iPhone schwächelte etwas

Apple: Enttäuschung trotz Rekordzahlen

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Der Quartalsgewinn stieg um die Hälfte auf  beeindruckende 6,6 Mrd. Dollar  

Zwei Wochen nach dem Tod von Konzerngründer Steve Jobs zeigte Apple überraschend eine unverständliche "Schwäche": Denn trotz neuer Rekordzahlen und anhaltend starker Wachstumsraten sorgte der Technologiegigant an der Börse und bei Analysten für Enttäuschung und verfehlte erstmals seit zehn Jahren die Gewinnprognose. Bei den Verkäufen des Umsatzgaranten iPhone blieb der US-Konzern hinter den hohen Erwartungen zurück.

Viele haben auf das neue iPhone gewartet
Das Management begründete dies damit, dass sich viele Kunden mit Käufen im vergangenen Geschäftsquartal zurückgehalten hätten, weil sie auf das neue iPhone 4S warteten, das am Freitag in die Läden kam . Die Anleger ließ diese Erklärung kalt, sie straften Apple ab. Im Frankfurter Handel gaben Apple-Aktien am Mittwoch rund fünf Prozent nach. Am Dienstag waren sie nachbörslich in den USA bereits um sieben Prozent abgerutscht, was einem Verlust des Börsenwerts von rund 27 Mrd. Dollar (19,7 Mrd. Euro) entsprach.

Premiere für Cook
Es war das erste Mal, dass der neue Apple-Chef Tim Cook die Quartalszahlen präsentierte. Er hatte im August die Position von Jobs übernommen, die dieser wegen seiner schweren Krebs-Erkrankung nicht mehr ausüben konnte. Cook übernahm das Ruder in einer für Apple nicht einfachen Zeit. Von allen Seiten erhöht sich der Druck. Google spielt mit dem Android-Betriebssystem eine immer wichtigere Rolle auf dem Smartphone-Markt, Samsung ist zum größten Konkurrenten bei Tablets und Handys aufgestiegen und Amazon schreckte die Branche zuletzt mit dem Tablet Kindle Fire auf.

Zukunft sieht rosig aus
Die meisten Analysten sehen allerdings keinen Grund für einen Abgesang auf Apple. "Das iPhone war im vergangenen Quartal die Schwäche, und diese ist nachvollziehbar. Die starke Nachfrage nach dem iPhone 4S hat eine starke Ausgangsposition fürs Weihnachtsquartal geschaffen", sagte Channing Smith von Capital Advisors Growth Fund.

Im vierten Geschäftsquartal (per 24. September) gingen weltweit knapp 17,1 Millionen iPhones über die Ladentische. Analysten hatten mit rund 20 Millionen Exemplaren gerechnet. Das 2007 auf den Markt gekommene iPhone, das neue Maßstäbe im Geschäft mit Smartphones setzte, ist der Hauptgewinnbringer des Konzerns und trägt rund 40 Prozent zu den Apple-Umsätzen bei. Diese wuchsen um 39 Prozent auf fast 28,3 Mrd. Dollar und lagen damit erstmals leicht unter den Erwartungen. Der Gewinn stieg um 54 Prozent auf 6,6 Mrd. Dollar, ebenfalls leicht unter den Prognosen von Fachleuten. Letztmals war Apples Ergebnis 2001 hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Die Brutto-Marge lag allerdings weiter bei starken 40,3 Prozent.

Analyst Colin Gillis beschrieb die Krux für Apple: "Sie müssen jedes Mal Rekordzahlen liefern, wenn sie berichten, um den positiven Impuls aufrechtzuerhalten." Fürs laufende Geschäftsquartal präsentierte Apple dann auch wieder eine Prognose deutlich über den Erwartungen. Der Silicon-Valley-Konzern will 37 Mrd Dollar umsetzen. Die Hoffnungen ruhen dabei vor allem auf dem neuen iPhone 4S. Das Smartphone wurde in den ersten drei Tagen vier Millionen Mal verkauft - mehr als doppelt so häufig wie der Vorgänger. Einige Analysten rechnen damit, dass Apple bei den Lieferungen die Marke von 30 Millionen im Quartal knackt.

Übergangsphase
Apple befindet sich nach dem Tod von Jobs am 5. Oktober in einer Übergangsphase. In den letzten Wochen galt die mediale Aufmerksamkeit vor allem dem als Unternehmer- und Erfinderikone verehrten "iGod", der im Alter von 56 Jahren verstarb. Ihn ehrte Cook auch zu Beginn der Präsentation der Quartalszahlen am Dienstag nach US-Börsenschluss.

iPad-Boom hält an
Neben dem iPhone ist das iPad zum Umsatztreiber aufgestiegen. Im abgelaufenen Vierteljahr verkaufte Apple 11,1 Millionen Exemplare - 166 Prozent mehr als im Vorjahresquartal. Cook gab sich daher siegessicher: Keiner von Apples Rivalen habe Fuß gefasst. Entwicklungspotenzial sieht der neue Chef vor allem in Asien. Die Region China, Hongkong und Taiwan werde bald zum zweitgrößten Umsatzbringer aufsteigen. Eine Wachstumssäule waren erneut die Mac-Computer-Verkäufe. Sie legten um 27 Prozent auf 4,9 Millionen Geräte zu.

Apple hat ein weltweites Netz von Zulieferern. Im Sog der mit Enttäuschung aufgenommenen Zahlen gerieten deren Anteilsscheine unter Druck. Die im deutschen TecDax gelisteten Aktien des Chipdesigners Dialog Semiconductor sackten gegen den Markttrend um 2,8 Prozent ab. Die Papiere des taiwanesischen Bildschirm-Herstellers TPK Holding schlossen mit einem Minus von knapp sieben Prozent. Allerdings wurden die Aktien auch von Medienberichten über Umweltprobleme in chinesischen Fabriken belastet.

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