brachen die Buchungen in Deutschland bisher um zwölf Prozent ein, in Westeuropa betrug das Minus zehn Prozent, in Großbritannien vier Prozent. Für die kommende Wintersaison ist der Buchungsrückgang bisher noch deutlicher.

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