Neue Erkenntnisse von Wiener Wissenschaftern zu Schwarzem Hautkrebs.
Ein Gen bzw. das in ihm kodierte Protein, das offenbar seit hunderten Millionen Jahren in der Evolution der Arten "konserviert" (erhalten) wurde, dürfte bei Melanom-Erkrankungen die Neubildung von Lymphgefäßen und somit das Entstehen von Metastasen verhindern. Das ist eine Erkenntnis, welche Wissenschafter der Wiener Universitäts-Hautklinik (MedUni Wien/AKH) jetzt in der international führenden Fachzeitschrift "Journal of Investigative Dermatology" online veröffentlicht haben.
"Die Gefährlichkeit von Melanomen liegt darin, dass sie in einem sehr frühen Stadium die Neubildung von Lymphgefäßen (Lymphangiogenese) fördern und dadurch sehr früh Metastasen bilden können", hieß es am Dienstag in einer Aussendung der MedUni Wien.
Daher sei es entscheidend, Proteine zu finden, welche die Lymphangiogenese hemmen. In einer Studie von Heide Niederleithner von der Universitätsklinik für Dermatologie wurde nun gezeigt, dass Wnt1 ein solches Protein ist, welches beim Schwarzen Hautkrebs die Neubildung von Lymphgefäßen und das Entstehen von Metastasen hemmt. Wnt1 gehört zu einer Gruppe von Genen, welche auch schon in Drosophila-Fliegen vorhanden sind, also seit der Entstehung der Insekten existieren. Es stellt die Polarität bei der Entstehung der Fliegen sicher. Schaltet man es künstlich aus, entstehen flügellose Fliegen.
Präklinische Studien zeigten, dass die erhöhte Freisetzung des Signalproteins Wnt1, die Bildung neuer Lymphbahnen und damit die Bildung von Metastasen blockiert. Diese Wirkung von Wnt1 war bisher unbekannt und wurde jetzt von den MedUni-Forschern um Peter Petzelbauer patentiert. Er hat vor Jahren mit der Entdeckung des Peptids B-beta 15-42, ein 28-Aminosäuren-Fragment des körpereigenen Proteins Fibrin, in der österreichischen Biotech-Szene Furore gemacht. Dieses Peptid macht die Endothelzell-Schicht bei krankheitsbedingten Schäden wieder dicht und verhindert somit Entzündungsreaktionen.
"Derzeit gibt es keine Therapie-Konzepte, die die Lymphangiogenese beeinflussen. Die Entdeckung dieser neuen 'anti-lymph-angiogenetischen' Funktion von Wnt1 ist ein wichtiger Schritt, sie irgendwann auch beim Patienten mit Melanom ausnützen zu können", sagt Heide Niederleithner von der Universitätsklinik für Dermatologie (Abteilung Allgemeine Dermatologie und SERD, www.serd.at).
Die Ergebnisse der Studie sind ein Anstoß zu weiteren Bemühungen in diese Richtung, so Peter Petzelbauer von der Universitätsklinik für Dermatologie und Senior-Autor der Studie: "Es laufen bereits weitere Studien, um noch selektivere Substanzen als Wnt1 zu finden und die Signalwege noch exakter zu erforschen."