Nach dem Crash um mehr als 30 Prozent am Donnerstag sackte der Kurs von Delivery Hero am Freitag um weitere 11,8 Prozent ab. Seit Jahresbeginn hat sich der Börsenwert mehr als halbiert.
Bei den zuletzt boomenden Restaurant-Lieferdiensten ist für 2022 die große Krise angesagt - auch bei der "Muttergesellschaft" des in Österreich führenden Lieferdienstes Mjam, bei Delivery Hero.
Nach einem Jahr mit kräftigem Wachstum hat eine vorsichtige Prognose für 2022 den deutschen Lieferdienst Delivery Hero schwer in Bedrängnis gebracht und die Aktie einbrechen lassen. Für das laufende Jahr peilt der Vorstand einen Bruttowarenwert von 44 bis 45 Milliarden Euro an, wie das in Österreich mit Mjam vertretene DAX-Unternehmen am Donnerstag in Berlin mitteilte. Davon sollen 1 bis 1,2 Prozent als operativer Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) anfallen.
Vorstand rechnet heuer wieder mit hohen Verlusten
Das Management rechnet also mit einem weiteren Jahr mit hohen Verlusten. Auch in Österreich macht Mjam - vor allem dank des intensiven Marketings mit TV-Werbung - einen hohen Millionenverlust.
Die Erfolgsgeschichte des Unternehmens sei mittlerweile vor Herausforderungen gestellt, schrieb Andrew Ross von der Investmentbank Barclays. Delivery Hero agiere in einem Umfeld, in welchem "der Markt stark wachsende, aber verlustreiche Anlagen nicht mehr liebt". Nun komme es vor allem darauf an, dass das Unternehmen im Verlauf des zweiten Halbjahres die Profitabilität hochfahren könne.
Der Ausblick verschreckte die Anleger. Die seit einiger Zeit unter Druck stehende Aktie brach weiter ein. Der Kurs sackte am Donnerstag um mehr als 30 Prozent ab. Der Börsenwert fiel damit um fast 5 Mrd. Euro auf nur noch 12 Mrd. Euro. Zu den besten Zeiten war das Unternehmen mehr als 36 Mrd. Euro wert gewesen.
Anlieger verlieren Vertrauen in Essenslieferer
Am Freitag folgte der nächste Kursrutsch: Die Delivery-Hero-Aktien büßten weitere 11,8 Prozent auf 41,00 Euro ein. Mehr und mehr Anleger verlieren offenbar das Vertrauen in die Perspektiven des Essenslieferdienstes. In zwei Handelstagen haben die Titel nun fast 39 Prozent eingebüßt.
Ihr Rekordhoch hatte die Aktie bei 145,40 Euro vor gut einem Jahr. Seit Mitte November vergangenen Jahres geht es bergab. Alleine heuer verlor die Aktie mehr als 50 Prozent. Seit Jahresbeginn wurde mehr als die Hälfte des Börsenwerts von Delivery Hero vernichtet.
Kritik an Aufnahme in den DAX
Der spektakuläre Absturz ist Wasser auf die Mühlen der Kritiker des Aufstiegs von Delivery Hero in die oberste deutsche Börsenliga im August 2020. Das Unternehmen hatte im DAX den insolventen Zahlungsdienstleister Wirecard ersetzt. Da der Essenslieferant noch nie Gewinne erwirtschaftet hat, sorgte die Aufnahme in den DAX teils für heftige Kritik. Inzwischen hat die deutsche Börse ihre Regeln geändert - nur mehr profitable Unternehmen können neu in den DAX einsteigen.