Bei einem Bänderriss ist in der heutigen Zeit nicht immer eine Operation erforderlich
Der Bänderriss im oberen Sprunggelenk – wie bei Fußballprofi Zlatko Junuzovic – ist eine der häufigsten Sportverletzungen. Auch viele Freizeitsportler sind betroffen.
Häufige Verletzung
Bei jedem Sport, bei dem gelaufen und gesprungen wird, besteht die große Gefahr, mit dem Knöchel umzuknicken. Viele Fußballer haben sich daher schon einmal einen Bänderriss oder zumindest eine Bänderdehnung im Sprunggelenk zugezogen. So auch Österreichs Mittelfeldspieler Zlatko Junuzovic. Beim Auftaktmatch der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft gegen Ungarn bei der EURO 2016 war der 28-Jährige überknöchelt und erlitt einen Teilriss des Außenbandes im rechten Knöchel. Eine Woche nach dem Unfall geht es dem Profi-Sportler überraschend gut und er konnte das Lauftraining wieder aufnehmen. Wir haben uns bei einem Experten erkundigt, wie nicht nur Profi-, sondern auch Freizeitsportler nach einem Bänderriss schnell wieder fit werden.
Wenn das Band reißt
Das obere Sprunggelenk verbindet Fuß und Unterschenkel miteinander. Mehrere Bänder stabilisieren dieses Gelenk. Das aus drei Teilen bestehende Außenband, ein Innenband und das sogenannte Syndesmoseband. Bei einer Bandverletzung am Knöchel ist am häufigsten das Außenband betroffen. Es kann überdehnt oder gezerrt sein oder im Extremfall reißen. Der klassische Verletzungsmechanismus ist das Umknicken des Fußes. „Es treten sofort sehr starke Schmerzen auf, der Knöchel schwillt an und kann nicht mehr belastet werden. Charakteristisch ist auch die Instabilität“, beschreibt Doz. Dr. Patrick Weninger, Facharzt für Unfallchirurgie, die Symptome eines Bänderrisses.
Wie wird ein Bänderriss behandelt?
Doz. Dr. Patrick Weninger: Das hängt von der Verletzungsart ab. Immer gilt: abschwellende Maßnahmen, kühlen, Krücken, hochlagern. Bei einer Bänderverletzung unterscheidet man zwischen Ein-, Zwei- oder Dreibandverletzungen, je nachdem, wie viele der Außenbänder verletzt sind. Bei einer Einbandverletzung wird meist konservativ behandelt. Gips ist heute nicht mehr gerechtfertigt! Für 4 (bei Teilriss) bis 6 Wochen wird eine Bandage oder abnehmbare Schiene getragen. Patienten dürfen sofort bis zur Schmerzgrenze belasten und können gleich mit Bewegungsübungen beginnen.Konservative Behandlung
Die Art der Behandlung richtet sich danach, wie viele Bänder verletzt sind. Während Bänderrisse am oberen Sprunggelenk vor einigen Jahren noch häufig operativ versorgt wurden, hat sich dies geändert. Ist nur ein Außenband gerissen, reicht eine konservative Therapie. Standard ist die sogenannte frühfunktionelle Behandlung mit einer Schiene (Orthese) am Knöchel, die bei einem Teilriss vier und bei einem kompletten Riss sechs Wochen lang getragen wird. „Ein Gips ist heute nicht mehr gerechtfertigt. Der starre Verband führt zu massiven Bewegungseinschränkungen, Muskelschwund, erhöht das Thromboserisiko und das Stellungsgefühl im Raum geht verloren“, so der Experte. Stattdessen dürfen die Patienten sofort bis zur Schmerzgrenze belasten und mit Bewegungsübungen beginnen.
Der Knöchel
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Manchmal ist OP nötig
„Sind zwei oder drei Bänder gerissen“, so der Chirurg, „sollte beim Profi- oder Leistungssportler operiert werden. Sonst entsteht eine chronische Instabilität, außerdem ist eine schnellere Rückkehr zum Sport möglich. Bei einem Freizeitsportler muss nicht unbedingt operiert werden, aber es ist dann für 6 Wochen ein starrer Verband nötig.“ Bei der Operation werden die Bänder entweder direkt genäht oder an der Stelle, wo sie abgerissen sind, mit Knochenankern wieder fixiert. „Arthroskopische Bandrekonstruktion mit kleinen Schnitten ist schonender und reduziert das Risiko. Selbstauflösende Knochenanker oder resorbierbare Fäden und Stifte machen eine Zweitoperation zur Entfernung unnötig“, erklärt Dr. Weninger.
Schnelle Sportrückkehr
Moderne Behandlungsmethoden können die Heilungsphase massiv verkürzen und eine schnellere Sportrückkehr ermöglichen. Die Stoßwellen-Therapie beispielsweise fördert die Regeneration, erhöht die körpereigene Stammzellenproduktion, verbessert die Durchblutung der Bänder, wodurch diese besser heilen und schneller wieder zusammenwachsen. Auch Eigenblutbehandlungen sorgen für schnellere Heilung. „Diese werden praktisch bei jedem Sportler der NBA oder NFL in den USA gemacht und sind auch bei Fußballverletzungen sehr beliebt“, erklärt Dr. Weninger. Abgenommenes Blut wird zentrifugiert und so plättchenreiches Plasma (PRP) gewonnen. Dieses enthält Faktoren der Blutplättchen, die die Bänder schneller wieder zusammenwachsen lassen.
Dr. Peter Bock: Facharzt für Orthopädie und orthopädische Chirurgie 1030 Wien, Am Heumarkt 3/16 Tel.: 0664 /555 08 93 Ao. Univ.-Prof. Dr. Christian Gäbler: Facharzt für Unfallchirurgie und Sporttraumatologie 1090 Wien, Alser Straße 28 Tel.: 0 1/402 1000 www.sportordination.com Prim. Univ.-Doz. Dr. Thomas Müllner, PHD: Facharzt für Unfallchirurgie, Orthopädie und orthopädische Chirurgie 1130 Wien, Kupelwiesergasse 15 Tel.: 0 1/877 94 44, www.knieweh.at dr. Christof Pabinger: Facharzt für Orthopädie und orthopädische Chirurgie 8010 Graz, Plüddemanngasse 45 Tel.: 0316/908204-0, www.opz.at MR Dr. Gunther Steinböck: Facharzt für Orthopädie und orthopädische Chirurgie 1160 Wien, Liebhartsgasse 48/7 Tel.: 01/493 17 10, www.fussarzt.at Univ.-Prof. Dr. Hans-Jörg Trnka: Facharzt für Orthopädie und orthopädische Chirurgie 1080 Wien, Alser Straße 43/8 Tel.: 01/4085993 www.fusszentrum.at Ao. Univ.-Prof. Dr. Reinhard Weinstabl: Facharzt für Unfallchirurgie, Sporttraumatologie 1090 Wien, Pelikangasse 15 Tel.: 0 1/79 666 79 www.weinstabl.at Doz. Dr. Patrick Weninger: Facharzt für Unfallchirurgie 1190 Wien, Krottenbachstraße 8/4 Tel.: 0699/172 42 838 www.dr-weninger.at |