In einer Zeit der multiplen Krisen - Krieg in der Ukraine, kritische Energieversorgung, hohe Inflation und Klimawandel - und nach fast drei Jahren Coronapandemie ist Urlaub in Österreich diesen Winter bereits gut nachgefragt - zumindest für die Zeit von Dezember bis Mitte Jänner.
Die Gäste buchen allerdings kurzfristiger und bleiben auch kürzer, wie der Chef der Hoteliervereinigung, Walter Veit, im ORF-Radio feststellte. Manche Hotels werden heuer um bis zu 20 Prozent teurer.
Die Betriebe sind vorsichtig optimistisch, dass es einen guten Winter geben wird. "Für den Dezember, für die Vorsaison, so der Schnee kommt, schaut's gut aus, und auch Weihnachten, Silvester und bis Mitte Jänner auch, und länger trau ich mir keine Prognose zu stellen", so der Präsident der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) am Montag im "Ö1"-Mittagsjournal. Die starke Teuerung und der Klimawandel seien die größten Probleme der Branche, betonte Veit. Die Preise legen massiv zu.
Die höheren Kosten, vor allem bei der Energie, könnten die Hotels aber nicht eins zu eins weitergeben, so die Geschäftsführerin der Tirol Werbung, Karin Seiler. Sie müssten daher die Kosten senken und zwar so, dass die Gäste möglichst wenig davon mitbekommen. "Die Hotels probieren natürlich auch, anders zu agieren, die Heizungen runterzufahren, wenn Zimmer mal nicht belegt sind, man schaut sich die Lüftungssysteme an, also es gibt schon Einiges, wo der Betrieb sehr wohl hinschauen kann, was der Gast nicht sofort merkt", erläuterte Seiler. Generell sei aber auch hier wieder das Thema: was kann man tun, was kann man dem Gast noch erklären?
Auch der Kärntner Hotelier Hubert Koller hat seinen Betrieb auf Einsparpotenziale hin durchleuchtet. So sei es "eigentlich unnötig, wenn da in allen Zimmern Minibars laufen, wenn das Zimmer gar nicht belegt ist", nannte er als Beispiel.
Neben der extrem verteuerten Energie belastet auch die Klimakrise den Wintertourismus immer stärker. In Tirol sei das heuer schon am Anfang der Saison ersichtlich, so Seiler. Ohne Beschneiung wäre mittlerweile kein Skitourismus mehr möglich. Zum Start des Ski-Weltcups wurden heuer im Westen Österreichs mehrere Rennen wegen Schneemangels verschoben.
"Wenn man in diesem Jahr schaut - dieser sehr, sehr warme Oktober - dass sich vielleicht die Saisonen ein bisschen nach hinten verlegen, das ist natürlich ein großes Thema für uns", so Seiler. Dass der hohe Energie- und Wasserverbrauch der Schneekanonen in der Kritik steht, kann die Tiroler Tourismuswerberin nicht nachvollziehen. Sie verweist darauf, dass die Geräte deutlich effizienter geworden seien und die Beschneiung von Skipisten nur einen Bruchteil des Stromverbrauchs in Österreich ausmachten.
Der Tourismusforscher und Soziologe Andreas Reiter relativierte die optimistischen Vorhersagen für die Wintersaison 2022/23 und hielt fest, "dass es sehr unterschiedliche Umfragen und Prognosen gibt - solche, die relativ gut für den Winterurlaub ausgehen und solche, die eher defensiv ausgehen". Reiter würde das Ganze eher in der Mitte anlegen und sagen: "Wir haben ein herausforderndes Umfeld und da reagieren Konsumenten in der Regel sehr defensiv, auch im Ausgebeverhalten."
Um die rund 10 Prozent Touristen im kleinen Premium- bzw. Luxussegment mache er sich keine Sorgen. "Wir haben große Schwierigkeiten und ein sehr defensives Konsumverhalten, und auch Freizeitverhalten, in der erodierenden Mittelklasse - da gibt es einen kleinen Part, der geht nach oben, und einen größeren Teil, der geht nach unten", so Reiter. Die Konsumenten würden nicht auf Urlaub verzichten, "aber sie reduzieren - sie machen kürzer Urlaub, sie 'graden' die Produkte 'down'- statt 4-Stern- 3-Stern-Hotel -, sie fahren nicht mehr jeden Tag mit der Seilbahn, sondern vielleicht nur zwei von fünf Tagen", zählte der Tourismusforscher auf. Das sei klassisches Krisenanpassungsverhalten.
"So wird das in den nächsten ein bis zwei Jahren aussehen, denn wir sind in einer Transformationsphase." Das Skifahren insgesamt "wird natürlich rückläufig sein". Es wachse eine ganz andere Generation heran und da änderten sich auch die Produkte. "Der Winterurlaub wird nur noch teilweise durch Skiurlaub gekennzeichnet sein, sondern es wird eine breite 'Range' an Aktivitäten geben, die da angeboten werden müssen", erwartet der Soziologe.