A(H1N1)-Impfung soll saisonale Vakzine ergänzen

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Ein Impfschutz gegen die Schweinegrippe könnte künftig in die Vakzine gegen die saisonale Influenza inkludiert werden. Von dieser Möglichkeit geht Hubert Hrabcik, Obmann des Europäischen Zentrums für Krankheitskontrolle (ECDC), aus. Voraussetzung ist, dass das H1N1-Virus Ende 2010 noch aktiv ist und für moderate Krankheitsverläufe sorgt.

"Wichtig ist es, dass der Impfschutz bis in den nächsten Herbst anhält", meinte er zur derzeit laufenden Verabreichung in Europa. "Ist das H1N1-Virus dann noch aktuell, ist es möglich eine neuerliche Immunisierung in den saisonalen Impfstoff einzubauen."

Dieser Aspekt sei bei der derzeitigen Diskussion über die Verabreichung von Schweinegrippe-Vakzinen in Einfach- oder Zweifach-Dosen wichtig, betonte der ECDC-Obmann, der in Österreich die Funktion des Generaldirektors für öffentliche Gesundheit innehat. Bei nur einer Impfung könne man gemäß Erfahrungen mit anderen Influenza-Vakzinen von einem bis zu sechs Monaten anhaltenden Schutz ausgehen. Wird zweimal geimpft, rechnet man mit einer Immunisierung, die bis zu einem Jahr ausreichend ist. Genaue Daten liegen noch nicht vor, wichtig sei das Beobachten der Anti-Körperspiegel im Blut. Einmal geimpft werden darf derzeit nur mit Focetria (Novartis) und Pandemrix (GlaxoSmithKline), aber nicht mit dem in Österreich eingesetztem Celvapan (Baxter).

Bereits Erkrankte sind lebenslänglich immunisiert

Einen lebenslangen Schutz vor einer Ansteckung genießt, wer eine Erkrankung hinter sich hat, so Hrabcik. Und den kann auch haben, wer bewusst nichts von einer Schweinegrippe-Infektion mitbekommen hat. Zwischen zehn bis 20 Prozent der Betroffenen zeigen gar keine oder sehr milde Symptome und werden nicht als Fälle identifiziert - immun sind sie trotzdem. Erkrankungen sollte man dennoch meiden und nicht auf die leichte Schulter nehmen: "Mir persönlich wäre deshalb die Impfung lieber, weil ich nicht weiß, ob ich zu jenen gehöre, die Komplikationen haben werden", so Hrabicik.

Genau diese sind laut Experten schwer einschätzbar und betreffen eine ungewöhnliche Gruppe: junge, gesunde Menschen. "Dass die Pandemie die Eigenschaft hat, im kindlichen Körper mehr auszulösen, hat vermutlich verschiedene Gründe", so Harbcik. Hauptverantwortlich sei die Struktur des Virus, sprich die Beschaffenheit der Aminosäuren, durch die bestimmte Altersgruppen unterschiedlich angegriffen werden. Weiter Faktoren: Menschen über 30 Jahre halten sich weniger häufig in Menschenansammlungen zum Beispiel in Schulen auf und sind weniger unterwegs. Eine geringe Rolle dürfte die Immunität durch einen ähnlichen Virus spielen, den es vor 1955 gegeben habe: "Wenn das zutrifft, dann auf Personen, die sehr betagt sind", so Hrabcik. "Die 70- bis 80-Jährigen haben vielleicht einen Teilschutz."

"Risikogruppen-Priorisierung beibehalten"

Eine Abstufung der Risikogruppen, zum Beispiel eine Bevorzugung von Kindern oder Schülern, hält der ECDC-Obmann nicht für sinnvoll. Beide seien nicht mehr gefährdet als Schwangere oder chronisch Kranke, so Hrabcik. "Die jetzige Priorität hat einen Hintergrund und ist von der WHO als unabhängige Stelle festgelegt worden."

Das Ungewöhnliche seien bei der Schweinegrippe schwere entzündliche Veränderungen im tiefen Lungengewebe. "Diese führen zu Komplikationen, die es bei der normalen Influenza nicht gibt", erklärte Hrabcik. Generell sorge das Virus aber nach wie vor eher für milde Krankheitsverläufe. Die Todesrate liegt laut dem Obmann in Ländern mit einem gut funktionierenden Vorsorgeplan und Gesundheitssystem bei 0,1 Prozent. Zum Vergleich: Bei der saisonalen Influenza betrug die Mortalitäts-Quote 2008 in Österreich 0,2 bis 0,5 Prozent.

Auch die Situation in der Ukraine stelle sich weniger dramatisch dar, als häufig in der Öffentlichkeit dargestellt. Derzeit sei dort etwa ein halbes Prozent der Bevölkerung erkrankt. "Das ist von der Menge her nicht so viel", so Hrabcik. Da das Land aber bis vor kurzem über Fälle nicht genau berichtet habe, sei die Lage schwer einschätzbar.

Interessant sei das ungewöhnliche Bild aus dem Nahen und Mittleren Osten: Im Iran seien beispielsweise zehn bis 20 Fälle und gleichzeitig 13 Todesopfer bekannt. Ähnlich wie in Österreich sei die Situation in der Schweiz, Slowenien, Ungarn und Rumänien. In Italien und Deutschland gebe es etwas mehr Betroffene. Ein "ungünstiger Faktor" für ganz Europa - im Sinne der Verbreitung - sei es, dass etwa in Polen gar nicht geimpft werde.

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